Im Ahrtal noch viele Sorgen - Jahrestag: Vier Jahre nach der Flut
Vier Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der 135 Menschen ums Leben kamen, fehlen weiterhin ausreichende Therapiemöglichkeiten. Experten kritisieren eine erhebliche Unterversorgung und lange Wartezeiten von bis zu zwei Jahren.
Psychotherapeut Andreas Staub meint, dass zehn zusätzliche Psychotherapeuten-Sitze in der Region notwendig wären und sieht einen dringenden Handlungsbedarf.
Zunahme von psychischen Erkrankungen
Obwohl posttraumatische Störungen langsam zurückgehen, nehmen chronische Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen unter den Betroffenen zu. Staub nennt die Zerstörungen und den langwierigen Wiederaufbau als Hauptursachen. Die Pandemie habe zusätzliche Spuren hinterlassen. Die anhaltenden Bauarbeiten mit Staub und Dreck sowie provisorische Unterbringungen tragen zur Belastung bei.
Finanzielle Hürden und deren Auswirkungen
Viele Menschen warten noch immer auf finanzielle Unterstützung und sehen sich mit bürokratischen Hürden konfrontiert. Laut dem Finanzministerium in Rheinland-Pfalz wurden über 94 Prozent der Anträge auf Hilfe bewilligt. Doch die Bearbeitung sei dennoch oft langwierig und psychisch belastend. Persönliche Beratung und Unterstützung sollen bis mindestens 2027 fortgesetzt werden.
Wichtigkeit der psychosozialen Versorgung
Gesundheitsminister Clemens Hoch betont die Bedeutung der psychosozialen Versorgung im Ahrtal für die Bewältigung der Flutfolgen. Einrichtungen wie das Traumahilfezentrum in Grafschaft-Lantershofen bieten wertvolle Unterstützung. Hoch fordert seit Jahren mehr Therapeuten und verweist auf geplante Verbesserungen durch den Koalitionsvertrag von CDU und SPD.
Bedarf an zusätzlichen Therapeuten
Der Gesundheitsminister setzt sich für Sonderbedarfszulassungen weiterer Therapeuten ein. Landesweit fehlen nach Einschätzung von Fachleuten etwa 200 Therapeuten-Sitze. Zudem sind neue digitale Angebote und Notfallversorgungen geplant, um die Versorgung zu verbessern.
Forderung nach rechtlichen Konsequenzen
Viele Betroffene fordern rechtliche Schritte gegen den damaligen Landrat Pföhler. Sie beschuldigen ihn, zu spät gewarnt zu haben. Gutachten und Dokumente sollen dies belegen.Opfer-Anwalt Christian Hecken hofft auf erneute Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft. Die hat bisher eine Anklage-Erhebung abgelehnt.
Besuch des Ministerpräsidenten
Am Jahrestag der Katastrophe (14. Juli) besucht der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer das Ahrtal. Er wird dem Traumazentrum in Grafschaft einen Bewilligungsbescheid überreichen. Zusätzliche finanzielle Mittel sollen mehr Therapieangebote ermöglichen. Der Tag endet mit einer Gedenkveranstaltung in Bad Neuenahr-Ahrweiler.


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