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> Trend Eisbaden: Was bringt Baden im kalten Wasser?
05.01.2023, 10:57 Uhr
Trend Eisbaden -
Was bringt Baden im kalten Wasser?
© dpa
Anfängern wird geraten, nicht alleine ins kalte Wasser zu steigen. Außerdem ist Eisbaden in der Gruppe für viele Eisbader ein tolles Erlebnis.
In Skandinavien ist Eisbaden längst weit verbreitet. Doch was bringt es bei eisigen Temperaturen ins Wasser zu gehen? Ein Sportmediziner und Fitness-Influencerin Sophia Thiel erklären, was man bei einem Eisbad alles wissen und beachten sollte.
Auch hier bei uns in Deutschland sieht man in den letzten Jahren immer häufiger Menschen, die bei winterlichen Temperaturen in Badehose oder Bikini in den vereisten oder verschneiten See springen. Und sollte das mal nicht möglich sein, weil unser hessischer Winter mal wieder nicht kalt genug ist, dann werden eben Eiswürfel in Badetonnen gekippt.
Und das kann für Körper und Geist tatsächlich sinnvoll und gesund sein. Laut Sportmediziner Dr. Burkhard Weisser aus Ludwigshafen am Rhein gibt es mittlerweile "[...] gute Daten, dass das [Eisbaden] gegen diese klassischen Erkältungskrankheiten wirklich hilft."
Daniel Fischer testet es!
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Es ist der Beauty Trend des Winters. Für viele aber auch ne richtig coole Corona-Mutprobe - Eisbaden. Das ist tatsächlich nur was für die ganz Harten. Also überhaupt nicht für mich. Aber für Kollege Daniel Fischer von Guten Morgen, Hessen. Der testet das jetzt hier für uns am Funkhaus. Wir haben da schon mal was vorbereitet. Kommt mal mit. Ich habe kurz überlegt, ob ich mich nicht in mein Auto setze und einfach nach Hause fahre.
So, schöne Scheiße. Der Fischer hat seine feinste Badehose ausgepackt. Schwarz-Weiß mit Zitrönchen drauf. Gerade ist in Frankfurt ja Fashion-Week. Da könntest du wunderbar mit machen auf dem Catwalk. Bist du so halbwegs bereit? Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Ich mache mir den ganzen Morgen über schon Gedanken. Ich bin echt aufgeregt jetzt. Konzentriere Dich, Du packst das. Und dann warten wir auf Dein Go. Shit, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ooohh Fuck! Jawoll, wir haben einen Fanclub hier.
Und die Kollegen aus dem Funkhaus klatschen oben auch alle mit aus den Fenstern. Beide Beine drin. Der Körper, der Oberkörper fast komplett bedeckt. KRAAAASSSS! Boah, ich kriege gar keine Luft. Ich kann nicht reden. Ist das heftig. Ich merke gar nichts mehr. Sind die 15 Sekunden bald um? Jetzt wird's fast warm. Das ist der gesundheitliche Effekt, der jetzt einsetzt.
Ab jetzt gehts Dir nur noch gut. - Ich glaube. ich geh wieder raus. Ist das ok? - Riesen Applaus, Daniel steigt langsam wieder aus. Da kommt auch schon direkt der Sanitäter, haben wir natürlich vorgesorgt. Jetzt ist er wieder draußen. Daniel, wie fühlst du dich? Es ist krass, es sind wie Nadelstiche am Körper. Jetzt kommt die Gießkanne mit lauwarmem Wasser vom Sanitäter, Den wir natürlich mit dabei haben.
Es bitzelt am ganzen Leib, ich spüre meine Beine nicht. Meine Oberschenkel gehören gar nicht mehr zu mir.
Wie fühlt sich das mit dem Eisbaden an? Daniel Fischer aus FFH Guten Morgen, Hessen will es ausprobieren und steigt nach der Show in das eiskalte Becken vor dem FFH-Funkhaus.
© FFH/Marc Adler
Zwischen zwei und drei Grad kalt ist das Eiswasser, in das Daniel sich wagt
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Okay, noch einmal Luft holen vor dem großen Schritt.
