Polizei räumt besetzen Wald in Langen nach Protest gegen Rodung
Nach Protest gegen die Rodung - Polizei räumt besetzten Wald in Langen
Seit anderthalb Jahren besetzen Aktivisten ein Waldgebiet in Südhessen. Sie wollen die Rodung für weiteren Kiesabbau verhindern. Heute Morgen (12. November) hat die Polizei damit begonnen, das Camp zu räumen.
“Oberstes Gebot ist die Sicherheit aller Beteiligten”, sagte ein Polizeisprecher unserem Reporter vor Ort. Bei dem besetzten Gebiet handele es sich um ein Privatgrundstück, auf dem sich die Aktivisten rechtswidrig aufhalten würden. Deshalb leiste die Polizei nun “Vollzugshilfe” bei der Räumung.
Bestehende Kiesgrube soll erweitert werden
"Kein Wald für Kies!" – steht auf einem großen Banner. Das haben Aktivisten an die Laubbäume gespannt, deren Fällung sie verhindern wollen. In dem Waldgebiet am Langener Waldsee soll eine bestehende Kiesgrube erweitert werden.
Unklar, wann Rodungen beginnen sollen
Für die geplante Rodung fehlt noch eine bergrechtliche Zulassung, teilt das Regierungspräsidium Darmstadt auf Anfrage mit. Diese sei bereits beantragt, aber bisher nicht erteilt. Zum genauen Zeitpunkt der Rodung äußern sich weder das Regierungspräsidium noch die Stadt Langen, die als Eigentümerin des Waldstücks dafür sorgen muss, dass die Fläche nutzbar ist.
Aktivisten geht es um den Klimaschutz
Trotz vorbereitender Arbeiten wie der Kampfmittelsondierung wollten die Waldbesetzer in den vergangenen Wochen nicht weichen: "Dadurch, dass die Klimakrise näherrückt und man mit allgemeinen Demos nicht weit kommt, muss mehr Bewegung hineinkommen. Deswegen suchen viele hier radikalere Wege wie zivilen Widerstand", sagte einer der Aktivisten der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Baumhäuser in zehn Metern Höhe
Zwölf Baumhäuser haben die Aktivisten gebaut, teilweise in etwa zehn Metern Höhe. Tag und Nacht leben sie im Wald. In dem Protestcamp riecht es stark nach Lagerfeuer. Nach eigenen Angaben finanzierten die Protestierenden sich durch Spenden. Einige Anwohner hätten sie mit Wasser und Konserven versorgt.
Bundesverwaltungsgericht wies Klage ab
Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Umweltschützern gesorgt. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen.
Betonhersteller: “Linksradikale Kräfte”
Der von der Waldbesetzung betroffene Betonhersteller Sehring AG teilte auf Anfrage schriftlich mit: "Aufgrund der anhaltenden Gefährdungslage für unser Unternehmen durch die linksradikalen Kräfte äußern wir uns nicht zu den Vorgängen." Inhaltliche Fragen an das Unternehmen blieben unbeantwortet.
Kritik am Camp auch von der Stadt
Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren. Die Aktivisten betonen beim Gang durch das Areal immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.