Silvia am Sonntag - der Talk - Kurt Krömer BEI HIT RADIO FFH
„Depression ist ein Beinbruch im Gehirn.“
„Ich war komplett lebensunfähig, der Ofen war aus.“ So beschreibt Komiker Kurt Krömer die letzte Zeit seiner schweren Depression. „Nichts in deinem Leben ist, dass dich sagen lässt, das ist schön. Drei Jahre bin ich von Arzt zu Arzt getingelt und dachte, das kann doch nicht sein, dass der Arzt nichts findet. Ich hab‘ doch was.“ Als er dann in der Tagesklinik die Diagnose bekam, war das eine Erlösung: „Plötzlich war da ein Ort von Gleichgesinnten, man verstand mich. Denkt nicht ein Jahr darüber nach. Die Klinik – das sind acht Wochen, das ist kürzer als ein Jahr.“ Und wir sollten sehr aufmerksam sein für Menschen aus unserer Umgebung, die Hilfe brauchen. „Sofort schnappen und auf in die Notaufnahme. Das ist ein Hilfeschrei. Da muss sofort jemand ran.“
Obwohl bei Kurt Krömer eine schwere Depression diagnostiziert wurde, hatte er nie Selbstmordgedanken. „Das gab es zum Glück nie, aber überleg mal, zu was eine Depression in der Lage ist. Einem gesunden Menschen vorzugaukeln, du bist an einem Punkt, wo nichts mehr hilft, es geht nicht mehr weiter. Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ – das habe er in der Klinik gelernt und den Satz deshalb zum Titel seines Buches („Du darfst nicht alles glauben, was du denkst. Meine Depression“ – erschienen am 10.03.) gemacht. Sein großer Wunsch, dass irgendwann ein Sechsjähriger wisse: „Depression ist ein Beinbruch im Gehirn und es kann dir geholfen werden.“
Er sei das beste Beispiel dafür. „Ich bin jetzt 47 und denke: Jetzt ist die schönste Zeit in meinem Leben. Mein Programm ist bis 2023 ausgebucht. Endlich habe ich meinen Kopf wieder frei, kann ja viel mehr machen als vorher.“ Das gelte auch für seine Rolle als Vater von vier Kindern – drei von ihnen leben bei ihm als alleinerziehendem Vater.
Nie hätte er gedacht, dass sein Bekenntnis solche Wellen schlagen würde: „Ich habe tausende Nachrichten bekommen. Es kamen Leute zu meiner Agentur, die haben an der Tür geklingelt. Es ist so krass. Es ist immer noch ein Tabuthema. Und da würde ich gerne einmal meine popelige Prominenz nutzen, dass ich helfen kann, das zu verändern.“ Auch wenn er dafür „komplett die Hosen runterlassen musste“.
Und zum Abschluss des Gesprächs meint er zu Moderatorin Silvia Stenger: „Wenn nur einer deiner Hörerinnen und Hörer dabei ist, der morgen zum Hausarzt geht und der ihm sagt: 'Ja, sie haben eine Depression’, dann haben wir viel erreicht.“
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Kurt Krömer sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.