Wasserwerk am Kinzigstausee - Zulassungsverfahren soll bald starten
Für einen regionalen Schulterschluss sind am Mittwoch Spitzenvertreter aus Politik und Kommunalwirtschaft an der Kinzigtalsperre bei Bad Soden-Salmünster zusammengekommen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Stausees soll ein neues Wasserwerk entstehen, das mit sogenannter Ultra-filtration jährlich bis zu neun Millionen Kubikmeter Oberflächenwasser aufbereiten und so auf nachhaltige Weise die Trinkwasserversorgung zwischen Main und Kinzig mit absichern soll.
Bauherr dieses hessenweiten Modellprojekts ist der Wasserverband Kinzig (WVK), in dem die Städte Frankfurt und Hanau sowie der Main-Kinzig-Kreis, eine boomende Region mit insgesamt 1,3 Millionen Menschen, vertreten sind. Ein Entwurf der Antragsunterlagen liegt dem Regierungspräsidium Darmstadt zur ersten Vollständigkeitsprüfung vor. Die Unterlagen werden im Anschluss noch angepasst und ergänzt. Danach startet formell das Zulassungsverfahren. Die Investitionskosten für das High-Tech-Wasserwerk inklusive einer acht Kilometer langen Trinkwasserleitung belaufen sich auf ca. 70 Millionen Euro. Nach der behördlichen Zulassung wird umgehend mit der Ausschreibung begonnen, um schnellstmöglich in Betrieb gehen zu können.
“Brückenschlag zwischen Stadt und Land”
Der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef sprach von „einem Brückenschlag zwischen Stadt und Land: Frankfurt investiert hier in die Versorgungssicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen. Wir übernehmen auch Verantwortung für den Zusammenhalt in unserer Region und bekennen uns hinsichtlich unserer Wasserbeschaffung zum nachhaltigen Handeln. Diese Form der Trinkwassergewinnung aus einer Talsperre ist nicht nur innovativ und modern, sie ermöglicht uns auch, dem Grundwasser in kälteren Monaten Zeit zur Regenerierung zu geben.“
“Zielgerichtete Zusammenarbeit”
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky: „Vor mittlerweile 62 Jahren wurde der Wasserverband Kinzig durch die Altkreise Hanau und Gelnhausen sowie die Städte Frankfurt und Hanau gegründet. Seitdem hat sich der Verband zu einem ganzheitlichen wasserwirtschaftlichen Organ in der Main-Kinzig-Region entwickelt. Am Beispiel des Verbandes kann man sehr gut nachvollziehen, wie wichtig gute und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und Kreisen ist. Das neue Wasserwerk sorgt für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Wasserversorgung der Menschen in der Region und bis nach Frankfurt und hat dabei immer den Schutz regionaler Ressourcen und der Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts im Blick.“
Hälfte des Wassers bleibt im Main-Kinzig-Kreis
Für den Main-Kinzig-Kreis sagte der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Andreas Hofmann: „Wir investieren hier groß in unsere Zukunft und unseren Wohlstand, der natürlich auch eng mit der Prosperität Frankfurts und Hanaus zusammenhängt. Von der aufbereiteten Menge wird die Hälfte des Wassers im Kreisgebiet MKK verbleiben und über unsere Kreiswerke direkt unseren Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen. Zugleich bietet uns das neue Wasserwerk die Chance, diesen wichtigsten aller Rohstoffe nachhaltig zu fördern, Grundwasserreserven zu entlasten und damit eine Sorge vieler Menschen im Fördergebiet zu mildern.“
Gute Ausgangsqualität
Peter Arnold, Verbandsvorsteher des WVK, und WVK-Geschäftsführer Dr. Holger Scheffler informierten die Gäste über die Besonderheiten und Herausforderungen des komplexen Vorhabens. Laboruntersuchungen zufolge hat das entnommene Wasser eine sehr gute Ausgangsqualität. Der Aufbereitung liegt ein mehrstufiges Verfahren mit feinster Filter- und Membrantechnik zugrunde. Das aufbereitete Wasser wird dann über eine acht Kilometer lange Transportleitung zum WVK-Hauptwasserwerk in Wächtersbach-Neudorf gepumpt. Im Sommer wird es dort mit aufbereitetem Brunnenwasser gemischt, um es auf die ideale Temperatur zu bringen.
Antwort auf klimatische Veränderungen
Als klimafest gilt die Aufbereitung des Oberflächenwassers, weil sie eine Antwort auf die klimatischen Veränderungen in Bezug auf den Wasserkreislauf darstellt. Klimawissenschaftler erwarten künftig noch längere Trocken- und Hitzeperioden als bisher sowie mehr Unwetter mit Starkregen, der nicht versickert, sondern auf trockenen Böden schnell abfließt. Durch die Entnahme aus dem Stausee wird dieses neue Reservoir nutzbar gemacht. Das ermöglicht in der kalten, regenreichen Jahreszeit eine Drosselung der Brunnenförderung, sodass der Grundwasserspiegel sich schneller erholen kann.
Schnelle Bearbeitung
Regierungspräsident Jan Hilligardt als Vertreter der Genehmigungsbehörde sicherte neben der sorgfältigen Prüfung auch eine zügige Bearbeitung zu. „Mit der Oberflächenwasseraufbereitung betreten wir in Hessen Neuland. Viele weitere Aspekte sind zu betrachten und brauchen Zeit. Für das Verfahren musste sogar eigens eine Verordnung geändert werden. Das RP wird die verschiedenen für das Projekt erforderlichen Zulassungsverfahren mit der nötigen Sorgfalt und Profession durchführen, die Anträge unter Beteiligung aller Fachbehörden gründlich prüfen und – wenn alle Anforderungen erfüllt sind – das Vorhaben unter Einhaltung der notwendigen Randbedingungen genehmigen.“

