Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Sylvia am Sonntag, der Podcast. Ich bin geschlendert, gelaufen und geflogen, kam in Schleudern, bin hingefallen, gestürzt, lag im Dreck. Ich rappelte mich jedes Mal wieder auf und habe taumelnd weitergemacht. Ein Zitat aus dem Buch von Schauspieler und Sänger Gil Oferim, was viel über die Schattenseiten eines Teenie-Stars offenbart. Ich hatte all das, was viele Kids oder Teenies in meinem Alter hatten, nicht. Ich hatte weder Sommerlager mit Flaschendrehen, den ersten Kuss irgendwie, dieses Willst du mit mir gehen ankreuzen nicht. Ich bin nicht gesund mit Gleichaltrigen groß geworden oder Sommerurlaub irgendwo gehabt oder auch einen Ferienjob. Ich hatte sowas nicht. Warum er sein erstes verdientes Geld in einen vollen Kühlschrank investiert hat, er heute den Rock'n'Roll mehr denn je lebt und dass er über den Fußball seinem Vater wieder näher gekommen ist, darüber reden wir. Herzlich willkommen Gil Oferim. Einen schönen guten Tag zusammen, hallo. Wie geht es dir im Moment? Mir geht es gut, mir geht es gut, vielen Dank. Ein bisschen aufgeregt, die Ruhe vor einem Sturm und ich mache den ganzen Tag Interviews, aber aus dem Wohnzimmer heraus, dank dem gewissen Worten, dem C-Buchstaben, den wir jetzt nicht aussprechen wollen, aber mir geht es gut. Danke, wie geht es dir eigentlich? Mir geht es auch gut. Ich habe auch seit ein paar Wochen wieder so richtig Hoffnung. Viele sind geimpft, die ich kenne und meine Eltern sind geimpft und es gibt einem so ein gutes Gefühl. Ja, sehe ich auch so. Du hast ein Buch geschrieben, Freiheit in mir und ich fand das sehr, also wirklich sehr bewegend dieses Buch. Es hat mir, also ich bin ganz angefasst. Vielen lieben Dank. Um es kurz zu machen, ich habe drei, vier sehr turbulente Jahre hinter mir, viel erlebt, durchlebt oder auch überlebt und habe dann die Platte Alles auf Hoffnung geschrieben. Wie passt das in die Zeit? Musik ist immer schon mein Ventil gewesen und meine große Liebe und das, für was ich eigentlich auf diesem Planeten bin. Jedenfalls, Platte kam raus, ging im März 2020 von 0 auf 5 in die Charts in Deutschland, etwas, was ich hier in diesem Land schon lange nicht mehr hatte. Ja, das ging drei Wochen sensationell gut und dann kam, wie gesagt, ein Wort beginnend mit C. Und dann war halt alles Stopp, so für uns alle. Und alles, was ich da machen konnte, war eigentlich nur Online-Konzerte. Das habe ich gemacht, 20 Stück, jeden Freitag um 19.30 Uhr und da habe ich mein Feedback bekommen von Menschen, die sagten, das Album hat denen sehr viel bedeutet. Und dann dachte ich mir, weißt du was, nutz vielleicht die Zeit, um etwas zu tun, was du nie wolltest. Schreib ein Buch. Und dann dachte ich mir, wenn du mit deiner Geschichte irgendwie ein paar Leute bewegen kannst und einen Denkanstoß geben kannst, dann tu das. Und das habe ich getan und ja, ich bin immer noch aufgeregt, was da so passiert, aber ich habe es getan. Und dann auch gleichzeitig kommt auch meine neue Single raus, vom Ende der Traurigkeit, mit einem sensationellen neuen Tanzvideo. Also ich habe noch nie in einem Video getanzt, in einer TV-Show mal, aber nicht in einem Video. Und es passiert gerade sehr viel, obwohl ich zu Hause im Wohnzimmer sitze. Ja man hat ja so das Gefühl, man sitzt im Wohnzimmer, erzählt was, aber es werden die Menschen wirklich hören. Das vergisst man manchmal so ein bisschen, oder? Ja natürlich, dank dem komischen Ding, was eines Tages mal Bill Gates gesagt hat, das Internet wird sich nie durchsetzen. Doch, es hat sich durchgesetzt und es hat auch seine Vorteile. Es ist, du hast ja, die Aufregung kommt auch nicht von ungefähr. Also erstmal finde ich es gut, dass du diesen Schritt gewagt hast, weil, ich glaube es berührt einen auch deshalb, weil du ja natürlich unheimlich ehrlich bist. Also was ich ganz gerne gemacht habe bei dem Buch, genauso wie beim Songschreiben, ich liebe die deutsche Sprache mittlerweile. Früher sang ich ja auf Englisch, aber das Tolle am Deutschen ist, wir können zweideutig, wenn nicht sogar dreideutig schreiben. Und dann klaue ich sozusagen dem Zuhörer nicht die Fantasie, um sich mit dem Song zu identifizieren oder sich selber drin wiederzusehen. Und ich habe das ein Stück weit mit dem Buch auch gemacht. Also ich habe weder irgendwelche Namen genannt, sondern jeder hat irgendein Synonym bekommen. Es gibt eine Hira, ein Shira, es gibt ein Dogwalker, es gibt eine Babe, es gibt eine Mama-Babe, eine Schwester-Babe, es gibt so ziemlich alles. Es geht ja nicht darum, ich haue irgendjemand in die Pfanne, sondern, und vor allem was mir wichtig war, es soll kein Buch sein, in dem ich mit dem Finger auf dich zeige und sage, so hast du zu leben, so wirst du glücklich, so wirst du happy. Sondern ganz einfach, hey pass auf, schwierige Zeit, ich erzähle dir meine Geschichte und hey, ich bin immer noch hier mit all dem, was ich erlebt habe und es geht weiter. Du hast die Kraft in dir, warte nicht, dass von außen was kommt, du hast es in dir. Und desto mehr ich darüber rede und desto mehr Leute es gelesen haben, bin ich ehrlich gesagt auch bekräftigt oder bestärkt daran, dass ich wieder was wahrscheinlich richtig gemacht habe. Man muss sich nur trauen. Deshalb ist diese Frage, wie geht's dir, ja gar nicht so einfach. Weil, ja, wo fängt man an, wo hört man auf? Aber wobei doch, es ist doch ganz einfach, entschuldige bitte, es ist doch ganz einfach. Ich sitze gerade, ich habe ein Dach über dem Kopf, ich atme, ich atme ein, ich atme aus, ich habe ein Glas Wasser neben mir, ich habe vorgefrühstückt. Jetzt im Moment geht es mir gut und weißt du was, so besteuert das klingt und es soll nicht spirituell klingen, um Gottes willen, aber denk nicht an gestern und denk auch nicht an morgen, weil du verpasst und jetzt und das hier und jetzt hast du selber in der Hand. Und jetzt geht es mir gut, doch, mir geht's gut. Und so wie du