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Hessens Busverband sieht großen Fachkräftemangel: "Markt leergefegt"

"Markt europaweit leergefegt" - Hessens Busverband beklagt Personalmangel

Ob auf der Schiene oder im Bus: In Hessen holpert es vielerorts im öffentlichen Nahverkehr. Ursache sind oft Personalprobleme.
© dpa

Ob auf der Schiene oder im Bus: In Hessen holpert es vielerorts im öffentlichen Nahverkehr. Ursache sind oft Personalprobleme.

Der Fachkräftemangel gefährdet die Verkehrswende. Das beklagt Hessens Busverband und sagt: Der Arbeitsmarkt sei europaweit leergefegt. In Hessen würden mittlerweile 1.000 Busfahrer fehlen. 

Offensichtlich fehlt für den geforderten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs das Personal - sowohl für die Schiene als auch für die Busse.

1000 Busfahrer fehlen in Hessen

Nach Angaben des Landesverbands Hessischer Omnibusunternehmen sind rund zehn Prozent der Stellen unbesetzt, hessenweit würden rund 1.000 Busfahrer und Busfahrerinnen fehlen. "Ich sehe das schon als Gefahr für die Verkehrswende", sagte Volker Tuchan, Geschäftsführer des Landesverbands Hessischer Omnibusunternehmen mit Sitz in Gießen.

Frankfurt dünnt bereits Fahrplan aus

Der Personalmangel hat längst Folgen. Die Stadt Frankfurt kündigte gerade erst an, das Angebot von Bussen, Bahnen und Trams im ersten Halbjahr 2024 auszudünnen. Tuchan fürchtet, dass weitere Städte und Kreise folgen könnten. Auf dem Land wäre das besonders schmerzhaft: "Wenn in der Stadt der Bus alle zwölf statt alle zehn Minuten kommt, ist das etwas anderes, als wenn ein Bus gestrichen wird, der einmal die Stunde fährt."

Führerscheinerwerb zu teuer

Eine Hürde für Neueinsteiger seien die hohen Kosten für den Führerscheinerwerb und die nötigen Qualifikationen, die bis zu 10 000 Euro betragen können, so Tuchan. Und nicht jeder komme damit zurecht, auch nachts und am Wochenende arbeiten zu müssen. Dass die freien Stellen schnell nachbesetzt werden können, erwartet Tuchan nicht. Er fordert deshalb die Zuwanderung von außerhalb der EU zu erleichtern.

 

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Bundesverband Schienenverkehr gegen kürzere Arbeitszeiten

Nach Informationen des Bundesverbandes Schienennahverkehr (BSN) fehlen deutschlandweit rund 1700 Fahrer auf der Schiene. Auch BSN-Präsident Thomas Prechtl würde sich nicht wundern, wenn bald flächendeckend das Angebot eingedampft werden müsste. Keine gute Idee wäre es aus Sicht des BSN, zu versuchen, den Beruf attraktiver zu machen, indem man die Arbeitszeit reduzieren würde. Dann würde der Personalbedarf lediglich weiter steigen.

Entspannte Personallage bei Bussen in Mittelhessen

In dem von den Stadtwerken Gießen und deren Tochter Mit.Bus GmbH betriebenen öffentlichen Nahverkehr sind derzeit bei rund 170 Beschäftigten zwei Busfahrer-Stellen offen, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. "Ja, die Jahreszeit hat Einfluss auf die Personaldecke", erklärte der Sprecher, machte aber keine konkreteren Angaben. Auch in Gießen würden die Fahrpläne im Dezember umgestellt, das dann gültige Angebot könne durch das vorhandene Personal abgedeckt werden. "Aktuell gibt es bei uns keine Fahrtausfälle wegen Personalmangels", so der Sprecher.

Keine Ausfälle bei Bussen in Osthessen

"Den Busgesellschaften der RhönEnergie Gruppe fehlt kein Personal", teilte ein Sprecher mit. Für sie seien 350 Fahrer mit 226 Bussen in den Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Main-Kinzig im Einsatz. Das sei ausreichend und alle Buslinien würden in der gewohnten Taktung bedien. "Auch für uns ist es zwar mit mehr Aufwand als früher verbunden, qualifizierte Mitarbeiter für uns zu gewinnen, aber bisher ist uns das immer gelungen - auch deshalb, weil wir in der Region als attraktiver Arbeitgeber gelten", erläuterte der Sprecher.

Kasseler Verkehrsbetriebe mit erhöhtem Krankenstand

Die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) verzeichnet nach eigenen Angaben deutlich erhöhte Krankenquoten. Dienste könnten daher nicht oder nur sehr erschwert besetzt werden. "Wir können aktuell im Fahrplan leider keine 100-Prozent-Kapazität anbieten", erläuterte eine Sprecherin. Allerdings gelange jeder Fahrgast nach wie vor an sein Ziel, wenn auch durch die Wahl einer anderen Linie. "Wir versuchen, eine weitere Fahrplananpassung zu vermeiden.

KVG will Arbeitsbedingungen verbessern

"Die KVG begegne dem Problem mit verschiedenen Akquisemaßnahmen und Initiativen, erklärte das Unternehmen. Eine neue Betriebsvereinbarung beispielsweise umfasse die Zahlung einer Zulage nach Unternehmenszugehörigkeit, verlängerte Pausenzeiten sowie die Bezahlung von Wege- und Umkleidezeiten.

Pro Bahn: Bei Personal und Ausbildungen wurde jahrelang gespart

Der Fahrgastverband Pro Bahn Hessen sieht einen verbreiteten Personalmangel bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Laut Sprecher Klaus Zecher sei beim Personal und der Ausbildung jahrelang gespart worden. Beim bestehenden Personal gebe es hohe Belastungen. Oftmals gebe es kurzfristige Verschiebungen bei den Arbeitszeiten, die Freizeit werde dadurch schwer planbar. "Das führt zu einem erhöhten Krankenstand", sagte Zecher.

Anne Schmidt

Leiterin Studio Mittelhessen
Anne Schmidt

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