"Klimaterroristen" - Marburger Jury kürt das Unwort des Jahres 2022
Marburger Jury hat entschieden - "Klimaterroristen" ist Unwort des Jahres
Das "Unwort des Jahres" 2022 lautet "Klimaterroristen". Das gab die sprachkritische "Unwort"-Aktion am Dienstag in Marburg bekannt. Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, begründete die Jury ihre Wahl.
Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivistinnen und Aktivisten mit Terroristen "gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden". Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury.
Unwörter spiegeln öffentliche Debatten wider
Aber auch in Bezug auf die Corona-Pandemie wurden zu Beginn des Jahres noch Worte genannt, zum Beispiel "Hygienespaziergang". Mit Ausbrauch des Ukraine-Kriegs seien diese Vorschläge dann aber schlagartig zurückgegangen, sagt die Sprachwissenschaftlerin. Die vorgeschlagenen Unwörter spiegelten somit sehr deutlich die öffentlichen Debatten und großen Ereignisse des vergangenen Jahres wider.
Wahl durch unabhängige Jury
Seit 1991 kürt eine sechsköpfige Jury aus Sprachexperten das jeweilige "Unwort des Jahres". Mit der Aktion will das unabhängige Gremium vor allem auf unsachgemäßen Sprachgebrauch aufmerksam machen. So werden beispielsweise Wörter ausgewählt, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen. Auch diskriminierende oder irreführende Formulierungen können zu den den möglichen "Unwörtern" gehören.
Platz zwei ging in diesem Jahr an das Unwort "Sozialtourismus". Der Ausdruck war bereits 2013 Unwort des Jahres. 2022 wurde Sozialtourismus von Friedrich Merz zur Bezeichnung von Menschen aus der Ukraine, die Zuflucht vor dem Krieg suchen, verwendet. Der dritte Platz geht an "defensive Architektur". Der Begriff beschreibt eine Bauweise, die das Verweilen von Menschen ohne festen Wohnsitz erschwert. In diesem Jahr hat die Jury über 1400 Einsendungen mit Vorschlägen bekommen.
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