klingst es dir wahrscheinlich auch. Du sitzt im Sender und hast einen tollen Tag. Genau, es regnet zwar total draußen, aber hier ist es trocken wie die Freiheit in mir. Das ist halt dieses, ne, das ist ja auch dieses, dieses Trolle, was es beinhaltet. Auch bei schwierigen, auch in schwierigen Lagen, also du hast ja auch Schwieriges erlebt, ob es jetzt der Tod deines Vaters ist, deine Ehe, eine schlimme Scheidung. Weißt du, man sieht glaube ich oft, oh Gott, jetzt kommen die ganzen Floskeln, man sieht einfach oft den vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und das ist einfach so. Aber ich habe ja, ich habe innerhalb eines Jahres, wir haben noch schön Silvester zusammen gefeiert und dann ein paar Tage später lag mein Vater im Koma und war sterbenskrank. Dann meine Frau und ich, also lange Rede kurzer Sinn, es war ein turbulentes Jahr. Aber dann meine Bulldogge, die ich 14 Jahre hatte, die mich auf Tour immer begleitet hat, musste ich auch einschläfern lassen. Zum zweiten Mal Vater geworden. Dann das, was ich mir so lange Erhofftungen gewünscht habe, die Karriere hat dann so wieder richtig Schwung bekommen und das alles unter einen Hut zu packen ist schwer. Aber weißt du, es geht trotzdem weiter. Du hast immer die Kraft in dir. So schwer es klingt und so bescheuert es klingt, weil klar, nachhinein kann man sagen, ach das habe ich doch ganz gut gerockt. Nee, habe ich nicht, aber ich habe es einfach irgendwie gerockt und ich bin immer noch hier. Und wenn ich meine Geschichte erzählen kann, nochmal ohne zu sagen, so hast du zu leben oder der war doof und jetzt erzähle ich die Geschichte von meiner Seite, genau so war es und nicht anders, das tue ich auch nicht. Sondern ich erzähle einfach nur meine Geschichte, mein Leben und dass ich einfach immer hier bin. Und Anekdoten und das ist ja auch zum Lachen das Buch zwischendrin. Es hat lustige, aber das ist ja so wie das Leben eben auch. Was viele ja wissen, sie haben dich gesehen bei Let's Dance und du hast ja die Seele aus dem Leib getanzt. Du hast ja auch gewonnen. Und jetzt lese ich, dass das aber gerade in einer Zeit war, die war so belastend. Und das hast du halt. Das ist der Pierrot wahrscheinlich in dir. Wenn es auf die Bühne geht und dann funktionierst du. Ich habe zu funktionieren. Das Publikum hat ja nicht bezahlt dafür, um mich traurig auf der Bühne zu sehen, sondern sie wollen entertaint werden. Aber das ist nicht nur bei mir so. Ein Pierrot steckt, und das soll jetzt auch nicht traurig klingen, aber ein Pierrot steckt ein Stück weit in jedem von uns. Jeder hat zu funktionieren. Die Mamas oder die Papas, die mal einen schweren Tag haben, aber die Kinder, die wollen weiter bespaßt werden oder das Leben geht halt einfach weiter. Genauso so etwas wie ein Schicksalsschlag, ein Tod. Es ist schrecklich, aber es ist leider auch das absolut Natürlichste, was es gibt auf der Welt. Wir kommen auf die Erde und wir verlassen sie eines Tages mit nichts. Und zwischendrin ist es halt einfach so, es ist meine Arbeit, aber auch mein Beruf und mein Leben. Bei Let's Dance war es so, ich habe in der zweiten Woche mir einfach das Außenband gerissen im Knöchel und wollte schon aussteigen. Dann gleichzeitig tanzte ich den Contemporary. Also mein Vater war ja früher Modern Ballet, Contemporary Dancer und konnte seine Karriere als Tänzer nicht fortführen, weil er musste die Familie ernähren, weil sein Vater kurz vor dem Antritt gestorben ist. Dann nach langer Zeit habe ich zum ersten Mal meinen Vater am Telefon gehört, seine Stimme, als er aus dem Koma erwachte. Und er meinte nur, er sei stolz, er hat gehört, ich tanze gut, weil er mich zuvor ausgelacht hat und gesagt hat, als ich mal eine Cha-Cha-Bewegung gezeigt habe, dann schaut er mich an und sagt, was soll der Scheiß, lass das. Das hat mir so viel bedeutet, dass ich sagte, okay, zwei 800 Ibuprofen und weiter geht's und für Papa tanzen. Und das habe ich gemacht, dreieinhalb Monate lang. Du schreibst ja, es gab keinen Tag, an dem du keine Schmerzen hattest. Also du hattest dreieinhalb Monate jeden Tag Schmerzen. Aber so ging es nicht nur mir, sondern so ging es allen Teilnehmern. Man hat natürlich das Adrenalin und irgendwann hat man ein Stück weit Blut geleckt und man ist kein Profitänzer, bei Weitem nicht. Aber man genießt die Zeit, man stellt auch fest, was es für ein Geschenk ist, da dabei zu sein mit allen Vor- und Nachteilen, die noch da mitkommen. Aber dann möchtest du auch das Beste geben und ich habe es meinem Vater versprochen und auch vor allem für meine Kinder. Und das ist, glaube ich, der beste Katalysator, den es gibt. Tanzen macht glücklich, das kann ich jedem empfehlen, vor allem den Männern da draußen. Packt eure Frauen, geht tanzen. Genauso wie singen, oder? Das ist doch verrückt. Singen macht ja auch glücklich, würde ich mal sagen. Singen macht glücklich und jeder kann singen. Nicht in jedem steckt ein Luciano Pavarotti, aber Musik ist subjektiv. Und nochmal, du hast alles in dir, mach das, was dich glücklich macht, wenn du es lebst. Und das kann ich wirklich sagen, das Leben ist einfach viel zu kurz. Man sollte es halt früh genug merken und es dann irgendwie anpacken. Also du kannst, du sollst, es ist gut, wenn du es einfach irgendwann mal erkennst. Dann musst du es auch nicht werten, sondern ob du es jetzt schon jung oder stellst, genau erkennen und sagen, hi, weißt du was, nicht drüber nachdenken, was ich vielleicht machen könnte, ich stehe jetzt auf und tue es einfach. Aber trotzdem gibt es keine Schuldzuweisung. Also du nimmst es einfach, du stellst es da, also du fragst dann einfach, ist es gut, als 14-Jähriger in der Welt rumzutouren, im Studio zu sein und nicht in die Schule zu gehen. Das stellst du als Frage, aber du gibst keinem eine Schuld. Ja, was bringt mir das denn? Also ändert das irgendwas in der Tatsache? Nein. Und nur irgendwie mit dieser Schwermütigkeit durchs Leben zu