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Die ersten Schritte sind die schwersten: "Wie tausend kleine Nadelstiche", sagt Daniel.
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Selbst das sprechen fällt ihm in diesem Moment schwer, aber...
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...nach einigen Sekunden lässt das Kältegefühl nach und die Haut fühlt sich sogar etwas warm an.
Was passiert beim Baden im kalten Wasser mit dem Körper?
Steigt man bei niedriger Außentemperatur in kaltes Wasser, wirkt das auf den Körper wie ein Schock: Er muss seine Temperatur halten, dadurch verengen sich die Gefäße in der Haut und das Blut wird im Körperkern zurückgehalten. Verlässt man dann das eiskalte Wasser, weiten sich die Gefäße wieder und es kommt zu einer verstärkten Durchblutung. Das führt zu einem wohligen, warmen Gefühl im Körper. Außerdem werden durch das Zusammenziehen und Weiten die Gefäße trainiert.
Außerdem verursacht Eisbaden eine Ausschüttung von Adrenalin, Endorphinen sowie entzündungshemmenden Kortikoiden im Körper. Das soll dabei helfen, schneller und besser zu regenerieren und das Immunsystem zu stärken.
Die Freisetzung von Adrenalin und Endorphine während des Kälteschocks hat zudem auch positive Auswirkungen auf die Psyche, weshalb einige Eisbader von einem euphorischen Glücksgefühl nach dem Eisbad berichten.
Was macht Eisbaden mit dem Körper?
Dr. Burkhard Weisser im FFH-Gespräch
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Also wenn ich ins eiskalte Wasser gehe, dann passiert zunächst mal etwas, dass die Haut das realisiert. Die Haut hat Kälterezeptoren, die schalten teilweise auch auf Schmerzrezeptoren, also von Kälte auf Schmerz. Aber diese Kälterezeptoren führen dazu, dass die periphere Durchblutung, also die Durchblutung in den Extremitäten, in den Armen, in den Beinen, so runtergefahren wird. Das heißt, das Blut wird dann eher im Körperkern zurückgehalten. Oft ist es dann so, dass nach ganz kurzer Zeit auf einmal paradoxerweise so ein inneres Wärmegefühl entsteht.
Influencerin Sophia Thiel über ihre Eisbade-Erfahrungen
Von einem "meditativen Effekt" beim Eisbaden erzählt Sophia Thiel im Gespräch mit FFH. Die 26-Jährige galt bis zu ihrer zweijährigen Pause als eine der bekanntesten Fitness-Influencerinnen in Deutschland. Im Jahr 2021 meldete sie sich wieder zurück und widmet sich seither viel dem Thema mentaler Gesundheit. Eisbaden macht sie mindestens einmal in der Woche.
Für Sophia ist es wichtig, den positven Effekt der Kälte zu nutzen. "Das Ganz ist jetzt natürlich kein Wettkampf oder soll auch keine Mutprobe oder Challenge sein. Denn das Ganze macht man ja auch nicht, um so lange wie möglich da drin auszuhalten. Man fängt ja eigentlich klein an, um den positiven Effekt der Kälte für sich zu nutzen." Für Sophia ist das Eisbaden eine Art der Meditation, bei der sie sich mit ihrem Körper und der Natur verbunden fühlen kann.
