Sebastian Fitzeks Lebens-Tipps: Misserfolg ist die Regel

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Ja, hallo. Sebastian, dein neues Buch heißt Fische, die auf Bäume klettern. Richtig. Und ist so eine Art Ratgeber für das Abenteuerleben. Allein schon die Entstehung der Idee zu diesem Buch. Sehr interessant. Vielleicht magst du uns mal erzählen, es war am Flughafen, nach einem Telefonat mit deiner Frau. Richtig. Ich wollte gerade nach München fliegen zum Verlag und sie gab mir doch sehr beruhigende Abschiedsworte am Telefon mit, nämlich Sebastian, hast du eigentlich schon ein Testament gemacht? Und während ich dann da oben im Flugzeug durchgeschüttelt wurde, dachte ich mir, also ja, habe ich nicht blöd, wenn ich jetzt die Grätsche machen würde, aber noch viel blöder, dass ich mit meinen drei kleinen Kindern, da hätte ich noch so viel zu sagen, dachte ich zumindest und habe da mal angefangen zu sammeln unter dem Motto, was würde ich meinen Kindern heute sagen, wenn ich morgen die Gelegenheit nicht mehr dazu hätte? Und du sprichst deine drei Kinder ja auch direkt an, Charlotte, David und Felix. Richtig. Und willst ihnen über das Buch deine Werte fürs Leben vermitteln, die dir so wichtig sind. Ist es möglich, da mal so ein paar Beispiele zu geben? Also was sind so deine wichtigsten Werte? Sagen wir mal so drei. Naja, zunächst einmal glaube ich, dass sie sich im Klaren darüber werden wollen, was eigentlich ihr Ziel im Leben ist. Man sollte schon überlegen, ist mein Ziel jetzt Geld, Erfolg oder Ruhm oder irgendetwas davon? Und ich habe für mich erstmal, für mich persönlich, muss man nicht teilen, die Meinung, alles von dem ist es nicht. Das Ziel ist es, ein erfülltes, ein aufregendes und ein spannendes Leben zu haben. Und um das zu machen, muss man sehr oft auf Reisen sein. Das ist für mich der wichtigste Ratgeber. Bleibt nicht irgendwo stehen, sondern fang an zu reisen und reisen. Am Ende wirst du mit Erinnerungen belohnt. Und je mehr Reisen du gemacht hast, je mehr Erinnerungen du im Leben gesammelt hast, umso erfüllter ist dein Leben höchstwahrscheinlich. Okay. Ich persönlich habe so geguckt, welches Kapitel mich irgendwie so direkt anspricht. Das waren, auf die Schnelle waren das zwei. Einmal Zeit und Kraft Einteilung und einmal Sackgassen. Und es ist unglaublich. Ich habe den ersten Absatz gelesen und habe schon gedacht, jo, klingt eigentlich logisch. Wieso komme ich da nicht selbst drauf? Und du sprichst ja nämlich davon, sich nicht damit die Zeit zu verplempern, dass man versucht, seine Schwächen, also an denen herumzufallen und sich da besser zu machen, sondern konzentriere dich doch mal auf deine Stärken und werde besser auf dem Gebiet, in dem du eh schon gut bist. Also werde da am besten hervorragend. Und muss sagen, also vielen Dank für diesen Tipp. Den nehme ich heute mit. Wirklich, du lachst aber wirklich so. Ja, hat bei mir natürlich auch, hat mir einer mal gesagt, wir probieren, uns zu super maximieren auf allen Gebieten. Ja, wird uns ja auch eingeredet vom Kindergarten. Wenn ich nicht schon im Kindergarten chinesisch und englisch fließend sprechen kann und dann schon Auslandserfahrung in der Grundschule mitbringe, dann kriege ich wahrscheinlich später keinen Studienplatz. Mit dieser Angst ist man ja, anstatt dass man sagt, Moment mal, was kann ich denn? Und wenn ich das schon ganz gut kann, vielleicht kann ich da noch ein bisschen besser werden, anstatt dass ich probiere, auf allen Gebieten nur mittelmäßig zu werden.