gehen, das ist doch nichts. Ich meine, es ist so, wie es ist. Und ich kann heute sagen, ich bin heute ein glücklicher Mann. Ich bin mitten im Leben, ich bin kein Teenie mehr, aber ich bin auch noch nicht alt und ich hab noch so viel vor und noch so viel zu tun. Und das allerbeste ist, ich lebe heute den Rock'n'Roll mehr denn je. Also ob jetzt früher Tourneen und Backstage und Party sind, keine Ahnung, was, Bierchen mit Kumpels. Nee, der wahre Rock'n'Roll im Leben, das sind da. Und das genieße ich viel mehr als alles andere, was es gibt. Liebe ist nicht alles, ist so ein Satz in deinem Buch. Was meinst du damit? Jeder empfindet oder jeder lebt die Liebe anders. Ich meine, das ist jetzt ein ganz banaler Vergleich, aber wenn man sagt, der eine kann schwimmen, dann sagt der andere, er kann auch schwimmen. Aber der eine ist ein Olympiasieger und der andere ist gerade vielleicht ein mittelmäßiger Schwimmer. Jeder interpretiert es anders und es gibt einfach manchmal auch Dinge, Liebe heißt nicht unbedingt in Sachen Erziehung oder mit Kindern immer nur alles toll, alles lieb und das zu machen, was die Kinder wollen, damit sie lächeln. Nein, manchmal ist Liebe auch Erziehung und Nein sagen. Und genauso aber auch heißt Liebe schützen. Schützen vor, wenn zum Beispiel dein Vater auch dein Manager ist, einfach zu sehen, wenn dein Junge in einer Live-Fernsehsendung in Hongkong vor einem Millionenpublikum umfällt, dann musst du auch Stopp sagen, es reicht. Und nicht einfach einen Tag Pause machen und dann geht's schon weiter. Deswegen sage ich, Liebe allein genügt nicht, sondern auch manchmal Konsequenz. Das Beeindruckende ist ja und das Schwierige zum Beispiel aus Mustern auszubrechen. Das kennt man in der Psychologie. Und du hast es ja eben gerade erwähnt, deine Leider, das kann man sich ja nicht aussuchen, wie man sich Eltern nicht aussuchen kann, haben deine Eltern, du beschreibst es auch im Buch, eine toxische Beziehung geführt. Trotzdem hast du irgendwann mal begonnen und hast reflektiert und hast wahrscheinlich, so denke ich mir, für dich selbst beschlossen, ich werde genau schauen mit meinen Kindern, dass ich nicht in so Muster reinrutsche. Na klar, sicher. Also wenn du als Kind in so einer Beziehung beziehungsweise in so einer Familie groß wirst, du kennst es ja nicht anders. Du siehst es vielleicht bei den Eltern deiner Klassenkameraden, dass es da vielleicht ein bisschen anders läuft, aber auch die haben alle ihre Bergchen. Da gibt es im Deutschen den wunderbaren Satz, unter jedem Dach ein Ach. Aber nochmal, du kennst es einfach nicht anders. Wenn du dann aber in die große weite Welt rausgelassen wirst, volljährig bist und deine eigenen Erfahrungen machst, dann irgendwann mal fährst du gegen die Wand, weil du ein Stück weit festgefahren bist und das lebst, was dir vorgelebt worden ist. Deswegen, ich sag immer gegenüber Kids, sei authentisch. Also wirklich, sei authentisch und nicht nur sagen, das sollst du nicht machen oder das sollst du machen, sondern es vorleben. Und das haben meine Eltern nicht immer so gemacht, ganz ehrlich. Und ich hab einfach für mich irgendwann beschlossen, Moment, also ich möchte nicht immer gegen die Wand fahren und vielleicht sind nicht immer die anderen schuld, sondern vielleicht ist irgendwas mit mir nicht okay, vielleicht sollte ich mich mal hinterfragen und das habe ich getan. Und ganz ehrlich, ich bin weder der Erleuchtete, noch bin ich irgendwie perfekt. Oh Gott, ich bin weiß Gott nicht perfekt und schon gar kein Engel. Aber allein, dass du es erkennst und sagst, okay, irgendwas habe ich da nicht ganz okay gemacht, dann, das ist schon viel und du kannst ein Stückchen besser werden. Und vor allem, eine Sache, das ist für mich das große, große Ding im Leben und ich weiß, ich werde es nie schaffen, aber die Erkenntnis ist wichtig, es gibt keinen Perfekt. Es gibt den perfekten Papa oder die perfekte Mama. Es gibt nicht den perfekten Künstler, es gibt nicht den perfekten Radiomoderator, wobei da sind schon ziemlich viele gute da draußen, aber es gibt das nicht. Es ist okay zu sagen, es reicht man für einfach nur gut genug zu sein. Das hast du ja auch für dich selbst dann irgendwann mal erkannt, dass du gesagt hast, es reicht, wenn ich an dem Tag der beste Gil für diesen Moment war. Also ich habe alles gegeben, was an diesem Tag für mich möglich war. Das reicht doch auch. Und die Erwartung ist zwar hoch und vor allem, wenn du eine Top-Leistung abgeliefert hast oder ein Erfolgsalbum abgeliefert hast und natürlich wirst du daran gemessen, immer an dem letzten großen Hit, aber ich mache mir den Druck nicht mehr ganz ehrlich. Ich habe ein großes Glück in meinem Leben. Mit meinen Kindern ist es so, ich weiß nicht, ob es andere Eltern auch kennen und verzeihen mir bitte den Ausdruck, aber ich habe etwas entwickelt in meinem Kopf, der nennt sich der Buschfilter. Da checke ich und da filter ich, was ist in meinem Leben wichtig und was ist nicht wichtig. Und das ist so, es lebt sich so viel besser, ganz ehrlich. Und die Leichtigkeit geben dir wiederum die Kinder zurück. Also für mich irgendwann mal, manchmal hat man ja auch bei dir im Buch, da waren ja Sätze, die werde ich jetzt nicht vergessen. Und ein Satz für mich ist immer wichtig, wenn du die Situation nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung. Ja, das stimmt aber auch. Also nochmal, deswegen sagte ich, meine Einstellung damals war, ich kannte es nicht anders von der Erziehung meiner Eltern und wurde dann in die große weite Welt rausgelassen. Gerade irgendwann nach der Abnahme meiner Eltern oder auch von meinem Papa als Manager, das auch schwierig war für uns beide. Aber dann merkst du irgendwann mal, okay, das ist das, was ich habe, damit wurde ich vorbereitet auf die große weite Welt und das ist aber ganz anders da draußen. Aber du wärst nicht der heute, wenn du nicht diese Schwierigkeiten gehabt hättest. Ganz