Protestcamp in Frankfurt: Farbbeutel auf Gegendemonstranten
Nahost-Konflikt - Protestcamp in Frankfurt: Farbbeutel auf Gegendemonstranten
Junge Menschen aus der linken Szene diskutieren beim "System Change Camp" über Kapitalismus, Klimakrise – und den Gaza-Krieg. Jüdische Gegendemonstranten werden mit roter Farbe angegriffen.
Am Rande eines Protestcamps in einem Frankfurter Park sind jüdische Gegendemonstranten mit Farbbeuteln attackiert worden. Hintergrund sind verschiedene Positionen im Nahost-Konflikt. Die mehr als 1.000 Teilnehmer des "System Change Camps" werden dem linken Spektrum zugerechnet. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass es sich bei den Angegriffenen um drei Mitglieder der jüdischen Gemeinde handelt.
"Zunächst kam es zwischen Teilnehmern der Versammlung und einer weiteren Gruppe, die nicht an der Versammlung teilnahm, zu einer verbalen Auseinandersetzung mit Bezug auf den aktuellen Nahost-Konflikt", berichtete die Polizei über den Vorfall am Freitagnachmittag. Im weiteren Verlauf seien aus der Gruppe der Versammlungsteilnehmenden "Farbtuben in Richtung der anderen Personengruppe entleert" worden. Hierbei seien drei Personen von der Farbe getroffen worden, hieß es weiter.
Die Frankfurter Polizei habe Strafanzeigen aufgenommen und ermittelt nun wegen Sachbeschädigung. Sie kündigte an, das Einsatzkonzept anzupassen und die Präsenz zu erhöhen. Das Zeltlager im Grüneburgpark dauert noch bis 26. August. Ziel ist nach Angaben der Organisatoren, einen Raum für Begegnung, Vernetzung, Weiterbildung und Diskussionen zu schaffen: "Unser Antrieb ist ein gutes Leben für alle in einem solidarischen Miteinander und intakten Ökosystemen."
Schon zuvor Antisemitismus-Vorwürfe
Schon im Laufe der Woche hatte es Antisemitismus-Vorwürfe gegeben. Gegner des Camps hatten an den Zäunen Bilder der von der Hamas entführten israelischen Geiseln aufgehängt, die von den Camp-Teilnehmern wieder entfernt wurden.
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) verurteilte den Vorfall: "Jeder in unserer Stadt kann seine Meinung frei äußern, aber antisemitische Gewalt und Hetze werden wir nicht dulden." Josef bedankte sich bei der Polizei für das schnelle Eingreifen. Die Grünen im Frankfurter Magistrat forderten Konsequenzen "bis hin zur Auflösung des Camps".
Die Camp-Teilnehmer stellen das Geschehen anders dar: Demnach seien Teilnehmende zuvor geschlagen und getreten worden, woraufhin sie die Angreifer mit Farbe bewarfen. "Das Organisationsteam des Camps bedauert den Vorfall und distanziert sich entsprechend seiner roten Linien von allen Formen von Gewalt gegen Menschen", hieß es von den Organisatoren.