Gewalt gegen Lehrer in Hessen nimmt zu - Beamtenbund legt Studie vor
Beamtenbund legt Studie vor - Gewalt gegen Lehrer in Hessen nimmt zu
Drei von vier Lehrerinnen und Lehrern in Hessen sind schon beleidigt oder beschimpft worden, fast die Hälfte der Lehrkräfte ist psychisch oder physisch bedroht worden. Das zeigt eine Studie des Beamtenbundes in Hessen.
Nach den Erhebungen durch das Institut für Kriminologie der Uni Gießen würden viele Fälle zwar an die Schulleitungen und Schulämter gemeldet, doch dann passiere häufig nichts, so der Verband Bildung und Erziehung Hessen (VBE). Der VBE fordert Konsequenzen bis hin zu mehr strafrechtlicher Verfolgung.
632 Lehrkräfte für die Studie befragt
Für die Studie im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes (dbb) Hessen hatten im vergangen Herbst 632 Lehrkräfte in einer Online-Befragung 83 Fragen beantwortet. Befragt wurden Pädagogen aller Schulformen, aber nur Mitglieder des dbb oder angegliederter Fachgesellschaften.
"Gewalt gehört nicht zum Berufsbild von Lehrkräften!"
„Die Studie bestätigt leider das Bild, das wir durch unsere Mitglieder gewonnen haben“, kommentiert der VBE-Landesvorsitzende Stefan Wesselmann. Er nennt Beispiele für typische Gewalt gegen Lehrer: Da sei die Lehrerin, die von Eltern wegen angeblich „gefährdenden Umgangs“ mit Kindern verleumdet werde. Da würde ein Lehrer von einem Schüler mit einem Stuhl so verletzt, dass er mehrere Wochen dienstunfähig sei. Eine andere Lehrerin würde von Schülern im Internet mit Fotos und Kommentaren bloßgestellt und bedroht. Der VBE beklagt nun die zunehmende Verrohung, die dringend zur Chefsache gemacht werden müsse.
Umgangston wird rauer, Beleidigungen nehmen zu
"Der Umgangston ist rauer, Kritik wird häufig nicht sachlich vorgetragen, sondern persönlich und beleidigend. Das gilt für den persönlichen Kontakt, aber per E-Mail und Social Media scheinen oft gar keine Hemmschwellen mehr zu existieren“, erläutert der VBE-Landesvorsitzende. Leider würden die Betroffenen meist keine Unterstützung erfahren. „Immer wieder bitten Mitglieder uns als ihre Gewerkschaft um Unterstützung, weil der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt“, so Wesselmann.
Schulämter und auch Schulleitungen reagieren wenig und unklar
Dies belege auch die Studie, erstellt von der Uniklinik Gießen: In vielen Fällen würden Schulleitungen informiert, wüssten Bescheid und meldeten die Vorkommnisse an die Schulämter – aber dann passiere häufig nichts außer Beschwichtigungen nach dem Motto: „So ist das eben in unserem Job“. Dagegen sind Reaktionen wie eine Klärung des Sachverhalts, Strafanzeigen beziehungsweise die Prüfung juristischer Konsequenzen sowie die Unterstützung durch Schulpsychologen und -psychologinnen sehr selten.
VBE fordert Ansage aus dem Kultusministerium
Der VBE fordert nun eine klare Haltung des Staates: Gewalttätige Übergriffe gegen Dienerinnen und Diener des Staates müssen konsequent verfolgt und bestraft werden – egal, ob diese Polizistinnen und Polizisten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Job-Center oder eben Lehrkräfte sind. Hier bräuchten die Schulleiter eine klare Ansage aus dem Kultusministerium und entsprechend klare Regeln.
Hessisches Kultusministerium nimmt Studie ernst - sieht aber keinen steigenden Trend
Das Kultusministerium in Wiesbaden nimmt das Thema "Gewalt gegen Lehrer" sehr ernst, will aber nicht von einem Anstieg der Vorfälle sprechen. So schreibt das Ministerium auf FFH-Anfrage: "Es lässt sich auch angesichts der uns vorliegenden Daten kein steigender Trend bei diesen Vorfällen beobachten. Ungeachtet dessen sind alle Vorfälle, bei denen Gewalt gegen Lehrkräfte wie auch unter Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt, sehr ernst zu nehmen und angemessen zu behandeln."
Gewaltprävention an Schulen
Das Thema werde jedoch an den Schulen behandelt, im Rahmen von Veranstaltungen zur "Gewaltprävention". Auch das Lehrpersonal werde im Rahmen der Lehreraus- und -fortbildungen auf solche Vorfälle vorbereitet, so das Kultusministerium.
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