genau. Mir wurde gestern in einem Interview die Frage gestellt, wenn du in die Zeit zurückreisen könntest, einmal und eine Sache ändern könntest, was würdest du tun? Und ich überlege und überlege und denke erstmal so weltpolitisch, was könnte ich machen, dass die Geschichte anders geht. Und dann denke ich mir, vielleicht in meinem Leben, und dann denke ich mir, merkst du gerade, wie ich die Zeit, die ich habe, verschwende mit dem Gedanken, was ich hätte, hätte machen können, wenn dann. Das bringt doch alles nichts. Es ist so wie es ist und ich bin jetzt hier und ich sitze jetzt gerade in meinem Wohnzimmer auf dem Boden, sensationelles Interview, etwas, was ich nie gemacht habe. Ich rede über mein Buch und ich bin dankbar dafür. Was ich auch gerade eben überlegt habe, dein Papa, das wird ja im Buch auch erwähnt, der hatte ja auch eine sehr schwierige Kindheit. Der hat seinen Vater früh verloren, er musste die Werkstatt übernehmen. Also ich habe da sehr viele Parallelen erkannt zwischen dir und ihm. Er hat sich wahrscheinlich nicht so ganz auf seinen Mustern befreien können. Und was für ein Glück habe ich doch wiederum, dass er es mir vorgelebt hat. Ohne alles schlecht zu machen, sondern er hat es mir vorgelebt und ich habe es irgendwann erkannt und gesagt, ich möchte sozusagen diesem Teufelskreis nicht mitspielen. Mir wurde es vorgelebt, die Muster können sich wiederholen, aber ich sage stopp, nein, ich will das so nicht haben. Und dann solltest du irgendwann anfangen zu reflektieren. Du wirst nochmal, du wirst nicht perfekt, du wirst kein Erleuchteter, du wirst nicht was. Und ich habe meine Päckchen genauso zu tragen, das hat jeder. Aber ich erkenne das wiederum und versuche es einfach besser zu machen. Und weiß Gott, mir gelingt es nicht immer, wirklich nicht. Aber ich gebe mir Mühe. Ja und es gibt ja auch irgendwie einen Song dazu, also diese ganzen Farben. Absolut, das ist so. Ich habe auf der Platte Alles auf Hoffnung einen Song geschrieben, der war mir sehr, sehr wichtig. Der heißt Danke. Denn der, der ich bin und dass ich hier überhaupt noch bin, habe ich auch zum größten Teil Menschen in meinem Umfeld zu verdanken. Und in der Bridge vor dem Chorus singe ich, aus all euren Farben hab ich etwas gelernt, sie machen dieses Bild erst sehenswert. Aus all euren Worten hab ich etwas gelernt, erst sie machen die Geschichte lesenswert. Ich sag einfach mal danke dafür, dass es so ist. Und es ist so. Ich bin dankbar für das, was ich habe. Ich habe nicht viele großartige, ganz viele Menschen oder ganz viele Freunde. Ich habe wenige, aber dafür schätze ich sie umso mehr und bin dankbar für die Menschen in meinem Leben. Ja, was soll man, ja klar, genau. Ab und zu mal Danke sagen. Das ist wirklich, das ist ein sehr, sehr guter Ratschlag. Es tut auch nicht weh und kostet dich nichts. Auch wildfremden mal die Tür aufhalten oder ein Bitte, ein Danke, ein Nicken, ein irgendwas. Das sind so Kleinigkeiten, die du hinaus sendest und du verbesserst vielleicht den Tag eines anderen, auch wenn du nichts davon hattest. Es hat dich nichts gekostet, aber der nimmt es mit und gibt es vielleicht weiter. Du bist ein Mensch, du hast so ein Strahlen. Oh, danke. Ja, das sieht man sogar an Bildern. Hast du dieses Strahlen mal verloren in dieser Zeit? Oh ja, oh ja. Also ich danke für dieses Kompliment. Ich bin mir da jetzt nicht so sicher, aber ich habe es verloren. Ich habe es eine Zeit lang verloren und zwar, ich habe mich selbst verloren. Ich habe sehr früh angefangen, eine Karriere zu starten. Auf der Bühne stand ich schon mein ganzes Leben jetzt, über 30 Jahre. Meine erste Single kam raus vor fast 25 Jahren. Ich habe 5 Millionen Platten verkauft, ich war auf Tournee und Asien und was auch immer. Wie aus einem Hollywoodfilm. Und dann gab es irgendwann eine Phase in meinem Leben, da war das einfach nicht mehr so. Es wurden noch ein paar Fehlentscheidungen getroffen in meiner Karriere oder finanziell und ich war noch so unfassbar jung. Und dann habe ich gesagt, okay, das ist jetzt eine Durststrecke, ich bewerbe mich bei dem, was ich immer schon machen wollte, bei einem Münchner Radiosender. Ich hatte eine Audition, ich habe vorgesprochen und dachte eigentlich, ich könnte das ganz gut rocken. Ende der Geschichte war, ich habe es nicht bekommen und die zwei anderen Damen, die bei der Audition dabei waren, hatten weitaus kürzere Röcke als ich an und das war es. Ich habe es nicht bekommen. Dann musste ich aber trotzdem gucken, wie es weitergeht und Ende der Geschichte ist, ich habe es endlich mal erzählt, das habe ich nie zuvor gemacht, aber im Buch steht es. Ich habe eine Zeit lang als Barista gearbeitet in der Kneipe meines Kumpels. Ich habe unfassbar schwere Klaviere, Altbauhäuser ohne Aufzug, die Treppen raufgeschleppt und für Menschen da installiert und gemacht und verkauft und das ist nichts Schlimmes, aber in der Zeit dachte ich einfach, ich wäre ein Schwerer gewesen. Ich war noch so jung und dachte, ich habe mich für mich selber geschämt, ich habe mich selber bemitleidet und das tue ich nicht. Das war eine ganz wichtige Erfahrung, denn ich habe so früh begonnen und ich hatte all das, was viele Kids oder Teenies in meinem Alter hatten nicht. Ich hatte weder Sommerlager mit Flaschendrehen, den ersten Kuss, dieses willst du mit mir gehen ankreuzen nicht. Ich bin nicht gesund mit Gleichaltrigen groß geworden oder Sommerurlaub irgendwo gehabt oder auch einen Ferienjob. Ich hatte sowas nicht. Dann stand ich stattdessen irgendwo und habe gehofft, mich erkennt keiner. Ich habe mich da irgendwie verkleidet mit Mütze, Haare versteckt und was schlimm war, ich werde es nicht vergessen, ich stand in der Kneipe und dann kommt ein Kollege von mir rein, ein Synchronsprecher-Kollege von mir und von einem halben Jahr zuvor habe ich ihn noch gebucht für eine Produktion und dann kommt der rein und sagt, hey Mensch, kommst du? Ey cool, hast du einen