Hausärzte protestieren bundesweit - viele Praxen bleiben heute zu
Hausärzte wollen mehr Geld - Viele Praxen bleiben heute aus Protest zu
Steigende Kosten, zu viel Bürokratie und keine Hilfen für niedergelassene Ärzte in Praxen. Dagegen gibt es heute (30.11.) bundesweit Proteste.
Auch in Hessen bleiben viele Arztpraxen geschlossen. Die Ärzte und ihre Teams wollen stattdessen auf die Straße gehen - in Gießen wird es zum Beispiel vormittags eine Demonstration in der Innenstadt geben.
Patienten finden kaum neuen Hausarzt
Die Ärzte fordern bessere Rahmenbedingungen und kritisieren etwa die geplante Streichung der Neupatientenregelung. Sie gibt den Ärzten Anreize, um neue Patienten aufzunehmen. Denn oft finden Patienten kaum noch eine neue Hausarztpraxis, bestätigt uns Dr. Witold Rak vom Hausärztenetzwerk Gießen. Zudem bereiten ihnen die Honorarentwicklung, die hohen Energiekosten und die steigende Inflationsrate Sorgen. Ein großes Problem, das Hausarzt Witold Rak im Gespräch mit HIT RADIO FFH zudem nennt, sind die immer weniger werdenden Anreize für Nachwuchs-Ärzte, sich mit einer eigenen Praxis niederzulassen.
"Kliniken werden für das Nichtstun alimentiert"
Kritik gibt es dagegen an der beklagten Vorrangpolitik für Kliniken. Sie würden für das Nichtstun alimentiert, so die KV in einer Stellungnahme zum Protesttag. "Wir, die wir den Kliniken in der Pandemie ein verlässlicher Partner und Schutzwall waren, sollen nun dabei zusehen, wie man die Kliniken für ihr Nichtstun weiter üppigst alimentiert, uns aber angemessene Zuwächse verweigert", heißt es.
"Wir brauchen weiterhin Ärzte, denen wir vertrauen"
Mit dem Streik am Mittwoch wollen sich die Haus- und Facharztpraxen nun dafür stark machen, dass jeder Patient auch in Zukunft direkt um die Ecke zum Arzt des Vertrauens gehen kann. "Die bewährte ambulante medizinische Versorgung ist massiv gefährdet, wenn Politik und Krankenkassen ihre Sparpläne umsetzen", sagt Rak am FFH-Mikro. Hierzu zählt der Hausarzt vor allem den Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sogenannte "Gesundheitskiosks" aufzubauen.
Versorgungszentren sind kein gleichwertiger Ersatz
Die großen medizinischen Versorgungszentren, geleitet durch Pflegefachkräfte, könnten teilweise den Bedürfnissen der Patienten nicht gerecht werden, sagt der Gießener Hausarzt. "Der vertraute Arzt, der die eigene Lebens- und Krankengeschichte kennt, wird es in der Form nicht mehr geben." Rak befürchtet im Gesundheitskiosk eine anonyme Beratung im Akkord.
Kritik an Pflicht zur Krankschreibung
Ein weiter Kritikpunkt der Hausärzte: die Bürokratie. Dr. Uwe Popert vom Hausärzteverband in Kassel ärgert etwa, dass Arbeitgeber noch immer eine Krankschreibung ab dem ersten Tag fordern können. "Das verstopft unsere Praxen mit Leuten, die eigentlich ins Bett gehören." Etwa ein Drittel seiner Patienten in der Akut-Sprechstunde sei wegen einer Krankmeldung hier - etwa wegen eines grippalen Infekts. "Und dann stecken sie die Leute an, die einen solchen Infekt lieber nicht bekommen sollten."
Niedergelassene Ärzte fordern sechs Prozent mehr Honorar
Die niedergelassenen Ärzte kritisieren, dass die Krankenkassen die Forderung nach einer sechsprozentigen Honorarerhöhung abgelehnt haben. Die Protesttage sollen am 7. Dezember fortgesetzt werden.
Kassenvereinigung: Niedergelassene Ärzte verdienen gut
Dafür hat der Sprecher der Kassen-Vereinigung, Florian Lanz, kein Verständnis. "Die Ärzte verdienen sehr gut", sagte er im FFH-Gespräch. So habe laut Statistischem Bundesamt der Inhaber ein Arztpraxis am Jahresende bundesweit durchschnittlich rund 215.000 Euro übrig - "ich finde damit kann man gut leben", so Florian Lanz.
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