30 Jahre UNESCO-Weltnaturerbe - Was die Grube Messel so einzigartig macht
Am Dienstag (9.12.) feiert die Grube Messel (Kreis Darmstadt-Dieburg) ihr 30-jähriges Jubiläum als UNESCO-Weltnaturerbe. Die Grube ist die erste Weltnaturerbestätte Deutschlands. Sie ist ein bedeutender Ort für die Urzeit-Forschung und zeigt, wie nahe Wissenschaft und Zerstörung beieinanderliegen können.
Der Fossilien-Hotspot im heutigen Südhessen entwickelte sich vor etwa 48 Millionen Jahren durch eine vulkanische Explosion, bei der ein Krater entstand, der sich anschließend mit Wasser füllte.
Subtropisches Hessen
Die einzigartige Beschaffenheit des Sees konservierte Tiere und Pflanzen in einer detailgenauen Momentaufnahme der Urzeit. Genau so sah es also vor zig Millionen Jahren bei uns in Hessen aus: eine Tropenlandschaft - schwül-heißer Amazonas mit Krokodilen statt Odenwald-Idylle.
Die Geschichte der Grube Messel
Die Grube war nach dem Ende des Ölschieferabbaus in den 1970er Jahren als Mülldeponie für die Rhein-Main-Region geplant. Dies trotz herausragender Fossilfunde seit 1875. Eine Bürgerinitiative aus Messel widersetzte sich jedoch den Plänen und verhinderte das Projekt in einem langjährigen Rechtsstreit. Dies ebnete den Weg für die erfolgreiche Bewerbung bei der UNESCO, die zur Ernennung am 9. Dezember 1995 führte. Dr. Martin Faass, Direktor des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt, hebt in einer Mitteilung den Mut der Bürger hervor und betont ihre Rolle im Erhalt der Grube.
Präzise Bewahrung von Insekten und Pflanzen
1966/67 führten Wissenschaftler des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt die erste wissenschaftliche Grabung durch. Seitdem wächst der Sammlungsbestand ständig. Der Fokus lag anfangs auf großen Wirbeltieren, jedoch liegt der Schwerpunkt heute auf dem Verständnis des gesamten damaligen Ökosystems. Die präzise Bewahrung von Insekten und Pflanzen bietet Einblicke in vergangene biodiversitätsreiche Urwälder in Hessen.
Schon angelegte Wege für Müllautos
Philippe Havlik, seit April 2023 Leiter der Fossiliengrube Messel, schildert eine skurrile Situation: Täglich erlebten die Mitarbeitenden, wie die Grube beinahe zu einer großen Mülldeponie wurde. Denn heute integriert die Ausstellung die damals geplanten Müllsysteme in das Gebäude der Welterbestätte in Messel. Auch führen noch heute Straßen, die eigentlich bereits für die Müllautos geplant waren, in Richtung Ausgrabungsstätten.
"Forschungserlebnis macht süchtig”
Der Besucherandrang habe sich in Messel in den letzten zweieinhalb Jahren nahezu verdoppelt. Laut Havlik kamen in diesem Jahr etwa 40.000 Besucher. Sein Ziel zunächst: eine Erhöhung auf 50.000 pro Jahr. So richten sich neue ökologische Themen und Angebote besonders an Familien, Jugendliche und Schulklassen. Irgendetwas „Geniales“ zu entdecken, fasziniert und fordert Neugierige. Das Erlebnis ist so begeisternd, dass es fast süchtig mache, betont Havlik.