eigenen Laden jetzt? Und ich habe kurz überlegt, aber ich dachte, nee, sei ehrlich. Und ich sagte, nein, ich arbeite hier nur. Und das war ihm peinlich, mir unangenehm, aber nochmal, weißt du was, das gehört dazu, es formt dich und das war wahnsinnig wichtig für meine Entwicklung, was ich ja als Teenie nicht hatte. Und nochmal, ich schäme mich nicht, im Gegenteil, ich habe so viel gelernt und ich bitte auch alle da draußen, Freunde, wenn die Bedienung mal die Bestellung vergisst oder einen schlechten Tag hat, vielleicht hat sie irgendwie den einen Tag im Monat, ihr wisst schon. Oder ihr wurde das Bafög gestrichen oder der Koch hat einen schlechten Tag, weil seine Frau sich getrennt hat von ihnen. Der Tellerwäscher, gerade geflüchtet aus Afghanistan, hat einen Job, aber hat Angst um seine Familie, lasst bitte vielleicht ein bisschen Trinkgeld da. Ja, das ist halt wieder das Gute, wenn man halt auch mal in solchen Berufen gearbeitet hat. Perspektivwechsel. Aber es kommt halt schon, es kommt immer mal wieder im Buch, ich habe keine Ausbildung, ich habe keinen Abschluss, also da merkt man, das beschäftigt dich heute noch. Naja, absolut, weil du wirst ja immer gemessen an dem, was du hast, wer du bist, was du tust, was du kannst und was du gelernt hast. Ja, aber du hast doch so viel erreicht. Ja, danke, aber trotzdem wirst du gemessen und gerade wenn du selber Kinder hast, dann ist dir als Vater oder sollte es dir als Vater auch wichtig sein, dass sie eine gute Ausbildung genießen und Spaß haben am Lernen. Und bei mir war das alles nicht so. Ich bin nach der siebten Klasse von der Schule. Ich habe keinen Abschluss und habe mir das meiste, was ich kann und tue, dann selber drauf geschafft mit der Zeit. Geografie, ich habe stundenlang im Flieger die Landkarten studiert in diesen kleinen Heften der Fluggesellschaften. Ich habe wahnsinnig viel Politikbücher gelesen, weil mich hat das ehrlich gesagt auch geärgert, dass die anderen Kids das lernen und ich nicht. Ich habe zwar gleich das Erwachsene-Leben gehabt, obwohl ich nicht erwachsen war, aber ich hatte viel, viel ausgelassen und das habe ich dann persönlich nachgeholt. Und das beschäftigt mich natürlich, klar. Gerade heute, wo es heißt, was für eine Ausbildung hast du, damit kannst du dies lernen, jenes lernen, das studieren, das Ding Quereinsteiger, ich glaube, das erlaube ich mir zu sagen, ich glaube, da war ich ganz vorne mit dabei, ist das Wort davon übermessen. Ich glaube auch. Ich glaube auch, wenn du heute, was weiß ich, Abitur oder Realschulabschluss, ich glaube sogar, dass du den mit ein bisschen Übung bestehen würdest, weil du hast ja so viel an Wissen, also das merkt man ja auch an dem Buch, das hat dir das Leben einfach gezeigt. Ich bin auch von Beruf Schauspieler und ich liebe Filme, aber es gibt einen Film, der haut mich jedes Mal um, der heißt Slumdog Millionär. Ich weiß nicht, ob du den kennst. Ja, kenn ich. Genau. Mit dem Jungen, der irgendwann mal bei dieser Werbert Millionär Sendung sitzt und er gewinnt die Show und weiß alle Fragen, aber nicht, weil er es gelernt hat, sondern weil er es erlebt hat. Und bei mir ist es genauso, ich habe wahnsinnig viel einfach erlebt und daher habe ich mein Wissen auch. Ach Kinder da draußen, geht zur Schule, lest die Bücher, glaubt mir, das macht das Leben einfacher. Ja, es ist auch jetzt in der Corona-Zeit, hat sich so, wie man dankbar ist, einen Beruf zu haben, wo man arbeiten kann. Meine Kinder sind jetzt schon ein bisschen größer, aber bei Schülern habe ich es auch gemerkt, die sind einfach so dankbar, die würden so gerne, jetzt kommt es ja wieder, in die Schule gehen. Wie war das bei euch Online-Unterricht? Hier in Hessen war viel Wechselunterricht und die Kleinen ganz viel Online-Unterricht. Also es gab Kinder, die haben ein Jahr lang hier in Hessen die Schule nicht gesehen. Uiuiuiui. Bei euch zu Hause hat das einigermaßen funktioniert oder auch so ein Knochenjob? Die studieren beide. Ah, herzlichen Glückwunsch. Danke. Und die hatten aber auch halt leider nicht so, die waren auch meistens war irgendwie Online-Vorlesungen, Videomeetings, so halt. Aber es geht langsam wieder, fängt ein bisschen an. Ich glaube auch, alles auf Hoffnung. Du schon vorausgesagt hast, du bist ein sehr optimistischer Mensch. Ja, absolut. Also was wäre denn die Alternative, wenn ich dich fragen darf? Aufgeben? Nein, ich habe keine Alternative. Also, ich finde das Wichtigste, wie du vorhersagt hast, ist zuhören. Echt zuhören. Und ich glaube, das Leben liebt dich, ohne jetzt irgendwie romantisch zu werden oder noch irgendwie, keine Sorge, ich bin nicht so weit rausgeschwommen und bin jetzt ein spiritueller. Aber zuhören und das Leben liebt einen und zeigt einem jeden Tag Beziehungen, Hinweisen oder es kann dir Hinweise geben. Und ich glaube wirklich, zuhören macht viel und das nimmst du mit in deinem Leben. Und ich bin deswegen auch, ich möchte leben. Das habe ich auch im Buch geschrieben. Ich möchte leben. Ich möchte nicht irgendwie verrückt werden oder meinen Verstand verlieren und aufgeben. Wir haben so wenig Zeit hier und verschwenden die Zeit, die wir haben mit so viel Nachdenken. Entschuldigung, ich habe dich wieder unterbrechen. Nein, das ist doch deine, du darfst das. Du darfst mich unterbrechen. Jederzeit. Weil du bist doch mein Interviewgast. Das ist ja wichtig, was du erzählst. Nochmal zur Liebe. Es gibt ja so viele verschiedene Sparten der Liebe. Um die partnerschaftliche Liebe zwischen deinem Papa am Ende, das war ja glaube ich seine dritte Frau, Kirsten. Warum war diese Beziehung von den beiden so besonders? Seine vierte, wenn ich dich korrigieren darf. Er hatte Erfahrung im Leben. Oh, wenn du wüsstest. Er war aber auch ein lebensfreudiger, lebenslustiger, sehr gut aussehender, strahlender Mann. Also der hatte auch einen Strahlen, dein Vater. Ist so geil, wie du gerade meinen Papa erklärst, aber in deinem Kopf habe