Silvia am Sonntag- der Talk - Weltschiedsrichter Felix Brych bei FFH
Weltschiedsrichter Felix Brych, einer der angesehensten Schiedsrichter der Welt (zwei Mal Weltschiedsrichter), hat in seinem Buch: „Aus kurzer Distanz - Meine Erfolgsprinzipien als Weltschiedsrichter“, seine Erfahrungen als Schiedsrichter verarbeitet. „Ich wollte den Blick auf uns öffnen, dass man sehen kann: Wie arbeitet der Schiri, was geht in ihm vor?“ Er zeigt sich aufgeschlossen, was neue Methoden wie Headset, Freistoß-Spray oder Videobeweis betrifft. „Ich würde ohne VAR (Video Assistant Referee) gar nicht mehr pfeifen. Für mich alternativlos, das Spiel ist mittlerweile so schnell geworden, dass du gar nicht mehr alles sehen kannst."
Der promovierte Jurist verspürt unglaubliche Verantwortung im Spiel: „Den Job mache ich aus Gerechtigkeitsgründen." Die neuen technischen Möglichkeiten nähmen auch etwas den Druck auf den Schiedsrichter: „Wir treten nicht an, damit die Leute auf uns schimpfen können und den Frust der Woche abladen." Für seine Spiele bereitet er sich akribisch vor: „Ich habe Biographien von Spielern und Trainern gelesen, viele Spiele geschaut. Je besser ich die erwartbaren Ereignisse vorbereitet hatte, desto besser konnte ich mich auf das Unerwartete einlassen.“ Ziemlich unerwartet fiel das sogenannte Phantomtor, als Stürmer Stefan Kießling für Leverkusen ein Tor gegen Hoffenheim erzielte, das durch ein Loch im Außennetz zustande kam. „Das haben sie mir verziehen, aber ich wusste, die Woche danach muss ich perfekt sein.“
Er weiß, im Gegensatz zu Spielern kann ein Spiel die Karriere eines Schiedsrichters ruinieren. „Die Arbeit hat sehr viel mit Psychologie zu tun, ich habe auch mit einem Psychologen gearbeitet, auch um Menschen besser zu verstehen. Und je mehr ich das verstanden habe, umso besser und fundierter wurde ich.“ Dass er in der Öffentlichkeit manchmal als arrogant wahrgenommen wurde, lag auch an der Distanz, die er halten musste. „Es driftet leicht ins Persönliche ab und das wollte ich immer schützen., damit ich nur in meiner Funktion als Schiri gesehen werden kann. Aber ich war immer verletzlich." Ohne Abgrenzung ging es nicht. „Immer mit einer leichten Distanz, deshalb auch der Titel meines Buches. Ich brauche eine gewisse Distanz, um hart entscheiden zu können."
Brych ist auch als Redner in Unternehmen gefragt: „Mein Job war eine Lebensschule. Menschenführung, Rückschläge verarbeiten, das sind Kompetenzen, die überall wichtig sind.“ So gebe es in jeder Abteilung einen Spielführer. „Mit dem muss man vielleicht mehr reden. Wenn der Führungsspieler mich akzeptiert, ist das automatisch ein Katalysator für die gesamte Mannschaft. Pep Guardiola und Messi waren immer zurückhaltend, aber es gab andere wie Sergio Ramos, da haben wir viele Blicke ausgetauscht. Ramos war ein großer Kommunikator. Auch Mourinho, da musste ich immer schauen, was er macht. Das waren spannende Spiele mit ihm." Das Beste seien Champions-League Spiele gewesen: „Schon bei den Ordnern glänzen die Augen. Das geht über die Spieler bis zu den Fans. Das waren die Highlights für mich.“
International hat sich Felix Brych als Schiedsrichter schon verabschiedet. In der Bundesliga würde der 47-Jährige gerne noch eine Saison dranhängen. „Noch fühle ich mich fit, die Regeneration dauert länger, aber von Samstag auf Samstag das geht noch.“ Und danach will er seiner Leidenschaft dem Fußball treu bleiben: „Ich habe viel Wissen angehäuft, das ich gerne weitergeben würde. Da wird sich was finden.“
„Silvia am Sonntag – der Talk“ läuft sonntags zwischen 9 und 12 Uhr mit Moderatorin Silvia Stenger. Das komplette Gespräch mit Felix Brych sowie alle anderen Interviews, können in voller Länge bei FFH in Web und App und überall dort, wo es Podcasts gibt, gehört werden.