Nach Protest gegen die Rodung - Camp am Waldsee in Langen geräumt
Anderthalb Jahre lang haben Aktivisten ein Waldgebiet in Südhessen besetzt, um die Rodung für weiteren Kiesabbau zu verhindern. Inzwischen hat die Polizei das Camp geräumt.
Rund eineinhalb Jahre nach Start eines Prostcamps hat die Polizei das Gelände am Langener Waldsee geräumt. Am Nachmittag hatten die letzten Aktivisten die Bäume verlassen, sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstranten hatten das Waldstück bei Langen besetzt und zahlreiche Baumhäuser errichtet, um eine Rodung zu verhindern. An der Stelle am Langener Waldsee soll Kies und Sand abgebaut werden.
Am Baum festgeklebt
Die Polizei zählte zuletzt acht Aktivisten, die in den Bäumen oder in Baumhäusern ausgeharrt hatten. Zwischenzeitlich waren zwei Beteiligte hoch in die Bäume auf schätzungsweise bis zu 20 Meter Höhe geklettert. Ein Aktivist hatte seine Hände um einen Baum gelegt und verklebt, zusätzlich steckten die Arme in einem Metallrohr.
“Oberstes Gebot ist die Sicherheit”
Die Polizei setzte Spezialkräfte eines Höhen-Interventionsteams ein. Die Personalien der Aktivisten würden festgestellt, sagte der Sprecher. Es bestehe Verdacht auf Hausfriedensbruch. Verletzt wurde den Polizeiangaben zufolge niemand.
“Oberstes Gebot ist die Sicherheit aller Beteiligten”, sagte ein Polizeisprecher unserem Reporter am Morgen vor Ort. Bei dem besetzten Gebiet handele es sich um ein Privatgrundstück.
Bestehende Kiesgrube soll erweitert werden
"Kein Wald für Kies!" – steht auf einem großen Banner. Das haben Aktivisten an die Laubbäume gespannt, deren Fällung sie verhindern wollen. In dem Waldgebiet am Langener Waldsee soll eine bestehende Kiesgrube erweitert werden.
Unklar, wann Rodungen beginnen sollen
Für die geplante Rodung fehlt noch eine bergrechtliche Zulassung, teilt das Regierungspräsidium Darmstadt auf Anfrage mit. Diese sei bereits beantragt, aber bisher nicht erteilt. Zum genauen Zeitpunkt der Rodung äußern sich weder das Regierungspräsidium noch die Stadt Langen, die als Eigentümerin des Waldstücks dafür sorgen muss, dass die Fläche nutzbar ist.
Aktivisten geht es um den Klimaschutz
Trotz vorbereitender Arbeiten wie der Kampfmittelsondierung wollten die Waldbesetzer in den vergangenen Wochen nicht weichen: "Dadurch, dass die Klimakrise näherrückt und man mit allgemeinen Demos nicht weit kommt, muss mehr Bewegung hineinkommen. Deswegen suchen viele hier radikalere Wege wie zivilen Widerstand", sagte einer der Aktivisten der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Baumhäuser in zehn Metern Höhe
Zwölf Baumhäuser haben die Aktivisten gebaut, teilweise in etwa zehn Metern Höhe. Tag und Nacht leben sie im Wald. In dem Protestcamp riecht es stark nach Lagerfeuer. Nach eigenen Angaben finanzierten die Protestierenden sich durch Spenden. Einige Anwohner hätten sie mit Wasser und Konserven versorgt.
Bundesverwaltungsgericht wies Klage ab
Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Umweltschützern gesorgt. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen.
Betonhersteller: “Linksradikale Kräfte”
Der von der Waldbesetzung betroffene Betonhersteller Sehring AG teilte auf Anfrage schriftlich mit: "Aufgrund der anhaltenden Gefährdungslage für unser Unternehmen durch die linksradikalen Kräfte äußern wir uns nicht zu den Vorgängen." Inhaltliche Fragen an das Unternehmen blieben unbeantwortet.
Kritik am Camp auch von der Stadt
Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren. Die Aktivisten betonen beim Gang durch das Areal immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.
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