ich ganz laut dich denken hören, wie du sagst, das ist Womanizer, aber du dachtest dir, das sage ich jetzt besser nicht. Ich habe hier in meinem Wohnzimmer, ich gucke gerade auf eine sehr antike Lampe aus Persien, ein wunderschönes Ding. Das hatte mein Papa glaube ich 50 Jahre bei sich im Wohnzimmer stehen. Wenn diese Lampe reden könnte, huiuiuiui. Aber egal, jetzt steht die hier und ist eine wunderschöne Lampe. Was war die Frage nochmal? Genau, die Frage war, was diese Liebe, diese vierte Frau, was war das Besondere? Sie hat ihn so akzeptiert, wie er war und es gibt einen Ausdruck, den die beide immer gesagt haben, aber auch gelebt haben vor allem. Also nochmal wie auch mit der Erziehung mit Kindern. Es reicht nicht, wenn du sagst, du musst es auch ihnen vor allem vorleben, weil das ist authentisch und das gucken sie sich ab. Aber die zwei waren, wie sagt man das immer, sie waren ein Kugelmensch. Sie waren wie Yin und Yang und erst gemeinsam zusammen waren sie ein Ganzes. Das ist wirklich wunderschön gewesen. Und Papa schrieb auch in seinem Buch, da lache ich immer drüber, ganz einfach, er hat seine Gebrauchsanleitung und wenn man die kann und gelesen hat, dann ist das ganz einfach mit ihm. Und anscheinend war das so, vice versa, ich weiß es nicht. Oder er war bereit, weil du musst ja auch jemanden sehen. Du musst jemanden sehen, fühlen, ja klar, sicher. Er musste auch wissen, das ist die Richtige für mich. Das wussten die von Anfang an, das haben die beide gesagt immer. Das war sofort so. Oh wie schön. Er hat ihr ein Kompliment gemacht, sie hat in ihrer norddeutschen, kühlen, lustigen Art aber gleich so einen Spruch zurückgegeben, anstatt gleich zu verfallen. Und das war's dann. Und dann hat's Klick gemacht. Das ist ja eine schöne Geschichte, wirklich. Toll. Also es war auch alles auf Hoffnung, weil das kann ja dann auch jederzeit passieren. Man muss nur die Augen aufhalten für die Liebe. Ja und nicht drauf warten. Es passiert meistens dann, wenn man nicht damit oder darauf wartet oder es erwartet. Wie hast du es denn geschafft, wieder, ich meine du gehst ja jetzt mit diesem Buch in die Öffentlichkeit. Merkst du ja auch an den Interviews, die du gibst. Und dann werden auch die Zeitungen wieder schreiben und du hast ja wirklich schlimme Erfahrungen gemacht. Also gerade als ich das jetzt nochmal gelesen habe mit der Scheidung und trotzdem gehst du jetzt wieder. Also du gehst wieder auf die Öffentlichkeit zu. Wie kannst du das? Also was ich definitiv nicht gemacht habe, ist ich habe auch natürlich mich zu schützen, presserechtlich mich zu beraten, was ich erzähle und wie ich es erzähle. Gleichzeitig ist es aber auch so formuliert, dass es zweideutig sein könnte. Also ich habe da schon sehr aufgepasst aus dem einfachen Grund. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt und ohne darauf einzugehen, wer sich ein bisschen daran erinnern kann, ich habe ja nie irgendein Kommentar abgegeben oder nie irgendetwas gesagt. Aber ich musste alles schlucken und das habe ich getan aus dem einfachen Grund, aus dem einzigen Grund, wegen meinen Kindern. Denn wenn ich mich presserechtlich öffne, wird das alles im Internet für immer und ewig stehen. Vor 30 Jahren sagte man, ach ja, du das war, was gestern in der Zeitung war, da packt man heute einen Fisch auf den Fischmarkt ein. Heute ist es im Internet und steht auf ewig drin. Was habe ich gemacht? Also jetzt du als Branchenkennerin, ich habe eigentlich keine Reset-Sort begonnen. Ich habe alle, ich will nicht sagen verklagt, aber unterlassen rausgeschickt. Ich bitte euch das zu löschen aus dem Internet, wegen meinen Kindern. Und habe 300 presserechtliche Verfahren laufen, davon knapp 200 gerichtlich. Das ist eigentlich Karriere-Selbstmord. Aber nochmal, ich tue das für meine Kinder und dann ist es okay, wenn mich einige Boulevardblätter irgendwie ignorieren und nicht wollen. Aber ich kann in den Spiegel schauen und meine Kinder müssen den Scheiß, Entschuldigung, diesen Scheiß im Internet nicht lesen. Denn mein Sohn wird eingeschult eines Tages und er kann nichts dafür. Das spüre ich ja auch immer, weil man sagt, ach Prominente, aber ich sage dann immer, die leiden ganz genauso und deren Kinder, wenn Dinge über, also ich meine Prominenz schützt dich ja nicht da vor seelischen Verletzungen. Ja, und das wollte ich nicht für niemanden. Deswegen auch mein Buch nochmal, es gibt nur Synonyme, es gibt keine Namen, es gibt kaum Menschen. Und das ist okay. Und wie gesagt nochmal, das Buch ist kein Lebensratgeber, vielleicht im entferntesten Sinne eine Biografie und wenn du daraus was lernen kannst oder was mitnehmen kannst als Motivation, wunderbar. Aber nochmal, es ist jetzt nicht, jetzt komme ich mit der Wahrheit ans Licht und jetzt räume ich auf, sondern wirklich nur, ich schneide Themen an, die wahrscheinlich die meisten Leute eh kennen. Wenn man ein bisschen was in der Birne hat, eins und eins zusammenzählt, kann man sich so etwas zusammenreimen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber nochmal, da gibt es ein ganz, ganz tolles Zitat von Jim Carrey, das habe ich im Buch auch drin. Seine Biografie beginnt mit dem Satz, alles was hier drin steht ist nie passiert, aber alles war. Ja, das ist sehr gut. Aber ne, nichts davon ist wahr, aber alles ist so passiert. Rosorum, ja stimmt, das Neueste. Das ist wirklich sehr gut. Was man ja auch erfährt, also du sagst zwar München ist deine Heimat, aber du hast ja noch eine Heimat und das ist Israel. Was ist so dein Gefühl, was dich empfängt, was sind die Gerüche, was ist die Empfindung? Ich hätte genau jetzt so den Satz begonnen. Die Gerüche, der Vibe, die Menschen, der unfassbar schreckliche Verkehr in Tel Aviv, das Essen, das Lachen, das Meer. Ich weiß nicht, kennst du den Film My Big Fat Greek Wedding? Ne, sagt mir jetzt nichts. Das ist ein amerikanischer Essene-Komödie. Ein typischer Amerikaner trifft einen