Während dieser Brückenprüfung der Talbrücke an der B 45 wurden die Risse entdeckt.
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Die Zeller Brücke auf der Bundesstraße 45 bei Bad König im Odenwald ist seit mehr als einer Woche gesperrt. Grund sind gefährliche Risse im Beton. Rund 16.000 Fahrzeuge täglich müssen derzeit Umleitungen nutzen, was zu Unannehmlichkeiten für Pendler führt. Hessen Mobil hat nun bei einem Vor-Ort-Termin bekräftigt, dass die Brücke möglichst schnell abgerissen und neu gebaut werden soll. Ein konkreter Zeitplan für diesen Prozess steht jedoch noch aus.
Auf einer Presseveranstaltung informierten die Staatssekretärin Ines Fröhlich und der Präsident von Hessen Mobil, Heiko Durth, über die nächsten Schritte.
Wichtigstes Ziel: möglichst schneller Abriss und Neubau
Es wurde eine Projekt-Taskforce eingerichtet, die sich mit dem Abriss und Wiederaufbau der Brücke beschäftigen wird. Diese Taskforce arbeitet unter anderem eng mit dem Odenwaldkreis und der Stadt Bad König zusammen. Oberstes Ziel sei es, die Brücke zügig wiederherzustellen, um die Verkehrssituation zu entspannen.
Verkehrschaos bleibt bislang aus
Trotz der Sperrung der B45 und umfangreicher Umleitungen, bleibt ein befürchtetes Verkehrschaos bisher aus. Das sagt zumindest Hessen Mobil. Der Verkehr verteile sich auf die Umleitungsstrecken, auch wenn Anwohner der umliegenden Gemeinden von erhöhtem Verkehr belastet sind. Der Bürgermeister von Bad König, Frank Hofferbert, berichtete im Gespräch mit HIT RADIO FFH allerdings über teils massive Kritik aus einzelnen Stadtteilen, wie etwa Zell.
FFH-Reporter Marc Wilhelm im Gespräch mit dem Bürgermeister von Bad König, Frank Hofferbert
Nach Angaben von Hofferbert beklage die Odenwald-Therme in Bad König bereits sinkende Besucherzahlen wegen der B45-Sperrung
Als Sie das letzte Woche gehört haben zum ersten Mal, was waren Ihre ersten Gedanken? Ich habe den Anruf gekriegt, wir sperren die Zellbrücke, die muss ertüchtigt werden. Da sage ich, ja gut, dann setzen wir uns mal zusammen. Dann sagt er, nee, Sie haben mich falsch verstanden, wir sperren jetzt die Brücke. Das kam natürlich sehr überraschend für uns und dementsprechend hat es auch nicht lange gedauert, da haben natürlich die Telefone geklingelt. Das ist ja wie so ein kleiner Albtraum. Ja, das braucht man echt nicht. Aber ich habe sofort gesagt, ich hätte die Verantwortung nicht übernommen zu sagen, wir warten noch vier Wochen, weil wenn dann die Brücke tatsächlich einbricht und alles mit Verkehr drauf, Bahn drunter, ich hätte das auch nicht gemacht. Was bedeutet die Sperrung der Brücke für Ihre Bürger in Bad König und Bad König-Zell? Zuerst mal jetzt die Belastung des Verkehrs über die Umleitungsstrecken, gerade Helmertweg sehr stark betroffen. Das nächste in Bad König, die Kimbacher Straße, wird der Schwerlastverkehr umgeleitet, auch sehr stark betroffen. Heute Morgen kam jetzt schon der Anruf vom Kurgeschäftsführer, der Rückgang der Besucherzahlen ganz extrem spürbar, gerade in den Odenwald-Thermen. Aber ich denke, das werden auch andere Standorte merken. Das ist momentan, was jetzt uns hier in Bad König und in Zell erst mal sehr hart getroffen hat. Was ist Ihr Wunsch jetzt? Wie soll es am besten weitergehen? Dass man tatsächlich jetzt zügig hier vorankommt, dass man sich nicht da im Behördenschungel versteckt, sondern dass man wirklich sagt Okay, jetzt müssen wir vorankommen, zusammenarbeiten, dass die Brücke schnellstmöglich wieder neu gebaut wird. Hat man ja gehört, wird abgerissen, soll neu gebaut werden. Das wäre mal so der Hauptwunsch. Und natürlich auch klar das Verständnis der Anwohnerinnen und Anwohner in den Umleitungsstrecken. Da müssen wir halt jetzt durch. Wie war das in den ersten Tagen? Wie groß war der Unmut? Der ist auch bis heute noch sehr hoch. Natürlich gerade die Anwohner im Helmertweg, die sind das, aber ist das ja nicht gewohnt gewesen. Und die sind natürlich auch bis heute noch nicht erfreut drüber. Parallel haben wir natürlich auch drei Gaststätten, die jetzt natürlich auch befürchten, dass der Besucher oder die Kundschaft wegbleibt. Das gilt auch für die Metzgerei. In Cell und auch für den Bäcker in Cell. Durch Halteverbote können jetzt die Kunden nicht mehr so anhalten. Also es wird man hoffentlich auch in Zukunft noch mal klären. Da werden wir mit Hessen Mobil noch mal reden, dass wir das dann so gestalten, dass die Kundschaft so gut wie es geht hinkommen kann.
Unter der Brücke läuft weiterhin der Zugverkehr der Odenwaldbahn. Auch ein Radweg führt weiterhin unter der Brücke durch.
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Weiter tägliche Prüfung
Die gesperrte Brücke werde weiterhin täglich geprüft, auch am Wochenende, um die Sicherheit der darunter verlaufenden Odenwaldbahn und des Radwegs zu gewährleisten. Hessen Mobil untersucht, ob ein Ersatzneubau oder der Bau einer Behelfsbrücke die schnellere Lösung darstellt. Die genaue Dauer der Sperrung ließe sich zurzeit nicht abschätzen, da viele Faktoren bei der Planung und Genehmigung eine Rolle spielen.
Erinnerung an "Carolabrücke" in Dresden
Die Zeller Brücke wurde 1961 erbaut und ist eine Spannbeton-Hohlkastenbrücke. Die jüngsten Prüfungen zeigten Risse, die bis zu drei Meter lang sind und aufgrund von Konstruktionsdefiziten aus den 1960er Jahren entstanden. Diese Risse könnten Spannstahlbrüche verursacht haben, was die volle Sperrung notwendig machte. Die Brücke wird nun engmaschig überwacht und untersucht, um weitere Schäden zu verhindern. Vergleiche kamen beim Pressegespräch auf mit der im September 2024 eingestürzten "Carolabrücke" in Dresden. Die Staatssekretärin im hessischen Verkehrsministerium, Ines Fröhlich (SPD), sagte: "Wir wollen kein zweites Dresden."
Alle Möglichkeiten nutzen
Umleitungen, die von der Straßenmeisterei in Bad König eingerichtet wurden, leiten den Verkehr über alternative Routen. Gleichzeitig finden an einigen dieser Strecken noch Bauarbeiten statt, was die Situation zusätzlich kompliziert. Hessen Mobil hat angekündigt, alle Beschleunigungsmöglichkeiten zu nutzen, um die Verkehrssituation so bald wie möglich zu verbessern.