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Hitzewelle in Hessen: Trockenheit belastet Flüsse und Felder stark

FFH-Recherche zur Trockenheit - Monatelanger Dauerregen wäre nötig

© dpa

Ein trockenes Maisfeld: Die Bauern fürchten um die Herbsternte von Zuckerrüben, Mais oder auch Kartoffeln (Symbolbild)

Die Hitzewelle und die lange Trockenheit setzen der Natur in Hessen immer mehr zu. Wälder, Flüsse und Felder dörren aus. Laut FFH-Wettermann Dr. Martin Gudd müsste es monatelang durchregnen. Außerdem sagt er: Die letzten nennenswerten Niederschläge gab es am 5. August. Was das für Bauern, Förster und uns Menschen bedeutet, haben die FFH-Reporter überall in Hessen recherchiert. 

Die Wettervorhersagen von Dr. Martin Gudd zeigen es jeden Tag: Die Sommer ist ungewöhnlich trocken. In Südhessen sowie im benachbarten Rheinland-Pfalz ist die Trockenheit sogar noch gravierender. Hier gab es an manchen Stellen im gesamten August noch keinen Regen. 

Monatelang anhaltender Regen benötigt

Ein Vierteljahr müsste es laut FFH-Wetterexperte Dr. Martin Gudd dauerhaft regnen. Doch selbst mit einem solchen monatelang anhaltenden Regen wäre der Erdboden in mehr als einem Meter Tiefe immer noch trocken, da es sehr lange brauche, bis das Regenwasser so tief versickere. "Die Dürrefolgen werden wir noch einige Jahre lang spüren", so Gudd.

Schuld trägt die Klimaerwärmung

Auch der Grund für dieses Extremwetter ist für Dr. Martin Gudd eindeutig: Die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung. Dadurch habe sich ein Teil der Atmosphäre quasi verändert - die sommerlichen Hochdruckgebiete hätten sich nach Norden verschoben.

Trockenheit in Hessen dauert außergewöhnlich lang

Auch im Juli fielen bislang nur 1 bis 4 Liter Regen auf den Quadratmeter. Ob im Süden oder in Nordhessen: "Die Dürresituation ist in ganz Hessen derzeit extrem und außergewöhnlich. Der Erdboden ist staubtrocken. Die Wasserstände an den Gewässern in Hessen gehen weiter kontinuierlich nach unten, die Grundwasserstände sind zu einem großen Teil schon sehr niedrig ", sagt Gudd.

Stabiles und ausdauerndes Hochdruckwetter in Hessen?

Das liege an der Tatsache, dass Hessen in diesem Sommer meist stabiles und ausdauerndes Hochdruckwetter habe. In einem Hochdruckgebiet gebe es aber keine oder nur wenig Wolkenbildung. So entwickelten sich nur manchmal kleine Gewitterschauer, die aber nur stellenweise für eine Linderung der monatelangen Trockenheit sorgen.

Hessen erlebt südländisches Mittelmeerklima

Normalerweise liegen die stabilen Hochdruckgebiete weiter südlich, zum Beispiel am Mittelmeer. FFH-Wetter-Experte Gudd sagt: "Die Hochdruckgebiete werden zumindest zeitweise stärker und ausdauernder, die Tiefdruckgebiete jedoch weniger intensiv. Wie schon 2018 haben sich die Klimazonen quasi verschoben. Hessen erlebt also seit Wochen Mittelmeerklima."

Die Trockenheit hat Folgen für den Rhein und natürlich auch für manche Fähren dort. Unser Reporter hat sich in Oestrich-Winkel an der Winkler Bucht die Situation angeschaut. Am Anleger der Rheinfähre, die zwischen Oestrich-Winkel und Ingelheim verkehrt, ist das gut zu sehen. Dort ist jetzt ein Flachwasser-Fähre im Einsatz. Diese hat einen Tiefgang von nur 45 Zentimetern. Das normale Fährschiff „Michael“ hat knapp einen Meter Tiefgang und kann nicht mehr eingesetzt werden.

Flachwasserfähre kann weiterhin fahren

Das Niedrigwasser überrascht den Fährenbetreiber. "Es ist sehr früh im Jahr. Sonst sieht man so etwas eher erst im September oder Oktober", so Michael Maul. Die große Sorge: Dass in zwei bis drei Wochen auch die Flachwasserfähre nicht mehr eingesetzt werden kann. Noch hat das Niedrigwasser aber keinerlei Auswirkungen für Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger, die die Fähre nutzen. Verbunden ist der Einsatz der Flachwasserfähre aber mit einem großen Aufwand und Zusatzkosten, denn die Flachwasserfähre ist angemietet.

Die Wiesen sind vertrocknet - Viehhalter werden im Herbst mehr zufüttern müssen, befürchtet der Bauernverband (Symbolbild) 
© dpa

Die Wiesen sind vertrocknet - Viehhalter werden im Herbst mehr zufüttern müssen, befürchtet der Bauernverband (Symbolbild) 

Nach einer Bilanz des hessischen Bauernverbandes ist die Ernte der Wintergerste in Hessen zwar noch gut ausgefallen, doch für den Herbst sehen die Landwirte schwarz. Es zeige sich, dass die Pflanzen weniger Nährstoffe ausbilden würden aufgrund der Trockenheit.

Zuckerrüben werfen die Blätter ab, Kartoffeln haben weniger Knollen

Das bedeute zum Beispiel, dass das Getreide fürs Brot weniger Eiweiß als sonst habe, sagt Karsten Schmal, der Präsident des hessischen Bauernverbandes besorgt. Dies gelte insbesondere für Zuckerrüben und Kartoffel, die bei über 30 Grad das Wachstum einstellen würden. Die Böden seien bis zu einem Meter tief ausgetrocknet, die Pflanzen würden also Feuchtigkeit nur noch durch Regen bekommen.