Mädel kennen, Amerikanerin mit griechischen Wurzeln, mit Einwanderern und er lernt ihre Familie kennen, weil die wollen heiraten. Und dann lernt er sie kennen und stellt fest, die sind irgendwie Hunderte und alle heißen irgendwie gleich und alle haben ihre Macken und dann beim Abendessen heißt es, was isst du gerne? Willst du ein Steak? Und er sagt, nein, ich esse kein Fleisch. Kein Problem, ich mache Lamm. Ja genau. Und ich wollte nur gerade sagen, meine Familie ist genauso wie in diesem Film nur mal zehn. Noch größer, noch lauter, noch herzlicher und das ist das, was ich Heimat nenne. Und das könnte auch überall sein. Hauptsache ich sehe sie wieder und ich kann es kaum erwarten, ehrlich gesagt geimpft zu werden. Dann diese, weiß ich nicht, diese paar, zwei Wochen, die man danach noch warten müsste, um endlich zu meiner Familie zu fliegen, um meine Tantin in den Arm zu nehmen. Die ist auch nicht mehr die jüngste. Also es ist ein unglaubliches Geschenk, das zu haben, was du hast. Das lernst du dann auch später im Leben kennen oder stellst du fest, das ist was ganz Besonderes und das sollte man auch wahren und schützen und pflegen und weitergeben, wenn du kannst. Ist zwar nicht immer leicht so, aber ja, ich gebe auch meinen Kindern die hebräische Sprache mit und vor allem die haben eine riesen Familie, nochmal, die sollten sich auch mit denen verständigen können. Also ich glaube Kinder haben es in Israel auch sehr gut. Ja, du, da gibt's, also es ist sehr laut. Da ist sehr sehr laut und da regt sich keiner so auf wie hier in einem, keine Ahnung, Geschäft oder einem Einkaufszentrum. Oh, das Kind, geht das nicht leiser? Da drüben ein Geschrei vom Herrn. Aber die kommen auch irgendwie klar mit den Kindern, das geht schon. Und deine Kinder, die freuen sich, wenn es nach Israel geht. Ja, die lieben das da. Die lieben das dort. Und natürlich ihr München, also vor allem mein Sohn, ein ganz großer Bayern München Fan. Ganz interessant finde ich das gerade, Jungs mit ihren Vätern. Du hast auch so Momente mit deinem Vater erlebt, wenn er euch Sport angeschaut hat. Die frühesten Kindheitserinnerungen, die ich habe mit meinem Vater waren natürlich gemeinsam musizieren, spielen, Quatsch machen, aber vor allem auch ins Stadion gehen. Also das ist so was, ich weiß nicht, ob das so eine typisch deutsche Kultur ist, aber der Vater und der Sohn geht ins Stadion und das war bei mir halt, ja, das war so. Ja und essen eine Wurst wahrscheinlich, eine Currywurst. Ich wollte es gerade sagen. Currywurst, genau. Ich habe zum Teil gar nicht gesehen, was da unten passiert ist, aber für mich war das einfach mit dem Papa zusammen sein so besonders und hey, warum schreien plötzlich alle und wieso schimpft der einen? Diese Schimpfworte kannte ich noch gar nicht. Und das haben wir dann wirklich viele, viele Jahre gemacht. Irgendwann später gab es dann irgendwie Fernsehsender, die haben es noch viel besser gezeigt und dann saß man halt auf der Couch und hat das zelebriert. Ich habe ja, wie ich im Buch geschrieben habe, auch, ich will nicht sagen einen Bruch mit meinem Vater gehabt, aber ich wollte mal was anderes und mich freischwimmen oder mich abnabeln und er war nicht nur mein Vater, sondern vor allem mein Manager. Und ich wollte mich aber von dem Manager trennen, nicht von meinem Vater. Das ging aber nicht und das haben wir leider sehr, wie soll ich sagen, vermischt. Dann hatten wir so eine längere Zeit Pause und auch da wiederum hat Kirsten uns wieder zusammengeführt, ganz raffiniert mit einem Essen, mit einem Fußballspiel und dabei blieb es dann. Und deswegen bis heute ist es so. Das muss auch sehr emotional intelligent sein, Kirsten. Weil sie hat genau das… Unfassbar. Ja, weil es war so eine ganz leise, sanfte Annäherung. Weil alles andere war noch so ein bisschen Minenfeld. Musik war Minenfeld. Es war Minenfeld. Über Business reden, über Geschäft reden und so Zeugs. Und Essen und Fußball ist, glaube ich, für Väter und Söhne, das geht. Und dann entwickelt sich da was daraus. Und dann wurde es, ganz ehrlich, es wurde inniger und besser denn je. Und da bin ich stolz drauf. Ich konnte ihnen meine neue Musik vorspielen und habe nicht den Manager, der natürlich denken musste, wie kann er das verkaufen und ist das jetzt kommerziell, ist das relevant, sondern einfach nur den Papa, der auch eine unfassbar erfolgreiche, große Karriere hatte, fragen, was hältst du von meinem Song, von meinem Stück. Und das war viel besser als jemals zuvor. Der war halt sehr verletzt, als du ihn erstmal nicht mehr als Manager wolltest, aber ich glaube, er hat die Zeit genutzt, um vielleicht auch zu reifen als Vater. Absolut. Er sagt so schön, das war der beste Tritt in den Hintern in seinem ganzen Leben. Er hat es so empfunden als Tritt in den Hintern. Ich finde nicht, aber okay. Und in der Zeit hat er auch Kirsten kennengelernt und sie hat ihn dann noch weiter in den Hintern getreten und wieder gezeigt, wie toll das Leben ist und dass er nicht immer der Papa und die Mama für die Kids in einem sein muss, sondern er hat auch noch ein eigenes Leben und vor allem eine eigene Karriere. Sie hat ihn sozusagen wieder zurück auf die Bühne gebracht. Auch genauso wie du vorhin meintest, liebevoll. Nicht gezerrt, nicht gepusht, nicht geschubst, liebevoll. Und Kirsten ist eine großartige Frau. Ja schön, weil es ist auch ein bisschen traurig auf der einen Seite, aber es ist wie es ist, hast du glaube ich heute auch mal gesagt. Kirsten hat mir das gegeben, was ich nie hatte, also nie richtig hatte. Also sie ist auch eine Mutter für dich. Absolut, absolut. Das sage ich jetzt nicht so, aber wir nennen uns so die coolste WG Deutschlands. Wir leben zusammen und ich profitiere sehr davon, genauso sie und vor allem meine Kinder. Es ist einfach wie so eine Großfamilie, wie man das früher hatte und ich liebe das. Ich liebe es, am langen Tisch zu sitzen, gemeinsam zu essen. Es ist