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Gaza-Waffenruhe übersteht erste schwere Krise

Nahost - Gaza-Waffenruhe übersteht erste schwere Krise

Nahostkonflikt - Grenze zwischen Israel und Gaza
© Ariel Schalit/AP/dpa

Seit dem 10. Oktober ist die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen in Kraft. (Archivbild)

Israel greift im Gazastreifen an, nachdem es der Hamas vorgeworfen hatte, seine Streitkräfte attackiert zu haben. Beide Seiten sehen sich aber weiter an die Waffenruhe gebunden.

Die mühsam ausgehandelte Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat ihre erste schwere Belastungsprobe überstanden. Israel teilte nach Luftangriffen mit, es wolle sich nun wieder an die Vereinbarung halten: Auf Anweisung der politischen Führung und nach einer Reihe schwerer Angriffe als Reaktion auf die Verstöße der islamistischen Hamas habe die Armee "mit der erneuten Durchsetzung der Waffenruhe begonnen", hieß es am Sonntagabend in einer auf Telegram verbreiteten Mitteilung.

Zugleich warnte das Militär, es werde auf jeden Verstoß entschieden reagieren. Zuvor hatte die Armee am Sonntag mitgeteilt, bei einem Angriff auf ihre Truppen im Süden des Gazastreifens seien zwei Soldaten getötet worden. Die israelische Luftwaffe bombardierte daraufhin nach Medienberichten Dutzende Ziele in dem Küstenstreifen. 

Insgesamt wurden am Sonntag nach Angaben mehrerer Krankenhäuser bei verschiedenen Angriffen 44 Palästinenser getötet. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa waren unter den Toten auch ein Journalist und ein Kind.

Beschuss israelischer Truppen mit Panzerfaust

Die Armee hatte am Sonntagvormittag mitgeteilt, Soldaten seien im Süden des Gazastreifens unter anderem mit einer Panzerfaust beschossen worden. Im Norden des Gazastreifens hätten sich Bewaffnete israelischen Soldaten genähert und seien erschossen worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte daraufhin die neuen Angriffe in dem Küstenstreifen angeordnet. 

Hamas weist Vorwürfe zurück

Der militärische Hamas-Arm wies jedoch jegliche Verantwortung für die Angriffe auf israelische Soldaten zurück. "Wir bekräftigen unsere vollständige Verpflichtung, alles umzusetzen, was vereinbart wurde", hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Dies gelte vor allem für die Waffenruhe in allen Gebieten des Gazastreifens.

Angriff hinter der "gelben Linie"

Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben des Militärs in einem von Israel kontrollierten Gebiet östlich der "gelben Linie". Hinter diese hatte die Armee sich als Teil der vereinbarten Waffenruhe zurückgezogen.

Isat al-Rischek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und "fadenscheinige Vorwände" zu fabrizieren, "um seine Verbrechen zu rechtfertigen". Er beschuldigte Netanjahu, dieser wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.

Hamas: Unterhändler für weitere Gespräche in Kairo 

Am Abend teilte die Hamas dann mit, ihre Unterhändler seien zu weiteren Gesprächen in Ägypten eingetroffen. Die Delegation unter Leitung des Auslandschefs der Organisation, Chalil al-Haja, solle mit den Vermittlern und palästinensischen Gruppen über die weitere Umsetzung der Waffenruhe sprechen, schrieb die Organisation auf ihrer Internetseite. 

Bisher waren in dem Konflikt neben den USA vor allem auch Ägypten, Katar und die Türkei als Vermittler tätig. Diese Woche werden auch US-Vizepräsident JD Vance sowie die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner in Israel erwartet. Ob sie auch nach Ägypten reisen werden, war zunächst unbekannt. 

Die seit 10. Oktober geltende Waffenruhe ist Teil eines Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Israel und die Hamas hatten sich dabei auch auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen und einen teilweisen Rückzug der israelischen Truppen im Gazastreifen geeinigt.

Leichen von zwei weiteren Hamas-Geiseln identifiziert

Die Hamas hatte am Samstagabend in Übereinstimmung mit der Vereinbarung die Leichen von zwei weiteren Geiseln übergeben. Das Forum der Geiselfamilien teilte mit, es handele sich um den israelischen Fotografen Ronen Engel aus dem Kibbuz Nir Oz sowie um einen Landwirtschaftsarbeiter aus Thailand, der acht Jahre lang in Israel gearbeitet habe. 

Engel, ein 54-jähriger Vater von drei Kindern, war während des Hamas-Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 getötet worden. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt. Seine Frau und zwei seiner Kinder waren ebenfalls entführt worden, aber während einer Waffenruhe im Gegenzug für palästinensische Häftlinge wieder freigelassen worden. Der Thailänder wurde den Angaben zufolge ebenfalls am Tag des Massakers getötet und aus dem Kibbuz Beeri verschleppt. 

Nahostkonflikt - Grabungsarbeiten in Chan Junis
© Abdel Kareem Hana/AP/dpa

Mitglieder der islamistischen Hamas suchen nach Leichen israelischer Geiseln.

Damit verbleiben noch 16 getötete Geiseln im Gazastreifen. Israel wirft der Hamas absichtliche Verzögerung vor. Die Terrororganisation beruft sich dagegen darauf, dass es für sie schwierig sei, die Leichen zu finden, weil sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet seien. Vor knapp einer Woche waren 20 Geiseln freigelassen worden, die zwei Jahre in der Gewalt der Hamas überlebt hatten. 

Die Kassam-Brigaden teilten mit, es sei die Leiche einer weiteren Geisel gefunden worden. Sie warnten, neue Angriffe Israels könnten die Bemühungen um die Bergung weiterer sterblicher Überreste gefährden. 

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer Terroristen in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 wurden etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt wurden. Bei massiven israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden seither nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 67.000 Menschen getötet.

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