Vor allem wegen hoher Zinsen - Mehr Zwangsversteigerungen in Hessen
In Hessen nehmen die Zwangsversteigerungen wieder zu. 2023 gab es laut Immobilienbesitzerverband "Haus und Grund Hessen" 1.949 Neuanträge – ein Anstieg von 15,7 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Jahre mit weniger Zwangsversteigerungen scheinen vorbei.
Der Geschäftsführer der Verbands, Younes Frank Ehrhardt, äußerte Besorgnis über diese Entwicklung.
Hauptgrund: Gestiegene Zinsen
Zwischen 2019 und 2022 nahmen die Anträge ab. Laut Ehrhardt sind die gestiegenen Zinsen und die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt die Hauptgründe für den aktuellen Anstieg. Hohe Darlehensraten bringen viele Eigentümer in Schwierigkeiten. Wenn Immobilien auf dem freien Markt keinen Käufer finden, kommt es zur Zwangsversteigerung.
Heizungsgesetz könnte Lage verschärfen
Ehrhardt befürchtet einen weiteren Anstieg der Zwangsverkäufe. Er kritisiert das neue Heizungsgesetz und dessen Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Laut ihm berücksichtigen Käufer notwendige Modernisierungsmaßnahmen beim Preis und meiden ältere, unsanierte Immobilien. Haus und Grund Hessen vertritt über 68.000 Mitglieder, die 84,5 Prozent des Wohnungsbestands in Hessen besitzen.
Höhere Erlöse bei Zwangsversteigerungen
Zwangsversteigerungen bieten Gläubigern die Möglichkeit, ihre Forderungen durch den Verkauf von Immobilien zu begleichen. Eine Rechtspflegerin des Amtsgerichts Frankfurt erläuterte, dass es 2022 dort 45 Prozent mehr Anträge gab. Die "Kauflaune" bei Bietinteressenten ist gestiegen, was zu höheren Erlösen führt. Gläubiger und ursprüngliche Eigentümer können von diesen höheren Erlösen profitieren.
Zustand der Immobile entscheidend
Anfang 2023 orientierten sich die Meistgebote an der 7/10-Grenze der Verkehrswerte. Liegt der Erlös unter 70 Prozent, kann der Zuschlag verweigert werden. Für attraktive Objekte gab es aber auch Gebote über den Verkehrswerten. Wie viel geboten wird, hängt von der Attraktivität und dem Zustand der Immobilie ab.
Regionale Unterschiede
Das Amtsgericht Kassel verzeichnete ebenfalls einen Anstieg der Verfahren von 88 auf 119 im Jahr 2023. In Marburg gingen die Zahlen leicht von 23 auf 21 Verfahren zurück. Im Land steigt das Interesse an landwirtschaftlichen Flächen, deren Meistgebote oft über dem Verkehrswert liegen.
Justizministeriums widerspricht
Das hessische Justizministerium widerspricht der starken Zunahme. Die Zahlen liegen laut einem Sprecher deutlich unter denen von 2014 bis 2018. 2023 gab es einen leichten Anstieg, aber insgesamt bleiben die Zwangsversteigerungen im langjährigen Vergleich auf niedrigem Niveau.
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