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Ja, hallo. Der Titel Fische, die auf Bäume klettern ist ja so ein abgewandeltes Zitat von Albert Einstein, der mal gesagt hat, sag mal einem Fisch, dass er auf einen Baum klettern soll, da wird er sich ziemlich blöd vorkommen und den Rest seines Lebens eben denken, er sei dumm. Und auch die klare Aufforderung, lasst euch aber auch nicht davon abhalten. Also wenn ihr gesagt bekommt, dass ihr ein Fisch seid, also hört bloß nicht auf daran zu glauben, dass ihr auch auf einen Baum klettern könnt. Wie sehr hättest du dir so einen Kompass gewünscht, als du Kind oder junger Erwachsener warst? Also ich hätte mir tatsächlich erstmal jemanden gewünscht, der mir die Augen öffnet und sagt, du, Erfolg, das ist die absolute Ausnahme, Misserfolge sind die Regel. Guck dir doch mal deinen Lieblingsfilm an, das war damals Nick Bliskin, die Klapperschlange. Der Held Kurt Russell, der kriegt doch ständig in die Fresse. Es ist doch nicht so, dass der alles richtig macht, sondern ganz im Gegenteil, der ist ja schon halb tot am Ende. Nur ganz, ganz, ganz zum Schluss, da trifft er die eine wesentliche Entscheidung und deswegen löst er den Konflikt. Aber selbst in den absoluten Lieblingsfilmen und Büchern, den besten Menschen widerfahren die schlimmsten Dinge und sie haben eine Niederlage nach der anderen. Allerdings ich, ich wollte unbedingt in der Musikbranche arbeiten, hab nämlich mein Praktikum bekommen. Da beginnt man natürlich an sich selbst zu zweifeln. Wenn mir da jemand gesagt hätte, nee, du, das ist ganz normal, das ist passiert den größten Helden, dann hätte ich vielleicht damit besser umgehen können. Jetzt ist das Buch ja auch so ein bisschen eine Reise durch dein eigenes Leben, durch deine Erfahrungen. Wie privat ist es denn am Ende? Also was erfahren wir denn so wirklich aus deinem Leben, wo es dir vielleicht auch ein bisschen schwer gefallen ist, das so öffentlich zu machen? Ach na ja, ich muss mir schon auch Erlaubnis einholen von meiner Frau, ob man bestimmte Sachen sagen darf. Wenn ich selber über meine Schüchternheit in der Grundschule schreibe und dass ich da jetzt nicht der Beliebteste war und dann erst von dem größten Rüpel der Schule gerettet wurde, das kann ich ja selbst verantwortlichen, weil der auf einmal mir beigebracht hat, wie man eine Zigarre hinter einem Schulhof, also hinter der Turnhalle raucht. Aber auch meine Frau, die jetzt aus so einem Minderwertigkeitsgefühl einen Job beim Bundestag nicht angenommen hat, da habe ich mir natürlich die Rückversicherung geholt. Darf ich das machen? Ja, weil das ist eben tatsächlich so, dass dieses Selbstvertrauen, viele sagen, das musst du aus dir selbst schöpfen und das wahre Glück kommt von innen. Aber wenn dir ständig und überall erzählt wird, sobald du auch nur einen Fehler machst oder eine Niederlage hast, dass das der Weltuntergang ist, dann glaubst du das halt auch irgendwann. Und deswegen habe ich das aufgeschrieben, zu sagen, nee, Moment mal, der Erfolg ist die absolute Ausnahme, Misserfolg ist die Regel und das ist überhaupt gar nicht so schlimm, wenn du da auf die Schnauze fällst. Du wolltest es am Anfang auch nicht unbedingt veröffentlichen. Ist das richtig, das Buch? Ja, weil ich natürlich, ich meine, ich bin jetzt, ja, meine Kinder können jetzt zu mir kommen und sagen, Papa, du hast geschrieben, das ist ein Naturgesetz, das heißt Entropie, alles dehnt sich aus im Universum und zwar zum Zustand der größten Unordnung hin. Wieso soll ich denn noch das Zimmer aufräumen? Dann stehe ich natürlich ganz schön blöd da, weil ich mich an meinen eigenen Worten messen lassen muss.