"Orange Day“ heute: Flagge zeigen gegen Gewalt an Frauen

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Also die jüngsten Zahlen, die die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, zeigt eines deutlich, die Anzahl der Fälle gemeldeter Partnerschaftsgewalt hat in den letzten zehn Jahren auch im Wetterau-Kreis zugenommen. Konkret in 2014 hatten wir 325 Fälle, letztes Jahr hatten wir 452 Fälle und das bedeutet eine Zunahme von über einem Drittel der gemeldeten Fälle. Und das sollte man auch immer berücksichtigen. Das besagt natürlich nichts, ob die Dunkelziffer zurückgegangen ist.

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Dort kann man dann sich zum Thema informieren. Genauso wird es einen Stand der Polizei geben. Des Weiteren findet, ja, ich sag mal, werden Gebäude orange beleuchtet. Ein Höhepunkt ist dann eben die Lichterkette als Zeichen gegen Gewalt in Nidda vor Ort. Und da können natürlich orange Lichter einfach mitgebracht werden und wir freuen uns natürlich alle über eine große Teilnahme.

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Das sind sogenannte Family-Only-Täter, die also nur in Einführungsstreichen in der Familie zuschlagen. Die machen etwa ein gutes Drittel der Täter aus. Die sind oft sozial sehr angepasst, integriert, haben einen Job, haben einen Verein, in dem sie aktiv sind und sie sagen immer, sie lieben ihre Frau und ihre Kinder. Das ist total wichtig, aber auch ganz oft haben sie keine Freunde. Das heißt, die Frau ist die einzige emotionale Bezugsperson für sie überhaupt. Das ist total spannend, also dass es wirklich quasi Einzelgänger sind. Was erzählen die Ihnen dann, warum sie zugeschlagen haben? Das ist natürlich im Einzelfall sehr unterschiedlich, aber gemeinsam ist die Schämensicht unglaublich. Die kommen also so klein mit Hut unter der Türe zu durchgekrochen. Ganz oft sagen sie, sie wollten das gar nicht. Es gibt natürlich die Beschönigungen. War ja nur ganz leicht. Oder die Frau hat mich dazu gebracht. Was sie alle sagen, ist tatsächlich, dass sie die Frau, die Person ist, die sie am meisten lieben. Und ich versuche mit denen so eine Art inneren Vertrag zu schließen, in der Hinsicht, dass wir gemeinsam dem Ganzen auf den Grund gehen. Was bringt ein Mann dazu, die Person, von der er behauptet, dass er sie am meisten auf der Welt liebt, zu schädigen? Und da kommt ganz deutlich raus. Sie sind eben nicht in der Lage, ihre Emotionen zu benennen. Und sie sind auf gar keinen Fall in der Lage, sie angemessen, sozial angemessen auszudrücken. Und das ist was, was wir in dem Verantwortungstraining versuchen, mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten. Wie machen Sie das? Wie gehen Sie vor? Nach dem Notfallplan, was passiert, was kann ich machen, wenn ich wieder auf 180 bin, schauen wir uns sehr genau an. Was ist es denn, was mich auf 180 bringt? Wovon fühle ich mich provoziert? Geben Sie mal ein Beispiel. Okay, der Mann kommt abends um 5, 6 nach Hause von der Arbeit. Die Kinder lärmen rum. Die Frau erzählt, sie müsste abends weg. Er will das nicht, weil er sich auch ausruhen will. Sie streiten sich ein Wort, gibt das nächste. Die Frau bringt die Kinder ins Bett. Dann will die Frau was mit ihm ausdiskutieren. Er schiebt sie zur Seite und geht raus. Warum? Sie dann beim zur Seite schieben natürlich ein Kieferbruch erleidet. Das müssen wir dann genau klären. Aber dieses genau zu rauszukriegen, was ist denn in dem Moment passiert? An welchem Punkt hättest du noch dich zurückhalten können? Das versuchen wir rauszukriegen. Spannend, sehr, sehr spannend. Gehen wir nochmal an diesen Moment ran, wo Sie sagen, Sie versuchen diesen Punkt zu finden. Wo ist der Punkt vor dem Punkt auf No Return? Wie hakt man da ein? Was sagen Sie den Leuten dann, was sie machen sollen? Die meisten haben ja eigentlich schon Strategien entwickelt. Die meisten wissen, es ist gut, wenn ich rausgehe. Es ist gut, wenn ich mich körperlich betätige. Von Holz hacken bis Joggen bis Fahrradfahren, wobei ich Holz hacken für die gefährlichste Alternative halte. Tief durchatmen oder so. Also die ganz banalen ersten Sachen zum Stressabbau, die man in jedem Tippratgeber findet. Die gelten da für den Notfall. Auch. Deswegen, ich auch sage, es ist absolut wichtig, dass nicht nur der Täter isoliert irgendwas kriegt. Nicht nur die Frau als Opfer isoliert irgendwas kriegt. Sondern, dass die gesamte Familiensituation angeguckt wird. Das ist es, was tatsächlich Gewalt beenden kann. Gerade die Kinder brauchen ja auch was für sich. Wir sehen, dass die Kinder aus Gewaltfamilien schlechtere Schulabschlüsse haben. Dass sie häufiger krank sind. Dass sie häufiger psychische Probleme haben. Sehen Sie das? Wie schlagen die Männer ein, dass es kein Liebesbeweis ist, ihre Frau zu schlagen? Also ich habe noch keinen gehört, der das behauptet hätte von sich. Naja, aber Sie sagen ja, Sie lieben Ihre Frau. Ja, ein ganz wesentlicher Punkt in dem Programm ist auch Empathieschulung. Also dass wir schauen, wie kriegen wir die Männer dazu, sich einzufühlen. Wir stellen zum Beispiel die Tat nach. Und fragen ja auch, wie glaubst du, hat sich deine Frau gefühlt in dem Moment? Und meist kommt, ja, sie hatte Angst. Okay, am nächsten Tag hat sie dich geküsst. Meinst du, sie hatte keine Angst in dem Moment? Und da auch hinzukriegen, sieht er auch, dass die Frau jetzt eine Besänftigungsstrategie fährt. Und wo ist es echt, das zu unterscheiden auch. Und mit ihr darüber auch in ein Gespräch zu gehen. Und in der Gruppe zu arbeiten, ist natürlich auch nochmal eine Überwindung für die Männer, ne? Ja, ganz klar. Also das ist das Erste. Die wollen alle nicht in die Gruppe. Die wollen nur einzeln arbeiten, weil das ist so schambesetzt. Und sie wollen das nicht veröffentlichen. Aber deshalb machen wir auch mindestens vier. Einzelsitzungen vorher, um rauszukriegen, ist der denn gruppenfähig? Ist der in der Lage wirklich zu sagen, ja, ich habe da was getan, was meine Frau geschädigt hat? Und sie sind, wenn sie es denn getan haben, man merkt richtig, von denen fällt eine Last ab.