Übergriffe in Gelnhausen - Bürgermeister wehrt sich nach Interview
„Mit hohen Temperaturen liegen, ja, auch die Gemüter manchmal blank“ - mit diesem Satz geriet Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger nach den sexuellen Übergriffen im Barbarossabad in die Schussbahn: Es entstand der Eindruck, er verharmlose die Taten. Der Fall: Vier junge Männer sollen am 22. Juni im Barbarossabad acht Mädchen sexuell belästigt haben, das jüngste Opfer gerade erst elf Jahre alt.
In einem Interview mit dem Newsportal WELT.de sagte er den Satz. Es folgten heftige Kritik, Beleidigungen bis hin zu Hetze gegen den Bürgermeister und zum Teil sogar gegen seine Familie, vor allem in Social Media. Jetzt wehrt sich Litzinger und hat auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, denn seine Aussage sei eine Antwort auf eine andere Frage gewesen: "Tatsächlich hatte der Bürgermeister diesen Satz in einem anderen Kontext verwendet. Seine Aussage wurde in manipulativer Weise so dargestellt, als habe er damit die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe kommentiert", heißt es in einer Stellungnahme der Medienkanzlei Höcker Anwälte.
Zwei Fragen
Am 29.06.2025 stellte eine WELT-Reporterin Bürgermeister Litzinger nach Angaben der Kanzlei zwei Fragen: "Die erste Frage nahm Bezug auf die aktuellen Vorfälle sexualisierter Gewalt im Schwimmbad. Der HÖCKER-Mandant beantwortete diese Frage damit, dass acht Mädchen im Alter von 11-16 Jahren von vier Männern im Alter von 18-28 Jahren sexuell belästigt worden seien. Die Polizei sei schnell vor Ort gewesen und habe drei der vier Beschuldigten festnehmen können. Die zweite Frage der Reporterin bezog sich auf mögliche Vorfälle im Freibad in der Vergangenheit. Zu dieser Frage erklärte der HÖCKER-Mandant, dass es bis dato nur leichtere Vorfälle von Diebstahl und Beleidigungen gegeben habe. Ausschließlich bezogen auf frühere verbale Entgleisungen im Schwimmbad äußerte er dann: „Also, es ist natürlich immer, bei hohen Temperaturen liegen auch die Gemüter manchmal blank.“. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass die verbalen Auseinandersetzungen aus der Vergangenheit – gerade im Gegensatz zum aktuellen Vorfall – keine schwerwiegenden Vorfälle waren, was auch die Unvorhersehbarkeit des aktuellen Falls erklärt."
Sexuelle Übergriffe nie verharmlost
Rechtsanwalt Dr. Marcel Leeser sagt: „Unser Mandant hat sexuelle Übergriffe niemals verharmlost. Gegen diese völlig unverantwortliche Form des populistischen und die Leserschaft durch manipulative Tricks aufhetzenden Journalismus wird der Bürgermeister von Gelnhausen konsequent mit allen juristischen Mitteln vorgehen.“
Unterstützung aus Bad Soden-Salmünster
Bad Soden-Salmünsters Bürgermeister Dominik Brasch stellt sich ebenfalls vor seinen Amtskollegen Litzinger. In einem Posting bei Facebook schreibt Brasch: "Was derzeit mit Christian geschieht, ist eine öffentliche Hinrichtung mit den Mitteln des digitalen Mobs. Eine Enthemmung, eine Verrohung, ein Abgrund. (...) Wer sich die Mühe macht, den vollständigen Kontext zu betrachten, erkennt, dass Christian nicht relativieren wollte – sondern einordnen, beruhigen, Verantwortung zeigen. Es war kein Fehler, es war eine Antwort. Eine, die bewusst falsch verstanden wurde – von Teilen der Berichterstattung und von denen, die sich nun moralisch überlegen auf ihn stürzen."


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