Neue Zahlen vom DFB - Gewalt im Amateurfußball problematisch
In der letzten Saison sind fast 1000 Fußball-Spiele im deutschen Amateurbereich abgebrochen worden - wegen Gewalt und Diskriminierung. Diese Zahl hat der DFB heute bekanntgegeben. Sie sei viel zu hoch, kommentiert DFB- Vizepräsident Zimmermann.
Verprügelte und gewürgte Schiedsrichter, handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Spielern, Zuschauern und Eltern von Nachwuchsspielern - wie zuletzt am Wochenende wieder im Stadion in Leimen passiert. Der Verband will die Bemühungen weiter verstärken, um die Zahl der Gewalttaten zu senken.
Schiedsrichter und Trainer werden intensiv geschult
Speziell Schiedsrichter und auch Trainer werden in besonderen Lehrgängen inzwischen geschult mit entsprechenden Situation angemessen umzugehen. Gewalt und Diskriminierung findet schon ab der F-Jugend statt, zeigen die DFB-Zahlen - in der Mehrheit im Jungen und Männerfußball. Immerhin wird im Fußball aber genau hingeschaut. "In anderen Sportarten werden Gewalt und Diskriminierung bisher noch nicht so genau untersucht", ordnet DFB-Vizepräsident Zimmermann ein.
961 Spiele abgebrochen
"Wir müssen unsere Bemühungen verstärken. Wir haben die Tendenz zwar gestoppt, aber die Zahlen stagnieren auf einem hohen Niveau.", betont Zimmermann Es gebe "immer noch zu viele geschädigte Menschen. Das ist ein Bild, mit dem der Fußball nicht leben kann.
Opfer sind meist die Schiedsrichter
Auf den Amateurplätzen kam es nach DFB-Angaben während der vergangenen Saison zu 6224 Vorkommnissen. Das entspricht 0,5 Prozent aller Spiele mit einem abgeschlossenen Spielbericht. 4116 Mal wurde ein Spieler als Beschuldigter genannt. Bei 1191 Partien wurde ein Betreuer beschuldigt und bei 2200 Fällen ein Zuschauer .Meist sind die Schiedsrichter in der Geschädigten-Gruppe überrepräsentiert. Das liege daran, dass sie in den unteren Klassen allein für die Spielleitung verantwortlich sind.
Tod eines 15-Jährigen überschattet alles
Nach dem Tod eines 15-jährigen Berliners nach einem gewalttätigen Angriff durch einen Gegenspieler bei einem Jugendturnier in Frankfurt am Main wird Zimmermann die abgelaufene Spielzeit jedoch ohnehin negativ in Erinnerung behalten. "Jenseits aller Statistiken müssen wir festhalten, dass in der zurückliegenden Saison ein Mensch sein Leben verloren hat. Das muss endgültig ein Warnsignal sein, gleichgültig welche Rolle man im Sport einnimmt", sagte er.
Eskalation in Baden-Württemberg
Wie so Gewalt auf dem Fußballplatz aussehen kann, wurde letztes Wochenende in St. Ilgen zur Schau gestellt. Am Sonntagnachmittag fand im Waldstadion in Leimen die Begegnung der Fußballmannschaften FCB St. Ilgen gegen DJK Handschuhsheim statt. Nach ersten Erkenntnissen hielt während der Partie ein St.-Ilgener-Spieler seinen Gegner am Arm fest. Dieser reagierte unsportlich, indem er den anderen schubste und in den Oberarm biss. Der Schiedsrichter unterbrach daraufhin das Spiel. Nachdem der Handschuhsheimer Trainer seinen gewalttätigen Spieler auswechselte, zeigten einige Zuschauer kein Verständnis für die Maßnahme. Als ein Ordner zur Mäßigung aufrief, ging der schon zuvor aggressive Spieler auf diesen los. Der Trainer und Beistehende hielten den Angreifer zurück. Dann aber mischte sich der Vater des Spielers ein und versetzte dem Ordner einen Schlag ins Gesicht. Der 44-Jährige griff auch den Schiedsrichter an, als dieser versuchte, die Parteien zu trennen. Der Mann packte den Unparteiischen am Hals und würgte ihn. Da die Situation endgültig zu eskalieren drohte, verständigte ein Zuschauer die Polizei, welche mit vier Streifen und Martinshorn zum Stadion fuhren. Die Polizei ermittelt gegen Vater und Sohn wegen Körperverletzung.
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