Holzdiebe in Hessen unterwegs: Händler macht 50.000€ Verlust

14.09.2022, 14:45 Uhr

Holzdiebstahl nimmt zu - Rabenauer Händler bewacht Holz per Kamera

Dieses Foto hat eine Überwachungskamera im Wald aufgenommen, während ein Auto vorbeifuhr. Bisher hat er jedoch noch keine Person dabei filmen können, wie sie Holz geklaut hat.

Unter anderem mit Hilfe dieser Kamera überwacht Marcel Bänder seine Holzpolter.

Der Holzhändler Marcel Bender aus Rabenau vor einem seiner Holzpolter.

In den hessischen Wäldern wird immer mehr Holz geklaut, berichten Holzhändler. Marcel Bender aus Rabenau im Kreis Gießen entwendeten die Diebe dieses Jahr bereits Holz im Wert von über 50.000€. Ab sofort setzt er auf Videoüberwachung.

Den letzten Holzdiebstahl bemerkte Bender am Montag (12. September) im Raum Schotten. Über 90 Raummeter Buchen- und Ahornholz klauten die Diebe. Allein bei diesem Diebstahl entstand ein Schaden von rund 5000 Euro. Der Verkaufswert des Holzes sei aber deutlich höher.

Professionelle Diebe

Bei den Diebstählen in letzter Zeit verschwinden die kompletten Holzstapel, auch Polter genannt. Für den schnellen Abtransport von hunderten Holzstämmen auf einmal, braucht es mehr als einen einfachen LKW. Die Diebe kommen mit Holztransportern angefahren, die einen Kran haben, mit Hilfe dessen das Holz dann verladen wird. Das dauert nur wenige Minuten. Von diesen Fahrzeugen gibt es jedoch laut Bender nicht so viele. Außerdem könne man sich solche Holztransporter nur schwer ausleihen. "Das ist das Schlimme, was uns absolut auf die Palme bringt: Das es jemand aus den eigenen Reihen ist", erzählt der 33-Jährige im FFH-Interview.

Der Holzdiebstahl nimmt stetig zu

Im vergangenen Jahr lag der Verlust bei 50 Raummeter. In diesem Jahr wurden dem Händler bereits im September 1000 Raummeter bis September gestohlen. Marcel Bender befürchtet, dass der schlimmste Punkt noch nicht erreicht ist. "Das Problem ist, dass zur Zeit selbst mit viel Geld kein Holz zu bekommen ist. Wir haben die größte Holzknappheit, die wir wahrscheinlich die letzten Jahrzehnte hatten".

Diebstahl kann existenzgefährdend sein

Bender verkauft das Holz in erster Linie an Privatkunden und große Sägewerke. Darüber hinaus exportiert er Holz ins Ausland, das etwa zu Herstellung von Weinfässern oder Parkett verwendet wird. Wenn ihm sein Holz geklaut wird, gefährdet das den ganzen Betrieb. "Es lässt sich gar nicht in Worte fassen, wie belastend das ist. Wir handeln in dem Sinne nur mit einem Produkt - das Rundholz. Und wenn das massenweise geklaut wird, ist das mehr als erschreckend."

Reportage: So sind die Kameras im Wald versteckt

FFH-Reporter Lorenzo Rendón Valencia hat sich im Wald die Videoüberwachung von Marcel Bender angeschaut

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Der letzte Holztiebstahl war jetzt gerade am Montag im Raum Schotten, über 90 Raummeter Holz. Alleine da hatten wir jetzt einen Schaden von circa 5000 Euro und einem Verkaufswert, der deutlich höher liegt. Das ist enorm, sowas dann gleich, ja, montags morgens, da ist nicht nur der Tag gelaufen, sondern gleich die ganze Woche. Wir sind hier an einem ruhigen Weg am Waldrand. Vor mir sind über 1000 Holzstämme übereinander gestapelt. Jeder Holzstamm ist vielleicht so zwei bis drei Meter lang und die Diebe klauen eben nicht nur ein paar Stämme, sondern so einen kompletten Holzstapel, auch Polter genannt. Herr Bender, das heißt, das sind schon Profis. Genau, das ist jetzt kein 0815-Lkw, den ich mir irgendwo leihen kann. Selbst ein normaler Lkw lässt sich ja schwer irgendwo leihen, sondern das ist ein Lkw mit Spezialaufbau, mit Verladekran. Und da gibt es nur ganz wenige, die so einen haben und noch wenige, die ihn auch dann bedienen können. Und das ist genau das Schlimme, was uns absolut auf die Palme bringt, dass es jemand ist, aus den eigenen Reihen kann man sagen. Dann laufen wir mal zusammen ein paar Meter weiter. Und am Ende des Weges hängt hier an einem Baum eine Kamera. Die ist in einem dunkelgrünen Gehäuse, also hinter den Blättern, ganz gut getarnt. Und dieses Kameragehäuse ist ungefähr so groß wie eine Packung Taschentücher. Und die Kamera zeigt natürlich in Richtung der Holzstämme. Was genau nimmt die Kamera denn jetzt auf? Alle Fahrzeuge ab einer Fahrzeughöhe von zwei Meter werden damit gefilmt und damit alle Lkw, die an der Kamera vorbeifahren. Ist es denn überhaupt erlaubt im Wald zu filmen? Ich denke, rein rechtlich wird es wahrscheinlich nicht erlaubt sein. Das ist mir auch bewusst. Aber es ist auch nicht erlaubt, jemanden zehntausende von Euros Holz zu klauen. Und momentan besteht ja in dem Sinne ein Generalverdacht für jeden, der so ein Fahrzeug besitzt. Und das wollen wir natürlich vermeiden. Da spreche ich auch für alle Händler. Wir wollen einfach nur, dass die ein, zwei, drei schwarzen Schafe endlich erwischt werden. Und das muss in jedem Interesse sein.

Kameras überwachen das Holz

Gut versteckte Überwachungskameras sind ein Versuch des Händles, die Täter zu identifizieren. Sie haben ihren Auslöser in zwei Meter Höhe und filmen somit alle Fahrzeuge dieser Höhe, darunter auch Holztransporter. "Das ist eine spezielle Kamera, die für Überwachungszwecke im Outdoorbereich entwickelt wurde. Sie hat einen starken Akku und eine gute Sendeleistung", sagt der 33-Jährige. Die Fotos kommen innerhalb von drei Sekunden per Push-Nachricht auf seinem Handy an.

GPS-Tracking

Zusätzlich sichert Marcel Bänder einige Holzstämme mit einem GPS-Chip. Falls das Holz von seinem Standort entfernt wird, wird er direkt benachrichtigt. Durch den Einsatz von Technik, die den Dieben nicht bekannt ist, können diese sich ab sofort nicht mehr sicher fühlen. Sie müssen jederzeit mit einer Nachverfolgung rechen.

Redaktion
Lorenzo Rendón Valencia