großartig. Und wie du sagtest, sie ist eine emotional sehr intelligente Frau und auch das ist etwas, ich lerne sehr viel von meinem Umfeld und vor allem von ihr. Kannst du sagen, wo fehlt dir am meisten dein Papa? Jeden Tag. Och wie traurig. Es ist traurig, aber es ist normales Leben und das muss man akzeptieren und lernen. Irgendwann ist man selber irgendwie der Vater oder noch ein viel bescheuterer Satz das Familienoberhaupt, aber er fehlt mir jeden Tag und ich sehe ihn in den Gesichtern meiner Kinder, ich sehe ihn im Spiegel, wenn ich da reingucke. Ich sehe ihn oft in Form eines Schmetterlings. In der Woche, als Papa von uns ging, die Sonne schien, wir waren im Garten und da waren ganz viele Schmetterlinge unterwegs, ich weiß nicht warum. Und einer landete auf dem Rücken meiner Hand und mein Sohn rief plötzlich, oi Papa, guck mal, das ist der Saba. Saba heißt Opa auf Hebräisch und das bleibt mir bis heute. Und ich hab danach einen Song geschrieben, der heißt Ein Teil von mir und das Song endet mit, auch wenn ich mich jetzt bewege, bleibst du mein Leben lang das Bild von einem Schmetterling auf dem Rücken meiner Hand. Wenn ich jetzt dir zugehört habe, dann habe ich den Eindruck, der Mensch, also dein Papa ist ja noch bei dir. Er ist ja jeden Tag da, obwohl er fehlt. Es ist ja, vielleicht ist er der kleine Junge in meinem Kopf, der weint und nach seinem Papa ruft. Ich weiß es nicht. Papa sagt immer, es ist wichtig, Fußspuren zu hinterlassen im Leben. Gute, gute Sachen. Und das hat er gemacht. Trotzdem werde ich glaube ich nie verstehen oder akzeptieren können, dass von einem Moment auf den anderen eine Person weg ist. Ich verstehe es einfach nicht und ich werde es nicht verstehen. Wo ist er? Hast du eine Antwort? Er ist ein Schmetterling, aber das reicht ja nicht. Das reicht nicht. Ich weiß nicht, wie das in Israel ist, aber wir klammern den Tod, jetzt haben wir es mal erwähnt, aber wir klammern das zu sehr von unserem Leben aus, hier bei uns in Deutschland, habe ich manchmal das Gefühl. Absolut. Wir wollen nicht drüber reden, wir wollen uns nicht denken, aber ich glaube, wir werden geboren und wir sterben und dazwischen müssen wir halt leben. Deswegen sage ich, das Leben ist zu kurz. Das Leben ist zu kurz. Um sich schlechte Gedanken zu machen. Richtig. Was für eine super Überleitung. War auch glaube ich, was du am Ende des Buches schreibst. Also du schaffst es auch, wenn ich das geschafft habe, dann schaffst du das auch. Was du hast, können viele haben, doch was du bist, kann keiner sein. Das ist so schön. Richtig. Dankeschön. Trotzdem am Ende des Buches, ich meine, ich sage ja oft, ich habe ja keine Fäkalsprache, aber es rutscht jeden Mal so hier und da ein Wort raus und das ist auch okay. Und da gibt es auf Hebräisch das Wort, wenn man sagt, ach scheiß drauf oder egal, sagt man Israeler Kolbatachat. Und das sage ich auch oft oder am Arsch. Und ich habe mir dann auch gedacht, weißt du was, jetzt muss ich da auch so eine Leichtigkeit reinbringen, weil ich bin immer noch hier und ich nehme mich vor allem, eine Sache, die ich Gott sei Dank abgelegt habe, ich nehme mich selber nicht mehr so ernst. Ich kann nur mich selber lachen, ich kann, wenn ich andere zum Lachen bringe, auf meine Kosten kann ich das gerne machen. Und deswegen habe ich auf der Rückseite des Buchs ein Foto hingetan mit dem Satz oben drüber, weil ich sage ja immer alles auf Hoffnung. Im letzten Jahr fühlt es sich an, eher wie alles am Arsch. Da habe ich da ein Foto von mir auf einem Steg, den ich hinschaue, ich habe keine Hose an und man sieht meinen nackten Hintern und da steht drauf, wenn alles am Arsch ist, bleibt nur die Hoffnung. Weißt du was? Genau und das wollte ich erreichen, dass man einfach lacht und sagt, ach weißt du was, okay, ich nehme mich selber auch nicht so ernst. Du hast auch noch Humor und Humor ist ja das, was auch in Schwierigen, nicht immer, es gibt bestimmt Menschen, die können dann nicht mehr lachen, aber Humor hilft sehr in unserem Leben, glaube ich. Sehr, sehr. Ja, Gild, es war sehr schön und ich kann jedem dieses Buch aus vollstem Herzen empfehlen es zu lesen, weil es, wie du sagst, das ist überhaupt nicht irgendwie mit erhobenem Zeigefinger, es ist sehr interessant, weil ich sage immer, was für mich so ein bisschen das Motto der Sendung ist, es gibt nichts Spannenderes als das Leben von Menschen, also das glaube ich wirklich, tief und fest. Und das ist mir wieder bei diesem Buch aufgefallen, also man kann so viel für sein eigenes Leben daraus lernen und ja, aber es ist auch unabhängig von dem, was ich mir nehme für mein Leben und die Hörer, es ist wirklich auch spannend, dein zu lesen, was du erlebt hast. Du bist, wie man in Bayern sagt, ein Herz auf Latschen. Vielen, vielen Dank Sylvia für diese wunderschöne, danke schön. Herz auf Latschen, die Bayern, die haben es einfach drauf mit ihren Komplimenten. Du bist der Herz auf Latschen, weißt ja. Gibt es da einen Begriff auf Hebräisch, der auch das so umfassen würde? Herz auf Latschen? Ne, nicht, da würde man eher sagen, meine Seele, du bist eine Seele von Mensch, da würde man sagen Nishama. Da merkt man wieder diese unterschiedliche, da klingt das schon wieder ein bisschen mehr mal melancholisch für mich irgendwie, ne, auf Hebräisch. Ach man kann es auch ganz lustig sagen, Nishama Shele. Alles klar, Gil, vielen, vielen Dank und ich wünsche dir sehr viel Freude weiterhin mit deinen Kindern, mit deiner großen Familie und ich wünsche dir, dass ganz, ganz, ganz viele Menschen das Buch lesen. Ich danke dir und Familie, wünsche dir alles Gute, dir und deinen liebsten Gesundheit und alles auf Hoffnung. Mach's gut mein Lieber, ne? Jo, ciao. Biografisches und Informationen zum Buch von Gil Oferim gibt's unter Silvia am Sonntag. Da können Sie den Podcast auch abonnieren, dass Sie kein Gespräch mehr verpassen oder wir hören uns im Radio jeden Sonntag zwischen 9 und 12.