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> Funklöcher melden per App im Kreis Siegen-Wittgenstein
29.05.2023, 04:06 Uhr
Siegen-Wittgenstein in NRW -
Bürger können per App Funklöcher melden
© dpa
Die Funkloch-App steht kostenlos und werbefrei in den App-Stores zum Download bereit (Symbolbild).
Der Kreis Siegen-Wittgenstein bei unseren Nachbarn in NRW sagt Funklöchern den Kampf an: Mit einer App sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, die Netzverfügbarkeit ihrer Mobilfunkanbieter zu erfassen.
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sagt über die Aktion, die bis zum 03. Juni läuft: „Ob beim Spaziergang oder unterwegs in Bus und Bahn: Jede Bürgerin und jeder Bürger kann mithelfen, Funklöcher aufzuspüren und die tatsächliche Mobilfunkversorgung vor Ort zu ermitteln. Sie wissen am besten, wo der Empfang besonders gut ist und wo die Verbindung hakt."
9,3 Prozent der Fläche sind völlige Funklöcher
Je mehr Menschen sich beteiligen, desto aussagekräftiger sind natürlich die Ergebnisse. Damit beteiligt sich Siegen-Wittgenstein an der landesweiten Mobilfunkmesswoche. Denn auch im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es noch Orte, wo das Handy wirklich komplett tot ist. Der Mobilfunkkoordinator des Kreises Siegen-Wittgenstein, Martin Schreier, erklärt unserer Reporterin: "Bei etwas über 9 Prozent der Fläche handelt es sich um sogenannte weiße Flecken. Das sind Orte, wo nicht mal der Notruf abgesetzt werden kann."
Versorgungslage im Kreis Siegen-Wittgenstein
2G-Flächenversorgung | 4G-Flächenversorgung | 5G-Flächenversorgung | Weiße Flecken | Graue Flecken |
99,08 % | 90,51 % | 67,74 % | 9,32 % | 36,1 % |
Quelle: Mobilfunk-Monitoring der Bundesnetzagentur, Stand Januar 2023
Anwohner genervt von den Funklöchern
Neben den weißen Flecken gibt es aber auch sogenannte graue Flecken. Hier sind Notrufe möglich, weil es immerhin einen Netzanbieter gibt - LTE ist hier bspw. trotzdem Fehlanzeige. Dieses Defizit gibt es im Kreis Siegen-Wittgenstein laut Mobilfunk-Monitoring der Bundesnetzagentur in rund 36 Prozent der Flächen - und das kritisieren auch regelmäßig die Anwohnerinnen und Anwohner, so Schreier. Obwohl in den vergangenen zwei Jahren deutliche Fortschritte bei der Netzabdeckung und beim Schließen von Funklöchern erzielt wurden, bleibt die flächendeckende Versorgung eine Herausforderung für die Mobilfunkanbieter.
Funklöcher treffen auch bewohnte Gebiete
Im Kreis Siegen-Wittgenstein liege die Herausforderung vor allem in der Beschaffenheit der Landschaft. "Wir haben viele Wälder, Berge und Täler. Den Mobilfunk-Mast dort aufzustellen ist nicht das große Problem, sondern dorthin eine Glasfaser- und eine Stromleitung zu legen", erklärt der Mobilfunkkoordinator. Doch nicht nur in der Pampa hapert es, zum Beispiel auch in Netphen im Wohngebiet ist bei schlechtem Wetter häufig kein Netz zu kriegen.
Schreier: Flächendeckendes Netz zwar anspruchsvoll, aber notwendig
Der Mobilfunkkoordinator des Kreises Siegen-Wittgenstein, Martin Schreier, setzt sich für eine bessere Netzabdeckung ein.
