Silvia am Sonntag - der Talk - Kabarettist und Physiker Vince Ebert
Kabarettist und Physiker Vince Ebert – der mittlerweile in Wien lebt: „Wenn ich auch manchmal der Piefke bin, fühle ich mich hier sehr wohl“ – wirbt mit seinem Buch „Lichtblick statt Blackout“ für mehr Optimismus. „Diese ständige Katastrophenstimmung ist mir so auf den Zeiger gegangen. Ich finde es schlimm, wenn man den Menschen nur erzählt, die Welt geht unter.“ Mit dieser „Katastrophen-Rhetorik“ erreiche man nichts. „Bei Panik und Angst schaltet das Gehirn auf Reptilien-Modus: 'Tot stellen, Angriff oder Flucht.' All das sind keine zielführenden Optionen, um konstruktiv mit der Zukunft umzugehen.“
In den letzten 100 Jahren sei unsere Welt besser geworden als je zuvor. „Wir können mit unseren Köpfen, mit unseren Erfindungen die Welt besser machen.“ Die derzeitige „Katastrophen-Rhetorik“, so Ebert, sei wissenschaftlich nicht haltbar. „Im Bericht des Weltklimarats steht zwar, wir müssen handeln, aber nichts von Apokalypse oder Weltuntergang. Die Vermischung von Wissenschaft und Weltanschauung ist mir zu groß geworden. Klimapolitik ist subjektiv, Klimaforschung objektiv.“ In der Wissenschaft gehe es darum, Fakten aufzuzeigen, aber nicht, sie zu bewerten. „Ich kritisiere Energie- und Klimapolitik, bin aber natürlich kein Klimawandel-Leugner.“
In der Demokratie sei es wichtig, in den Diskurs zu gehen, ohne den anderen sofort in eine moralische Ecke zu stellen. Außerdem, so Vince Ebert, müssten wir in Deutschland aufpassen, „unseren moralischen Größenwahn“ nicht auf andere Länder zu übertragen. „Gerade, wenn man sieht, wie jetzt Schwellenländer am Wohlstand teilnehmen. Indien, Bangladesch – sie fahren ihre Energieversorgung rasant hoch. Die lassen sich nicht von unseren Verzichts-Appellen lenken.“ Daher sei es zielführender, „sich dem Klimawandel anzupassen, als eine Entwicklung aufzuhalten. Wir können den Klimawandel nicht aufhalten. Wir werden auch das 1,5-Grad-Ziel, auch das 2-Grad-Ziel reißen.“
Der Diplom-Physiker Vince Ebert setzt auf mehr Diskussion in der Energiepolitik: „Die finnischen Grünen setzen auf Kernenergie“. Zudem setzt er auf mehr Optimismus: „Junge Menschen aus Schwellenländern sehen die Zukunft viel positiver“, mehr Praktiker: „Bau-Ingenieure haben gleich gesagt, das wird mit dem Berliner Flughafen nicht funktionieren“ und weniger „Katastrophen-Rhetorik“: „Zwischen den beiden Extrem-Positionen (die Welt geht unter und Klimawandel gibt es nicht) gibt es weit mehr“. Sein Blick in die Zukunft ist hoffnungsvoll: „Die Welt geht nicht unter, sie wird besser.“
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Vince Ebert sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.