"Fühlt sich an wie ein mentaler Reset"
Sophia Thiel im FFH-Gespräch
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Hallo! Bei dir geht es zu viel um mentale Gesundheit, natürlich auch weiterhin Sport. Aber zu dem Thema mentale Gesundheit gehört auch Eisbaden. Ich freue mich darauf, von dir zu erfahren, inwiefern das zusammenhängt. Aber wir fangen erst mal damit an, wie oft du das machst. Mindestens einmal die Woche. Ich mache es natürlich auch ein bisschen öfter im Sinne von kalten Duschen. Also mit dem fängt man ja auch eigentlich an. Und dann sozusagen in den See schaffe ich es dann meistens immer nur am Wochenende. Okay, das ist natürlich eine wunderbare Information, die wir meinem Kollegen Daniel Fischer nicht weitergeben, dass man normalerweise anfängt mit Eis duschen. Okay, da muss ich aber nur wirklich aufpassen, weil das Ganze ist natürlich kein Wettkampf, sondern man fängt eigentlich klein an, um den positiven Effekt der Kälte für sich zu nutzen. Und dann, wenn man es schafft unter der kalten Dusche zweieinhalb Minuten auszuhalten, dann kann man auch den Schritt wagen, in den See zu gehen. Warst du oder bist du auch so eine Frostboiler? Also ich bin schon jemand, ich friere glaube ich übermäßig viel. Kann man dann trotzdem Eis baden? Ja, auf jeden Fall. Also ich war früher auch total die Frostboiler und ich bin richtig sauer geworden, wenn es draußen so kalt war, kalter Wind ins Gesicht. Und ich hätte auch niemals gedacht, dass es irgendwann für mich was Schönes sein könnte. Was genau macht das denn mit dir oder mit Menschen, die Eis baden? Also das Ding ist, man ist ja häufig als Mensch gerne in der Komfortzone. Am besten warm und kuschelig und nicht zu anstrengend. Und wir sind halt einfach so ein bisschen Warmdusche geworden, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man es schafft, aber diese Angst zu überwinden, ist das schon mal ein wahnsinniges Gefühl. Und dann sozusagen in der Kälte sich zu entspannen und diese Kälte zu spüren, holt einen sehr in den Körper zurück. Und das ist ja auch eine Art der Meditation, dass man in den Körper hineinfühlt und nur im Hier und Jetzt ist und seine Gedanken freikriegt. Weil man denkt meistens bei der Kälte an nichts anderes als kalt, kalt, kalt. Und das fühlt sich dann wirklich an wie ein mentaler Reset. Einen ultimativen Tipp, den du wirklich allen mitgibst und auch unserem Kollegen Daniel Fischer und allen anderen Eisbaden-Neulingen, wo du sagst, das ist eigentlich das Wichtigste. Das Wichtigste ist die Atmung. Also wenn es ja kalt ist, dann fällt man meistens in diese Schnappatmung. Und das ist ja das, was man nicht tun sollte, weil dann verkrampfen sich alle Muskeln. Und das Wichtige ist, dass man da bewusst dagegen einatmet und mit jedem Atemzug versucht, die Muskeln zu entspannen. Also Atmung ist da wirklich das A und O.
Was sollte man beim Eisbaden beachten?
Doch auch, wenn Körper und Geist von einem Eisbad profitieren können, dürfen die Gefahren nicht unterschätzt werden. So rät Dr. Weisser, dass man sich vor dem Eisbaden seiner Gesundheit sicher sein sollte. Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden, vor allem bei Herz- und dem Kreislaufproblemen, sollten besser kein Eisbad nehmen bzw. zunächst mit einem Arzt sprechen.
"Eisbaden würde ich empfehlen für Menschen, die keinen Blut Hochdruck haben [...]"
Dr. Burkhard Weisser im FFH-Gespräch
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Eisbaden würde ich empfehlen für Menschen, die keinen Bluthochdruck haben, keine Herzerkrankungen und die sich aktiv um ihre Gesundheit bemühen wollen und insbesondere, wenn man das in einer Gruppe macht und auch für Ältere ist das ein tolles Erlebnis.
"Denn bei Kälte verengen sich die Gefäße und akut kann der Blutdruck schon deutlich ansteigen."
Dr. Burkhard Weisser im FFH-Gespräch
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Also zunächst mal ist es so, dass wir sicher sein sollten, dass wir keine Herzkrankheiten haben oder dass man auch keinen hohen Blutdruck hat. Und Ärzte gehen ja immer auf Sicherheit, aber so über 40-Jährige sollten sich vielleicht sogar noch mal ganz kurz durchchecken lassen, bevor sie jetzt in eiskaltes Wasser einfach so reinspringen. Denn bei Kälte verengen sich die Gefäße und akut kann der Blutdruck schon deutlich ansteigen. Das ist für den Gesunden überhaupt kein Problem, aber für Menschen, die da so ein bisschen vorgeschädigt sind, ist es ein Problem.
