Nach dem vorläufigen Endergebnis ist Mike Josef neuer Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main! 👏 📊 Die Wahlbeteiligung liegt bei 35,4 %.
— Frankfurt am Main (@Stadt_FFM) March 26, 2023
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OB-Wahl Frankfurt 2023: Kopf-an-Kopf-Rennen Mike Josef (SPD) gewinnt
Nach engem Kopf-an-Kopf-Rennen - Mike Josef (SPD) ist neuer Frankfurter OB
Die Entscheidung ist gefallen: Neuer Frankfurter Oberbürgermeister ist Mike Josef. Der SPD-Politiker gewinnt die Stichwahl mit 51,7 Prozent.
Uwe Becker von der CDU erhielt 48,3 Prozent. Die Wahl war damit denkbar knapp, denn der Sieger brauchte über 50 Prozent der Stimmen. Insgesamt lag der SPD-Mann nur mit 6064 der gesamtstimmen vor seinem Kontrahenten. Es sei das knappste Ergebnis seit Einführung der OB-Direktwahl gewesen, sagte die für das Thema Wahlen zuständige Dezernentin Eileen O'Sullivan (Volt).
Das Ergebnis im Überblick
Mike Josef (SPD) | 51,7 % |
Uwe Becker (CDU) | 48,3 % |
Die Wahlbeteiligung lag bei 35,4 Prozent.
Nachfolger für den abgewählten OB Feldmann
Damit tritt der 40-Jährige Josef die Nachfolge des abgewählten und in der AWO-Affäre verurteilten SPD-Oberbürgermeisters Peter Feldmann an. Anfang März hatte noch CDU-Kandidat Uwe Becker den größten Stimmenanteil erzielt.
Josef übernimmt Stimmen aus dem Grünen Lager
Profitiert hat der neue Oberbürgermeister vor allem von den Stimmen der Grünen und Linken Wähler. 87 Prozent der Menschen, die im ersten Wahlgang noch die damals ausgeschiedene Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann gewählt hatten, stimmten nun für den 40-Jährigen. Bei den Linken-Wählern lag der Anteil bei 63,5 Prozent, wie aus einer am Montag präsentierten Wahlanalyse hervorgeht. Den Angaben nach konnte Josef fast dreimal so viele Stimmen dazugewinnen wie Becker.
Becker wählten mehr Menschen wieder
Mit Blick auf die einzelnen Stadtviertel lag dagegen der CDU-Mann vor, der 23 von 44 Stadtteile für sich entscheiden konnte. Auch was die eigene Wählerschaft betrifft, schnitt Becker besser ab: 97,4 Prozent derjenigen, die in der ersten Wahlrunde für den CDU-Politiker stimmten, wählten ihn in der Stichwahl erneut. Bei Josef lag der Anteil bei 87,6 Prozent. Wie die Wahlanalyse weiter ergab, konnte der neue OB am stärksten in der Wahlgruppe der weiblichen 18- bis 24-Jährigen profitieren, in der er auf 77,8 Prozent der Stimmen kam. Becker wiederum kam bei den Männern ab 70 Jahren mit 68,3 Prozent auf die meisten Anhänger.
Mike Josef
Einst kam er als syrisches Flüchtlingskind nach Deutschland, jetzt ist er Oberhaupt von Deutschlands fünftgrößter Stadt. "Das habe ich mir als Jugendlicher und auch als Student in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können", sagt der 40 Jahre alte SPD-Politiker selbst über sich. Ulm bezeichnet er als seine Heimatstadt, zu seinen dortigen Freunden hält der Familienvater bis heute Kontakt.
Über einige Umwege - der erste Anlauf zum Fachabitur scheiterte - landete Josef schließlich an der Goethe-Universität in Frankfurt, wo er Politik, Geschichte und Rechtswissenschaft studierte und "zum ersten Mal richtig mit Politik in Berührung" kam. Nach dem Studium arbeitete er als Organisationssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund und zog wenig später als Stadtverordneter der SPD in den Römer ein.
2013 wurde Josef zum Frankfurter SPD-Vorsitzenden gewählt. Später folgte das Amt als Planungsdezernent und als Sportdezernent. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Im Wahlkampf setzte er auf soziale Themen, wie beispielsweise bezahlbare Mieten.
Kandidat Uwe Becker
Uwe Becker
Uwe Beckers Werdegang liest sich wie eine klassische Politiker-Vita: Mit 22 Jahren wurde er Vorsitzender der CDU im Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach, wo er bis heute lebt. Vier Jahre später folgte der Einzug in das Stadtparlament. Von 2001 bis 2006 übernahm der den Vorsitz der dortigen CDU-Fraktion, später war er unter anderem als Stadtkämmerer und Bürgermeister tätig.
Becker, der nach eigenen Angaben Englisch und Französisch fließend spricht, ist zudem Antisemitismusbeauftragter in Hessen und seit vergangenem Jahr Staatssekretär für Europa in der hessischen Landesregierung. Diese Karriere sollte eigentlich durch das Amt des Oberbürgermeisters von Hessens größter Stadt gekrönt werden.
Der 53-Jährige betonte im Wahlkampf mehrfach, dass er der Stadt wieder die Würde zurückgeben wolle.
Faeser und Rhein zur Frankfurter OB-Wahl
Im Oktober 2023 steht in Hessen außerdem die Landtagswahl an. Die Kandidaten für das Amt der hessischen Ministerpräsidenten sind Nancy Faeser (SDP), Boris Rhein (CDU) und Tarek Al-Wazir (Grüne). Rhein und Faeser sagten zur Frankfurter OB-Wahl:
Die Ausgangslage
Frankfurts Bürger waren erneut zum Wählen aufgerufen, weil am 5. März keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen bekommen hatte.
Uwe Becker von der CDU gewann damals den ersten Wahlgang mit 34,5 Prozent - und wertete das als ein deutliches Zeichen der Wähler. "Die Frankfurter haben gezeigt, dass sie den Stillstand im Römer beenden wollen - und das geht nur mit einem Uwe Becker", sagte er danach im Interview mit unserem Reporter.
Zweiter wurde Mike Josef von der SPD mit 24 Prozent. "Das ist ein großer Erfolg, ich habe immer daran geglaubt. Es ist aber nur ein Zwischenziel", sagte Josef kurz nach der Wahl am FFH-Mikro.
Frankfurter Grüne positionieren sich eher für SPD-Josef
Die Grüne Manuela Rottmann verpasste mit 21,3 Prozent der Stimmen relativ knapp die Stichwahl. Für die Stichwahl war Josef von namhaften Grünen-Politikern, der Grünen-Fraktion im Rathaus Römer sowie der Linken und Volt unterstützt worden. Zusammen mit diesen drei Parteien regiert die SPD in Frankfurt. Auch der als "Bahnbabo" bekannte Straßenbahnfahrer Peter Wirth, der bei der ersten Runde überraschend auf Platz vier (5,1 Prozent) gelandet war, gab eine Wahlempfehlung für den SPD-Mann ab.
Die Wahlbeteiligung beim ersten Wahlgang lag bei 40,4 Prozent.
AWO-Affäre war wieder hochgekocht
Allerdings war rund um den ersten Wahlgang die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wieder hochgekocht. Ein früherer leitender Angestellte der Stadt und laut Medienberichten enger Vertrauter Feldmanns wurde angeklagt. Der frühere SPD-Oberbürgermeister war im Dezember wegen Vorteilsannahme im Zusammenhang mit der AWO-Affäre zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Im Wahlkampf hatte die CDU lautstark weitere Aufklärung von Josef gefordert.