Missbrauchs-Vorwürfe im Tennis - DTB fordert Rücktritt von Vizepräsident
Ein ehemaliger und ein aktueller Tennisprofi erheben im Interview mit NDR, Sportschau und Süddeutscher Zeitung schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den Vizepräsidenten des Deutschen Tennisbunds (DTB), Dirk Hordorff. Jetzt hat der DTB zu dem Fall Stellung bezogen und setzt Hordorff eine Frist zum Rücktritt.
In einem am Montag veröffentlichten Statement betont das Präsidium des DTB, die Missbrauchsvorwürfe schnellstmöglich aufarbeiten zu wollen. Dazu fordert der Verband weitere Betroffene auf, sich an die Ansprechpartner für Gewalt im Deutschen Tennis-Bund zu wenden. Alle Anzeigen würden vertrauensvoll behandelt.
Hordorff soll sein Amt niederlegen
Außerdem hat der DTB den Vizepräsidenten aufgefordert, bis zum 29.03. von seinem Amt zurückzutreten. Sollte dies innerhalb der Frist nicht geschehen, bereite der Verband eine außerordentliche Mitgliederversammlung zur Abberufung Hordorffs vor. Bereits seit Bekanntwerden der Vorwürfe übt Dirk Hordorffs sein Amt nicht mehr aktiv aus.
Ex-Profi nennt Missbrauchs-Details
Der frühere Tennisprofi Maximilian Abel hatte zuvor mehrere angebliche Übergriffe des Vizepräsidenten geschildert. Unter anderem habe Abel Hordorff in dessen Wohnung besucht. Dort habe er nackt Liegestütze machen sollen und sei massiert worden. Im Jahr 2003 soll Hordorff Abel in einem Hotel mit einem Ledergürtel geschlagen haben, während dieser nackt auf dem Bett habe liegen müssen - angeblich als Bestrafung für eine Lüge.
Abel derzeit im Gefängnis
Abel verbüßt aktuell eine Haftstrafe wegen Kreditkartenbetrugs. Im Gefängnis habe er angefangen, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, sagt er. Anfang vergangenen Jahres hat er sich in einem Brief an den DTB gewandt und die Vorwürfe geschildert. Auch der heutige Tennisprofi Sriram Balaji sagt im Interview mit NDR, Sportschau und SZ, er sei mehrfach Opfer von Übergriffen Hordorffs gewesen.
Auch andere Spieler betroffen
Balaji war im Jahr 2010, als damals 20-Jähriger, für einige Monate in Deutschland. Hordorff war damals Präsident des hessischen Landesverbandes. Mehrfach sei der Funktionär nach kurzem Klopfen in sein Zimmer gekommen, sagt Balaji. Dann habe er sich ausziehen sollen - zunächst bis auf die Unterhose, später dann komplett. "Er hat mich am ganzen Körper angefasst, nur nicht an den Genitalien", sagt Balaji. Weitere Betroffene, die anonym bleiben wollen, haben NDR, Sportschau und SZ berichtet, dass Hordorff mindestens einmal bei ihnen sogenannte "Muskelchecks" vorgenommen habe, die den damals Jugendlichen unangenehm gewesen seien. Dabei habe der heute 66-Jährige etwa ihre unteren Bauchmuskeln abgetastet.
Anwälte weisen Vorwürfe zurück
Der DTB hatte im vergangenen Sommer - einige Monate nach Eingang des Briefs von Maximilian Abel - eine Kanzlei mit einer internen Untersuchung seiner Vorwürfe beauftragt. Die Untersuchung kam bisher zu dem Ergebnis, "dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann", so der DTB. Jetzt solle jedoch eine weitere Aufarbeitung folgen. Dirk Hordorff hat sich auf Anfrage von NDR, Sportschau und SZ nicht persönlich geäußert. Eine von ihm beauftragte Anwaltskanzlei teilte jedoch mit, die Vorwürfe seien "schlicht unzutreffend". Die geschilderten Sachverhalte hätten nicht stattgefunden.
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