Neuer Trend für die Rhön? - «Coolcation»-Urlauber suchen Kühle
Abkühlung gesucht? In Rhön, Vogelsberg und im Waldecker Land ist es ein paar Grad kühler als im Rhein-Main-Gebiet oder am Mittelmeer. Was der Reisetrend "Coolcation" für die Region bedeutet.
Schön warm, viel Sonne und eine leichte Brise – so stellen sich die meisten Menschen das ideale Urlaubswetter vor. Doch die Wirklichkeit sieht manchmal anders aus: unerträgliche Hitze und überfüllte Strände. Um das zu vermeiden, wählen einige Urlauber bewusst kühlere Reiseziele anstatt heißer Ferienregionen.
"Coolcation" neuer Trend
"Coolcation" heißt dieser relativ neue Trend, der sich nach Angaben von Tourismusexperten derzeit aber noch auf einen eher überschaubaren Kundenkreis beschränkt. Der Begriff ist eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern "cool" (kühl) und "vacation" (Urlaub), also sinngemäß "kühles Reisen". Typische Urlaubsziele von Coolcation-Reisenden sind Skandinavien, das Baltikum, Großbritannien und Island.
Auch bei Hitzewellen stets ein paar Grad weniger
Doch nicht nur Schweden und Co. können in der Regel mit vergleichsweise moderaten Temperaturen auch im Hochsommer punkten. Auch in hessischen Mittelgebirgsregionen wie der Rhön, dem Vogelsberg und dem Waldecker Land ist es selbst bei Hitzewellen stets ein paar Grad kühler als etwa im Rhein-Main-Gebiet. Zudem weht Urlaubern in Hessens Mittelgebirgen meist ein angenehmes Lüftchen um die Nase.
Bisher noch kein großer Reisetrend in Hessen
Die Tourismusbranche in Rhön, Vogelsberg und am Edersee kennt nach eigenen Angaben zwar das Phänomen "Coolcation", ein großer Reisetrend ist das dort aber bisher nicht. Doch das könnte sich ändern.
Etwas kühler und ein angenehmes Lüftchen
"Wir haben in Poppenhausen Gäste, die in heißen Sommern die Hitze nicht so gut vertragen und deshalb zu uns in die Rhön kommen und Abkühlung suchen", berichtet Andrea Müller, Tourismusmanagerin von Poppenhausen (Landkreis Fulda). Zahlenmäßig genau bestimmen lasse sich das aber nicht.
"Wie wir aus Gesprächen wissen, kommen die allermeisten Urlauber wegen der landschaftlichen Schönheit der Rhön, der moderaten Preise und weil es hier noch nicht so überlaufen ist", sagt Müller. Das Klima spiele in Äußerungen von Urlaubern bislang kaum eine Rolle. "Doch an heißen Tagen hören wir von Gästen, dass sie auf die nahe Wasserkuppe fahren, da es dort immer ein paar Grad kühler ist und ein angenehmes Lüftchen weht."
"Coolcation" halte sie für eine grundsätzlich gute Idee. "Der Reisetrend ist in Poppenhausen noch kein Thema im touristischen Marketing", sagt sie. "Das kann sich aber ändern, wenn der Klimawandel so fortschreitet."
"Cooler Tipp für heiße Tage"
Im benachbarten Gersfeld kommen nach Angaben von Tourismus-Managerin Bianka Mehler im Sommer immer öfter Gäste aus Ballungszentren. "Viele Urlauber schätzen auch, dass es hier nachts stärker abkühlt als in der Stadt und man besser schlafen kann. Außerdem ist es weniger schwül", berichtet Mehler.
Rotes Moor und Kaskadenschlucht
"Ein besonders cooler Tipp für heiße Tage ist ein Besuch des Roten Moors und der Kaskadenschlucht, weil dort auch im Hochsommer angenehme Temperaturen herrschen", empfiehlt die Tourismusexpertin. Eine gezielte Werbung als Ort für "Coolcation" plane Gersfeld derzeit nicht.
Skepsis wegen Auswirkung des Klimawandels
Bei der Marketingagentur Rhön Tourismus, die die über drei Bundesländer verteilte Region bewirbt, gibt es bislang keine Projekte zum Thema "Coolcation". Denkbar wäre lediglich, die generell niedrigeren Temperaturen in den Wäldern und eine Auswahl von Wanderrouten unter diesem Gesichtspunkt zu vermarkten, sagt Sprecher Alexander Martin.
Klimawandel in der Rhön deutlich zu spüren
"Tatsächlich ist es so, dass die Rhön in Bezug auf den Klimawandel und die Erwärmung eher zu den Verlierern gehört", zeigt er sich skeptisch. Im Vergleich mit den Städten sei die Rhön zwar kühler. "Aber die Auswirkungen des Klimawandels sind hier deutlicher zu spüren." So sei im bayerischen Teil der Rhön Wasserknappheit im Sommer keine Seltenheit mehr.
Kühler Rückzugort für Menschen aus Rhein-Main-Gebiet
Das Wort "Coolcation" als Trendausdrucke habe es zwar noch nicht bis in den Vogelsberg geschafft, sagt Ilka Schacht von Vogelsberg Tourismus. Aber auch ohne diesen Begriff sei der Vogelsberg als kühle Region bekannt. Die Mittelgebirgsregion werde gerne von Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet als Rückzugsort mit gemäßigteren Temperaturen gesucht.
Vogelsberg oft vier Grad kühler als Rhein-Main-Gebiet
In den höheren Lagen im Vogelsberg mit geringer Bebauungsdichte, mit zahlreichen Wäldern und Wiesen sowie seinem Mittelgebirgsklima liege der Temperaturunterschied zum Rhein-Main-Gebiet oft bei vier Grad.
Region Edersee als Alternative zu heißen Urlaubsorten
Die Region Edersee biete auf jeden Fall eine Alternative zu überfüllten Urlaubsorten mit Hitze, sagt Lisa Brüne von der Edersee Marketing GmbH. "Auch die Urlaubsgäste wissen dies zu schätzen und reisen deshalb teilweise an." Die Region sei auch als Kombination aus See und Wald bekannt. "Mit dem Naturpark und Nationalpark Kellerwald-Edersee - teilweise auch als Unesco-Weltnaturerbe ausgezeichnet - bieten wir einen Ort der Ruhe und auch "Coolcation"-Möglichkeiten."