Der vierte trockene Sommer in fünf Jahren

Es sei der vierte viel zu trockene Sommer innerhalb von fünf Jahren, rechnet Schmal vor. Auch der Münzenberger Kartoffelbauer Helge Timm fragt sich längst: "Wie kommt künftig das Wasser aufs Feld?" Für dieses Jahr prognostiziert er: "Wir werden kleinere Kartoffel haben." 

Der Bauernverband befürchtet metertief ausgedörrte Böden

Präsident Karsten Schmal: "Die Pflanzen finden kein Wasser mehr in tieferen Bodenschichten

Der Kartoffelbauer aus Münzenberg sieht weniger Knollen

"Wir werden dieses Jahr kleinere Kartoffel haben. Über 30 Grad stellen Kartoffeln das Wachstum ein," sagt Helge Timm aus Münzenberg

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Südhessens Bauern leiden unter der Trockenheit. Das geht auch Hansgeorg Münch aus Groß-Umstadt nicht anders. Ein Problem: die mickrigen Zuckerrüben. Er sagte unserem FFH-Reporter, dass viele Pflanzen schon die Blätter fallen ließen. Das werde auch Auswirkungen auf den Zuckergehalt der Rüben bei der Ernte haben 

Der Zuckerrüben-Bauer über seine Pflanzen

Die ersten Rüben werfen schon die Blätter ab. Das ist besorgniserregend, sagt Hansgeorg Münch aus Groß-Umstadt

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Vertrocknete Blätter der Rosskastanie. Die Bäume werfen früh die Blätter ab und sind anfällig für Krankheiten. (Symbolbild)
© dpa

Vertrocknete Blätter der Rosskastanie. Die Bäume werfen früh die Blätter ab und sind anfällig für Krankheiten. (Symbolbild)

Als deprimierend bezeichnet Hessenforst die Situation in den Wäldern aufgrund der Trockenheit. Besonders betroffen seien Fichten, Buchen und alte Bäume. Die Bäume hätten in den vergangenen Jahrzehnten nicht gelernt mit langen Trockenperioden umzugehen, weil es immer ausreichend geregnet habe in Deutschland.

Starkregen könnte den Bäumen jetzt sogar schaden

Jetzt hätten die Wälder großen Stress. Wenn die Förster auch sich Regen herbeiwünschen, so befürchten sie doch Starkregen. Denn der würde nicht in den Boden eindringen und könnte im schlimmsten Fall die geschädigten Bäume sogar ausspülen und zum umstürzen bringen, sagt Hessenforst-Sprecherin Michelle Sundermann

Hessenforst-Sprecherin: "Es ist deprimierend"

"Wir sind in großer Sorge um den Wald und unsere schönen und wünschen uns unser altes Klima zurück, sagt Michelle Sundermann

Hessenforst-Sprecherin: "Starkregen würde nicht helfen"

Was wir brauchen ist einen sanften Landregen am besten wochenlang, so Michelle Sundermann zur FFH-Reporterin

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Der Rasen vor dem Biebricher Schloß in Wiesbaden ist vertrocknet, obwohl er hier und da bewässert wird. 
© dpa

Der Rasen vor dem Biebricher Schloß in Wiesbaden ist vertrocknet, obwohl er hier und da bewässert wird. 

Seit Wochen kein oder nur wenig Regen - durch die Trockenheit leiden nicht nur die Bauern, auch Fußballvereine und Städte müssen mit wenig Wasser haushalten. In Fulda, Bad Nauheim oder anderen Städten haben die Gemeinden besondere Pläne zum Wassersparen

Junge Bäume bekommen Wassersäcke umgehängt

So darf die Stadt Fritzlar direkt an der Eder dort schon lange kein Wasser mehr entnehmen. Wie in vielen anderen Städten wird auch in Fritzlar bei Pflanzen und Wiesen das Gießen auf das Notwendigste beschränkt, erklärt Bürgermeister Hartmut Spogat. Die junge Bäume bekommen in Fritzlar einfach Wassersäcke umgehängt. 

Der Bürgermeister über die jungen Bäume in Fritzlar

"Die jungen Bäume bekommen Wassersäcke umgehängt, damit sie nicht verdursten", sagt Hartmut Spogat

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Trockenheit und Hitze auch für Fischzüchter ein Problem

Auch Fischzüchtern bereiten die Trockenheit und Hitze Probleme. Michael Föller aus Gersfeld-Altenfeld berichtet am FFH-Mikro, dass durch den fehlenden Niederschlag zu wenig Sauerstoff in seinen Teichen ist. Seine Fische brauchen kühles, sauerstoffreiches Wasser - schwierig bei dem wenigen Regen und den hohen Temperaturen. "Wir müssen deswegen Sauerstoff in die Teiche leiten und können die Tiere nicht so füttern wie normalerweise. Denn je mehr Fische fressen, umso mehr Sauerstoff brauchen sie", so Michael Föller.

Fische früher geschlachtet als sonst

Außerdem muss Michael Föller seine Fische in andere Teiche verlegen - oder auch Tiere schlachten. "Ich habe jetzt shcon Fische geschlachtet, die ich eigentlich erst später im Jahr aus dem Wasser entnommen hätte", so Föller im FFH-Gespräch. Außerdem sind für ihn auch die steigenden Kosten ein Problem. "Strom ist teurer - den brauchen wir, um den Sauerstoff ins Wasser zu pumpen. Und auch die Sauerstoff-Preise sind gestiegen", so Föller. 

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Alles ist viel zu trocken - auch die Schifffahrt auf dem Rhein muss darunter leiden.

Anne Schmidt

Leiterin Studio Mittelhessen
Anne Schmidt

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