Anfängern und "Warmduschern" rät Eisbaderin Sophia Thiel grundsätzlich, mit der Gewöhnung an das kalte Wasser unter der Dusche zu beginnen. So sollte man anfangs die Füße mit kaltem Wasser abbrausen und sich langsam bis zum Oberkörper hocharbeiten. Den Kopf könne man weglassen - bis zum Hals würde ausreichen, erzählt sie im FFH-Gespräch. "Und dann, wenn man es schafft, unter der Dusche zweieinhalb Minuten auszuhalten, [...] dann kann man es auch wagen, in den See zu gehen", sagt sie weiter.
Vor dem Eisbad sollte man als Neuling zudem wissen, dass man keinesfalls alleine schwimmen oder in tiefes Wasser steigen sollte. In Eis-Löchern sollte man außerdem niemals ohne Sicherung und Aufsicht baden.
Ist man nun bereit für das Eisbad, sollte man mit ruhiger, gleichmäßiger Atmung und möglichst entspannter Haltung langsam ins kalte Wasser hineinsteigen. Die kontrollierte Atmung und Entspannug ist für Sophia Thiel das Wichtigste beim Eisbaden. So empfiehlt sie Neulingen im Eisbaden, bewusst aus der Nase ein und aus dem Mund auszuatmen, sodass man keinesfalls in eine Art Schnappatmung verfällt und sich verspannt.
© dpa
Bei einem Eisbad wird empfohlen, eine Mütze zu tragen und sich danach gut abzutrocknen.
Anfangs empfiehlt es sich zudem im Wasser zu stehen oder zu sitzen. Auch kann man sich an einer Einstiegsleiter festhalten oder ein paar kurze Schwimmzüge machen. Hierbei zu Beginn lediglich bis zur Brust eintauchen und eine Mütze tragen - denn über den Kopf verlieren wir besonders viel Wärme. Wer empfindliche Hände hat, kann Handschuhe tragen.
Nach dem Eisbad sollte man sich nicht zu schnell aufwärmen - sonst macht der Kreislauf schlapp. Wichtig ist, sich gut abzutrocknen und wieder warm anzuziehen - wie auf dem Weg zum Eisbad: Bademantel, Winterjacke, dicke Socken, warme Schuhe, Schal und Mütze können helfen, um nicht auszukühlen oder eine Erkältung zu riskieren. Wieder zurück im Warmen, kann man sich nach einem Eisbad an einem Kamin, Kachelofen oder einfach an der Heizung aufwärmem und einen warmen Tee trinken.
Wie lange sollte man als Einsteiger eisbaden?
Ein Eisbad sollte immer nur wenige Minuten dauern, da ansonsten die Gefahr einer Unterkühlung zu groß ist.
Beginnern empfiehlt Dr. Weisser, die Wassertemperatur in Minuten umzuwandeln: Hat das Wasser beispielsweise eine Temperatur von zwei Grad, sollte man maximal zwei Minuten eisbaden.
"Man kennt das ja auch nach der Sauna, wenn man so in das kalte Becken geht. Wenn man dann einmal kurz reingeht, dann ist das schon so ein richtiger Kälteschock"
Dr. Burkhard Weisser im FFH-Gespräch
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Als Beginner, als Starter, der das noch nie gemacht hat, gibt es einfach die Regel, dass man die Gradzahl in Minuten umwandelt. Also ein Grad Wasser eine Minute, zwei Grad zwei Minuten und so weiter. Das ist aber schon wirklich die Obergrenze. Also es schadet sicherlich nichts. Man kennt das ja auch nach der Sauna, wenn man so in das kalte Becken geht, wenn man da einmal kurz reingeht, dann ist das schon so ein richtiger Kälteschock. Da muss man jetzt bei vier Grad kalten Wasser nicht unbedingt vier Minuten drin bleiben. Das wäre eher so die Obergrenze.