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Geplante Stromleitung sorgt für Unmut in Hünfeld

Trasse durch Hünfelder Land - Geplante Stromleitung sorgt für Unmut

Olaf Brinkmann

Leiter Studio Osthessen
Olaf Brinkmann

Die Stadt Hünfeld sieht sich von den Plänen der geplanten Fulda-Main-Leitung “stark betroffen”. (Symbolbild)
© dpa

Die Stadt Hünfeld sieht sich von den Plänen der geplanten Fulda-Main-Leitung “stark betroffen” (Symbolbild).

Die Planungen für die sogenannte Fulda-Main-Leitung des Stromnetzbetreibers TenneT laufen auf Hochtouren: Ab 2031 soll sie als 380-kV-Wechselstromleitung die Umspannwerke Mecklar und Dipperz in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West in Bayern verbinden. Die geplante Trasse führt durch Hünfeld. Die Stadt kritisiert jetzt, dass sie von den Plänen stark betroffen ist und ihre Argumente bislang nur teilweise berücksichtigt worden seien. 

„Das Stadtgebiet von Hünfeld wird durch die Trasse von den Hauneauen über Sargenzell und die Erholungsanlage Praforst erheblich betroffen“, erklärt Bürgermeister Benjamin Tschesnok. Bereits 2027 bis 2029 soll das Projekt umgesetzt werden. Schon bei der Festlegung des 1000 Meter breiten Trassenkorridors im Rahmen der Bundesfachplanung hat die Stadt Hünfeld ihre Argumente vorgetragen. Das mache sie jetzt auch innerhalb der Konkretisierung der Pläne und der Anhörung während des Planfeststellungsverfahrens. Erkennbar eingegangen seien die Planer nur auf zwei Wünsche der Stadt.

20 Hektar Wald im Praforst betroffen

Zum einen hätten die Argumente der Stadt und auch der örtlichen Bürgerinitiative bei Verlagerung der Trasse im Bereich der Grotte in Sargenzell Gehör gefunden, weil die Leitung nun westlich von der Grotte entstehen solle. Eine zweite Kabelübergangsanlage, die zunächst in exponierter Höhenlage westlich von Roßbach in Erwägung gezogen wurde, ist nicht mehr auf Hünfelder Stadtgebiet vorgesehen. Zwar wurden auch die Maststandorte gerade im Bereich der Praforst optimiert, so dass nur in Teilbereichen Waldüberspannungen möglich werden. Es bleibe aber bei der Flächenrodung von rund 20 Hektar Wald mitten in der Erholungsanlage Praforst.

"Etikettenschwindel"

In den Planunterlagen tauche immer wieder der rechtliche Begriff der “temporären Waldumwandlung” auf. Tschesnok kritisiert das als Etikettenschwindel: In den betroffenen Bereichen müsse großflächtig der Altbestand gerodet werden. “Auch wenn eine Wiederbepflanzung oder Aufforstung erfolgt, meist mit niedrigeren Gehölzen, werde die bisherige ökologische Funktion und Wertigkeit auch in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr erreicht. Außerdem rücke die Trasse sehr nah an die Ferienhaussiedlung im Stadtwald Praforst heran.”

Tschesnok hofft auf Gehör

„Insgesamt wird kaum ein anderes Gemeindegebiet der Region so stark belastet wie Hünfeld“, sagt der Bürgermeister. Allerdings hielten sich die Möglichkeiten der Stadt, sich dagegen zur Wehr zu setzen, aufgrund der gesetzlichen Vorgaben in Grenzen. Umso mehr erwartet Tschesnok von der Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde, dass sie sich inhaltlich mit den gewichtigen Argumenten der Stadt auseinandersetze, verdeutlicht der Bürgermeister. 

TenneT beschwichtigt: Keine Rodung von 20 Hektar Wald

HIT RADIO FFH hat den verantwortlichen Stromnetzbetreiber TenneT mit der Pressemitteilung der Stadt Hünfeld konfrontiert: Das Unternehmen sagt, für die Leitungen werden keine 20 Hektar Wald gerodet. Bäume mit einer Höhe bis zu 30 Metern Höhe können stehen bleiben, sagt TenneT. Gerodet werden müsse nur an den eigentlichen Maststandorten, die zwischen 300 und 400 Metern auseinanderstehen. Im Praforst würden demnentsprechend neun Masten aufgestellt werden, mit einer Grundfläche von etwa 20 x 20 Metern. In der Summe bedeute das, dass 0,36 Hektar gerodet werden müssen, nicht aber 20.  

Die Stellungnahme von TenneT im Wortlaut

In der Stellungnahme heißt es: "Uns ist bewusst, dass der geplante Verlauf der Leitung – insbesondere im Bereich der Praforst – mit Eingriffen in die Natur verbunden ist. Mit Blick auf die in der Pressemitteilung (der Stadt Hünfeld, Anm. d. Redaktion) genannte Flächeninanspruchnahme von 20 Hektar in der Praforst möchten wir jedoch eine Klarstellung vornehmen: Die genannte Größenordnung von 20 Hektar erweckt einen falschen Eindruck, da diese Fläche den gesamten Schutzstreifen beschreibt und damit auch die Waldflächen unterhalb der Leiterseile. Jedoch werden diese Waldbereiche nahezu ausschließlich überspannt. Diese Überspannungen sind eine Form der Waldquerung die es ermöglichen, dauerhafte Eingriffe in den Waldbestand weitgehend zu vermeiden und Aufwuchshöhen des Waldes von 20m bis 30m zulassen. Dauerhafte Eingriffe entstehen so ausschließlich an einzelnen Mast- bzw. Fundamentstandorten.

Was mit der Stromleitung erreicht werden soll

Die Fulda-Main-Leitung soll dazu beitragen, das Stromnetz fit für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu machen, schreibt TenneT auf seiner Internetseite. Übertragungskapazitäten sollen erhöht werden und sowohl den deutschlandweiten Stromtransport als auch den Abtransport regional erzeugter Erneuerbarer Energien in das überregionale Übertragungsnetz ermöglichen: “In Mecklar werden zukünftig drei Leitungen aus dem Norden und Osten Deutschlands ankommen. Der Weitertransport in den Süden soll hier durch die Fulda-Main-Leitung sichergestellt werden. Daher wird die Fulda-Main-Leitung die Bestandsleitung nach Dipperz verstärken und die Versorgungslücke im Dreieck Dipperz, Großkrotzenburg und Bergrheinfeld/West schließen.”

Der geplante Trassenverlauf

Der genaue Streckenverlauf kann auf einer Karte eingesehen werden, die TenneT auf einer Karte veröffentlicht hat. Das folgende Bild zeig den Ausschnitt bei Hünfeld. Den kompletten Trassenverlauf der Fulda-Main-Leitung gibt es hier: https://fuldamain.expedite3d.arcadis.com/Map

Die Nummern entlang der Trasse stehen für die Maststandorte. Der rot schraffierte Abschnitt steht für die unterirdisch zu verlegende Leitung.
© TenneT

Die Nummern entlang der Trasse stehen für die Maststandorte. Der rot schraffierte Abschnitt steht für die unterirdisch zu verlegende Leitung.

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