Silvia am Sonntag - der Talk - Atze Schröder BEI HIT RADIO FFH
Komiker Atze Schröder bei FFH: „Sobald ich ehrliche Gefühle zeigte, war das Echo immer sehr positiv.“
„Es war Zeit für ein Résumé“, so beschreibt Komiker Atze Schröder die Motivation für seine Biografie 'Blauäugig: Mein Leben als Atze Schröder', die am 1. April erscheinen wird. „Es war wichtig, auch mal zu beleuchten, wie bin ich an diesen Punkt gelangt. In erster Linie ist sie unterhaltsam, aber es sind auch Stellen drin, wo man etwas schlucken muss oder vielleicht auch mal eine Träne verdrücken muss.“ Schon vor dem Schreiben seiner Biografie merkte er, dass immer, wenn er sich verletzlich zeigte, es honoriert wurde: „Sobald ich ehrliche Gefühle zeigte, war das Echo immer sehr positiv. Das hat mir Mut gemacht, einfach immer die Dinge beim Namen zu nennen. Und auch überall restlos die ‚Katze aus dem Sack‘ zu lassen.“
Im Buch, das zugleich eine Geschichte der Bundesrepublik ist, erfahren wir viel von seinen Eltern: „Ich hab‘ eine Tante, die noch lebt, die aus dem Vollen erzählen konnte. Und ich hab‘ viele Cousins und Cousinen befragt“. Dass es seinem Vater gelang, nach Kriegserfahrungen und Gefangenschaft seinem Leben einen anderen Sinn zu geben, hält Atze für eine große Lebensleistung. „Den Krieg, seinen schrecklichen Vater hinter sich zu lassen, das war eine ganz bewusste Entscheidung von ihm. Er beschloss in der Gefangenschaft im Kaukasus: ‚Wenn ich das hier überlebe, so soll mein Leben von Liebe und Frieden geprägt sein‘. Er hat mir von Anfang an viel von seinen Erlebnissen erzählt, eigentlich hat er nur mit mir über Krieg gesprochen.“
Eine besondere Beziehung hatte Atze zu seiner Großmutter Johanna, der das Buch auch gewidmet ist: „Meine Oma hat mich sehr geprägt, sie war eine sehr herzliche, aber auch taffe Frau.“ Seine Eltern hatten bis zum Schluss eine innige Verbindung. „Ja, es war eine große Liebesgeschichte. Die sind noch mit Mitte achtzig am Sonntag Händchen haltend durch die Stadt gelaufen. Ich glaube, deshalb konnte ich mein Leben auch so blauäugig angehen, weil zu Hause immer heile Welt war.“
Dieses Grundvertrauen half ihm auch in schwierigen Situationen, wie zum Beispiel in der Schule: „Eigentlich habe ich mein ganzes Schulleben geplant, am nächsten Tag nicht mehr hinzugehen.“ Zu Hause war er „ein verzogener Prinz“, der aber mittlerweile vieles gelernt hat – auch im Haushalt. „Mittlerweile macht mir das sogar richtig Spaß.“ Seine liebste Hausarbeit ist: „Fensterputzen – vielleicht, weil das noch so neu ist für mich."
Und Atze, der bekennende Porsche-Fahrer, hat sein Auto verkauft: „Das habe ich noch niemanden erzählt, aber ja, tatsächlich, ich habe mein Auto verkauft und erledige hier in Hamburg alles mit dem Rad. Und das ist schön und hält fit. Das hat mir aber auch gezeigt, dass man einige Dinge, die man für selbstverständlich erachtet, vielleicht auch mal durchbrechen sollte.“
Atze, der stolz ist auf seine Freunde – „Ich habe richtig gute Freunde und Freundinnen“, – hat eines für sich entdeckt: „Gelassenheit, ich nehme auch Scheitern für mich in Kauf. Das ist eine Seite an mir, die mir mittlerweile gut gefällt. Ich will auf keinen Fall ein alter, mürrischer Mann werden.“
Wieder auf der Bühne zu stehen, sei ein gutes Gefühl: „Endlich habe ich wieder das Gefühl, Komiker zu sein, obwohl es ein paar Tage gedauert hat, bis der Text wieder saß. Aber das Publikum verzeiht, die wollen das so sehr.“
Dass sein Buch mit den Kriegserfahrungen seines Vaters im Moment so aktuell ist, hätte er auch nicht gedacht. „Einerseits habe ich ‚Nieder mit den Waffen‘ sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen und musste meinem Vater versprechen, nie mehr eine Waffe in die Hand zu nehmen, aber wir müssen jetzt leider einsehen, dass wir nur mit Kuscheln gegen echte Bösewichte wie Putin keine Chance haben.“ Er fühle im Moment angesichts des Krieges in der Ukraine Verunsicherung, aber keine Angst: „Wenn ich Selenskyj sehe, der ja bis vor einiger Zeit noch ein Kollege von mir war, nämlich Komiker, mit wie viel Ausstrahlung und Furchtlosigkeit der auftritt, dann sollten wir im Kleinen auch sagen: Angst lähmt nur. Lass uns Respekt davor haben, vor der Situation, aber keine Angst.“
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Atze Schröder sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.