Weitere tote Tiere gefunden - Vogelgrippe breitet sich in Hessen aus
In Hessen breitet sich die Vogelgrippe aus. Trotz massenhafter Keulungen in anderen Bundesländern rechnet die Geflügelbranche nicht mit kurzfristigen Preissprüngen. Warum eine Stallpflicht jetzt als entscheidend gilt.
Im Naturschutzgebiet Rhäden bei Obersuhl seien bisher rund 50 verendete Kraniche entdeckt worden, teilt der Kreis Hersfeld-Rotenburg mit. Weitere Fälle zum Beispiel in Marburg-Biedenkopf und Schwalm-Eder. In den Kreisen Groß-Gerau und Werra-Meißner sind am Freitag bereits die ersten Verdachtsfälle bestätigt worden. Die Landkreise rufen Geflügelhalter dazu auf, ihre Tiere vorsorglich in geschlossenen Ställen zu sichern. Wer tote Wildvögel wie Kraniche oder Schwäne entdeckt, solle sie nicht anfassen, dafür aber melden.
Preisexplosion kurzfristig nicht erwartet
Die Geflügelwirtschaft rechnet trotz der massenhaften Tötung von Nutztieren infolge der Vogelgrippe mit relativ stabilen Preisen für Geflügelprodukte. Er glaube nicht, "dass wir kurzfristige Preisexplosionen haben", sagte Hans-Peter Goldnick, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, im ZDF-Morgenmagazin. Er verwies darauf, dass das Gros der Gänse aus dem Ausland importiert werde. "Wir müssen einfach nur in den nächsten Tagen und Wochen abwarten, wie sich dieser Pestzug durch Deutschland, aber auch durch Europa entwickelt."
Natürlich könne sich ein Preisniveau immer ändern, wenn eine Situation dramatische Züge annehme. "Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir das im Griff behalten können", sagte Goldnick.
Bundesweite Stallpflicht gefordert
Dafür sei jedoch dringend ein sogenanntes Aufstallungsgebot in allen Bundesländern erforderlich. "Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die die Politik treffen kann." Eine solche Stallpflicht ist eine behördliche Anordnung, Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung in geschlossenen Ställen zu halten, um die Ausbreitung von Tierseuchen wie der Vogelgrippe zu verhindern.
"Wir müssen alle Bio-Sicherheitsmaßnahmen in den Betrieben einhalten. Dann haben wir die Chance, dass wir das Virus außen vorhalten", sagte der Verbandspräsident. "Und dann gibt es auch zu Weihnachten und überhaupt genügend Fleisch, Geflügelfleisch und genügend Eier." Nur 20 Prozent der Gänse, die in Deutschland gegessen werden, kämen aus deutscher Produktion. 80 Prozent kämen aus Ungarn und Polen. Vor dem Martinstag am 11. November beginnt traditionell die Schlachtsaison für Gänse.
Vogelgrippe breitet sich seit Wochen aus
Die auch Vogelgrippe genannte Krankheit breitet sich seit Wochen über ganz Deutschland aus und trifft zunehmend Geflügelbetriebe mit voller Wucht. Nach Angaben des in Greifswald ansässigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben bislang etwa 30 kommerzielle Geflügelhalter ihre Tiere töten müssen.
Loeffler-Institut rechnet mit Ausbreitung der Vogelgrippe
Das Loeffler-Institut rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Zugvögeln, die an der Geflügelpest verenden und zu Überträgern der Tierseuche werden können. "Der Vogelzug ist im vollen Gange und der Virusdruck durch infizierte Wildvögel und deren Ausscheidungen sehr hoch", sagte Instituts-Präsidentin Christa Kühn. "Wir sehen nach wie vor ein sehr dynamisches Geschehen."
Die Geflügelpest grassiere in diesem Jahr außergewöhnlich früh, sagte Goldnick. "Es sind verhältnismäßig viele Ausbrüche über die gesamte Bundesrepublik verteilt in allen möglichen Geflügelarten. Das ist schon überraschend." Normalerweise gebe es einen Anstieg Anfang November. "So einen Verlauf haben wir in den letzten Jahren noch nicht erlebt."