Der Rettungsdienst in Hessen ist am Limit – warnen die vier großen Hilfsorganisationen und fordern Reformen.
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Die vier großen Hilfsorganisationen in Hessen schlagen Alarm. Sie sagen: Das Rettungssystem stößt an seine Grenzen. ASB, DRK, Johanniter und Malteser fordern deshalb eine Neufassung des Hessischen Rettungsdienstgesetzes.
Die Hilfsorganisationen haben ein gemeinsames Positionspapier herausgegeben. Ein großes Problem: Die Regeln sind in Hessen nicht einheitlich. Zum Beispiel dürfe im einen Landkreis ein Notfallsanitäter ein Medikament verabreichen, im anderen nur der Notarzt.
“Es geht um Leben und Tod”
ASB-Geschäftsführer Thomas Müller-Witte aus dem Regionalverband Frankfurt: “Es geht um Leben und Tod. Ich sage immer: I'm your best friend on your worst day. Ich bin dein bester Freund an deinem schlechtesten Tag. Aber es hängt davon ab, was mir erlaubt ist in diesen Situationen zu tun. Das kann von einem Landkreis zum anderen eben unterschiedlich sein.”
ASB: Geht um Leben und Tod
Thomas Müller-Witte vom ASB: "Es geht um Leben und Tod. Aber es hängt davon ab, was mir erlaubt ist, in diesen Situationen zu tun."
Da geht es um Leben und Tod. Es geht um höre viel für den Betroffenen bei jedem unserer Einsätze. Ich sage immer, I'm your best friend on your worst day, was so viel heißt wie, ich bin dein bester Freund an deinem schlechtesten Tag. Aber es ist eben, es hängt davon ab, was mir erlaubt ist, in diesen Situationen zu tun. Und das kann von einem Landkreis zum anderen eben unterschiedlich sein. Das heißt, wenn ich schwer erkranke im Landkreis A, dann wird mir vielleicht sofort geholfen. Und im Landkreis B steht der Notfallsanitäter da und muss erstmal den Notarzt nachfordern, der dann eben auch einige Zeit braucht, bis er den Einsatzort erreicht.
Die Rettungskräfte sind alle die gleiche dreijährige Ausbildung durchlaufen. Durch die unterschiedlichen Regeln müssen sie aber je nach Landkreis umdenken. Der stellvertretende Landesgeschäftsführer vom DRK Hessen, Michael Rückert, sagt: “Wir brauchen einheitliche Standards, die für alle gleichbindend sind."
DRK Hessen: Brauchen einheitliche Standards
Michael Rückert Stellvertretender Landesgeschäftsführer vom DRK Hessen: “Wir brauchen einheitliche Standards, die für alle gleichbindend sind."
Wir brauchen einheitliche Standards, die für alle gleichbindend sind und nicht unterschiedliche Herangehensweisen. Die Mitarbeiterin muss sich darauf erlassen können, dass sie, wenn sie die Grenze, nenne ich es mal, überfährt, nicht plötzlich gesetzeswidrig handelt, weil dort andere Vorgaben existieren.
Zudem möchten die Hilfsorganisationen, dass sogenannte Gesundheitsleitstellen weiterentwickelt werden. Diese sollen die Patienten gezielt in die richtige Versorgung steuern. Zum Beispiel zum Rettungsdienst, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst oder der Hausarztpraxis. Das soll die Rettungsdienste entlasten. Über eine Million Einsätze haben die Rettungskräfte in Hessen jährlich.
Gesundheitsministerin kann Forderungen nachvollziehen
Hierzu stehe erst die Notfallreform des Bundes an, sagte Hessens Gesundheitsministerin Diana Stolz im Interview mit HIT RADIO FFH. Diese setze ganz viele Rahmenbedingungen auch für Hessen. Gleichzeitig sei sie mit allen Beteiligten in Hessen im Gespräch.
Gesundheitsministerin: Bin Rettungsdiensten sehr dankbar
Sie führe bereits Gespräche mit allen Beteiligten, sagte Gesundheitsministerin Stolz im FFH-Interview.
Jede Hessin und jeder Hesse muss sich darauf verlassen können, im Notfall schnelle Hilfe zu bekommen. Und ich bin unseren Rettungsdiensten sehr dankbar für das, was sie leisten. Und mein Handeln ist davon geprägt, dass wir die Leitstellen und auch die Rettungsorganisationen stärken. Dass wir hinschauen, was läuft gut und das sozusagen nochmal stärken und ausbauen. Und da, wo Optimierungsbedarf ist, dass wir da handeln. Und deshalb bin ich auch im Gespräch, zum Beispiel mit den Hilfsorganisationen, habe ich schon Gespräche geführt, schon mehrfach. Ich bin aber auch mit dem hessischen Feuerwehrverband im Gespräch. Ich habe mich mit meinem Innenministerkollegen unterhalten, weil das natürlich auch ein Thema ist, was ihn mit betrifft. Aber auch zum Beispiel mit den hessischen Landkreisen stehe ich im Austausch, weil die sind zum Beispiel Träger der Leitstellen.
An anderen Stellen sei schon gehandelt worden, sagt Stolz. “Dazu gehört, dass wir in Hessen seit diesem Jahr verpflichtende Fortbildungen im Bereich der Kindernotfälle haben, weil wir damit unseren Rettungskräften auch die Sicherheit geben, wenn sie in so einen Einsatz fahren, dass sie wissen, sie sind geschult. Und natürlich ist das auch ein wahnsinnig wichtiges Zeichen an Eltern.”