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Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist mit der waldreichste Kreis in Deutschland. Wir haben sehr enge Täler, Höhen, die bewaldet sind und dementsprechend ist es funktechnisch sehr schwierig, wirklich jedes Tal auch zu versorgen. Das Schwierigste ist eigentlich nicht den Mast zu bauen, um eine Mobilfunkversorgung sicherzustellen, sondern erstmal diesen Mast an die Daten anzubinden, sprich eine Glasfaser- oder Richtfunkanbindung herzustellen und diesen Mast mit Strom zu versorgen. Und das ist halt, wenn ich sage mal, ein Umkreis von zwei, drei Kilometern kein Ort und dementsprechend auch kein Strom ist natürlich entsprechend anspruchsvoll. Und es ist schon anspruchsvoll, über eine Netzabdeckung zu haben, aber auch notwendig, weil eben, auch wenn man jetzt von einem Berg über die nächsten drei guckt, denkt man, hier ist ja gar nichts. Ja doch, in den Bergen laufen die Leute rum, da fühlen die sich wohl, da haben die Natur, nur doof, wenn einer mal richtig hinfällt und man erstmal eine Viertelstunde lang auf dem Berg rennen muss, um irgendwie einen Notruf absetzen zu können. Und von daher ist es bei uns extrem anspruchsvoll, dieses Netz flächendeckend hinzukriegen, aber in meinen Augen trotzdem notwendig.
Schreier: "Der Ärger ist schon groß"
Martin Schreier bekommt häufig Rückmeldungen von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern, die über fehlendes Netz klagen.
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Der Ärger ist schon groß, insbesondere wenn es Wohnviertel untergleichen. Dass man mal auf der Straße einen Abbruch hat, ich glaube, damit können die meisten leben. Da beschwert sich gerade hier in der sehr ländlichen Region keiner so sehr. Aber wenn es zu Hause schon nicht funktioniert, insbesondere mit LTE, da reden wir im Dorf ja eh kaum von, dann wird es schon schwierig. Und ja, dann ist die Bevölkerung schon ein bisschen angesäuert.
© HIT RADIO FFH
Hier in Netphen brauchen die Anwohnerinnen und Anwohner Glück, um Empfang zu haben. Netzbetreiber haben ihre Netze in der Vergangenheit vorwiegend in den lukrativen Ballungsräumen ausgebaut. „Die ländlich geprägten Regionen hatten das Nachsehen“, bedauert Landrat Andreas Müller.
Mit der Funkloch-App können die Bürgerinnen und Bürger die Verfügbarkeit ihres Mobilfunknetzes unkompliziert erfassen und so möglicherweise vorhandene Funklöcher ermitteln. Die jeweilige Netzverfügbarkeit (kein Netz, 2G, 4G, 5G) wird dafür auf dem Handy gespeichert. Die Ergebnisse werden anonymisiert an die Bundesnetzagentur übermittelt, in der Funkloch-Karte des Gigabitgrundbuchs des Bundes verarbeitet und nach der Mobilfunkmesswoche für Nordrhein-Westfalen ausgewertet.
Für nähere Informationen zur Mobilfunkmesswoche und zur Funkloch-App hier klicken
Schreier: "App misst permanent den Handyempfang"
Mobilfunkkoordinator Martin Schreier erklärt, wie die App funktioniert.
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Die App kann sich jeder herunterladen. Die ist kostenlos. Die wird von der Bundesnetzagentur zur Verfügung gestellt. Die misst permanent den Handyempfang auf dem Netz, das man als Tarif gebucht hat, und sendet diese Daten dann an einen zentralen Server des Landes. Dort werden die Daten dann von uns wieder ausgelesen und wir können feststellen, wer zu welchem Zeitpunkt, bei welchem Netz, welche Dienste zur Verfügung gestellt bekommen hat. Ob es 5G ist, ob es 4G ist, ob es nur das 3G, also das normale Telefonnetz ist, oder auch ob kein Empfang war. Und das sind natürlich die für uns interessantesten Daten. Wenn überhaupt kein Empfang da war und sich das mehrfach wiederholt, können wir anhand dessen natürlich die Funklöcher am besten identifizieren.