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> Löhnberg will Windräder bauen - Bürger sollen selber entscheiden
29.08.2025, 08:51 Uhr
Gemeinde plant Abstimmung -
Löhnberg soll über Windkraft entscheiden
© dpa
Einnahmen aus einem Windpark sollen Löhnberg irgendwann die leeren Stadtkassen füllen. (Symbolbild)
Die hochverschuldete Gemeinde Löhnberg im Kreis Limburg-Weilburg will auf Windkraft setzen, um die leeren Gemeindekassen wieder zu füllen. Doch weil der Bau von Windrädern oft für Proteste sorgt, will Löhnberg seine Bürger im Vorfeld einfach abstimmen lassen.
Am Donnerstag (4.9.) will die Gemeindevertretung einen sogenannten Vertreterentscheid beschließen. Danach könnten am 7. Dezember die Löhnberger an der Urne abstimmen: Sollen in Löhnberg Windräder gebaut - Ja oder Nein.
Bürgermeister Reiner Greve
"Egal wie es ausgeht, ich hoffe, dass die Entscheidung dann alle akzeptieren. Das ist für mich Demokratie."
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Ich möchte die Bürgerinnen und Bürger Löhnbergs fragen, ob sie zugestehen, dass wir hier in der Gemeinde, auf der Gemarkung der Gemeinde Löhnberg, Windräder bauen lassen. Ich glaube, das ist so eine weitreichende Entscheidung, dass diese nicht von der Politik über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger entschieden werden sollte, sondern die Bürger vorab gefragt werden sollten, ob sie dem zustimmen oder nicht. Also die Menschen, mit denen ich spreche, die finden das einen guten Weg, und da ist es dann dabei egal, ob sie Befürworter oder Gegner sind. Ich hoffe, dass wenn eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger entscheidet, egal in welche Richtung, dass alle anderen das dann akzeptieren und annehmen, auch wenn sie anderer Meinung sind, weil das ist für mich Demokratie.
Bürgermeister: Eine Frage der Demokratie
Bürgermeister Reiner Greve sagt im FFH-Interview: "Es ist eine wichtige Entscheidung und die Bürger sollen sie selber treffen. Ich hoffe, das nimmt Emotionalität heraus und die Entscheidung, wie immer sie ausfällt, werden dann alle akzeptieren. Das ist für mich Demokratie."
Basisdemokratie in Löhnberg
Bürgermeister Reiner Greve hat dabei vor allem die Finanzen der hochverschuldeten Gemeinde im Blick: "Mir ist Windkraft ja oder nein eigentlich egal. Aber mir ist Löhnberg nicht egal und die Pachteinnahmen ermöglichen uns in Löhnberg eine Zukunft. Deshalb wünsche ich mir eine Zustimmung. Aber am Ende sollen das die Bürger entscheiden." Die Gemeinde Löhnberg ist nach jahrelang verpfuschten Bilanzen in besonderer finanzieller Misere, wie FFH berichtete.
Bürgermeister Reiner Greve
"Wir haben nicht nur hohe Schulden, sondern wir dürfen nur noch Geld für das Notwendigste ausgeben. Die Pachteinnahmen aus der Windkraft würden uns sehr helfen. Aber am Ende ist es eine Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger
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Wir sind seit letztem Jahr verdammt dazu, nur Aufgaben machen zu können, die zwingend erforderlich sind. Wir haben hier die Möglichkeit, auch wenn es mittel- und langfristig ist, Gelder zu generieren, Einnahmen zu schaffen, die die Gemeinde Lönnberg längerfristig wieder auf gesunde Füße stellt. Aber am Ende ist es keine Frage der Entscheidung der Politik, sondern der Bürgerinnen und Bürger.
© FFH
Bürgermeister Reiner Greve will die Bürger bei der Windkraft-Entscheidung beteiligen.
Die Gemeinde Löhnberg im Landkreis Limburg-Weilburg hat einen Staatsbeauftragten…
Wann sollen die Löhnberger abstimmen?
Strittig ist der Termin für den Vertreterentscheid. Bürgermeister Greve möchte mit einer schnellen Abstimmung am 4. Dezember aufs Tempo drücken und nicht auf eine parallele Abstimmung bei den Kommunalwahlen im März 2026 warten. Das koste zwar zusätzlich rund 4000 Euro, doch Greve sagt: "Wir haben keine Zeit zu verlieren angesichts der leeren Stadtkassen und der Tatsache, dass Windräder der Stadt Einnahmen bringen können." Außerdem befürchtet er, dass sonst die Kommunalwahlkampf 2026 vom Thema Windräder dominiert werde.
RWE will acht Windräder bauen
Der Windpark um den es geht, soll acht Windräder umfassen, sechs an der Oberlahn in der Nähe des Weilburger Kreuzes und zwei in Selters. Auch RWE hat der Gemeinden bereits ein Angebot für den Bau gemacht. Die zu erwartenden Einnahmen sind aber unklar, die Rede ist von Pachteinnahmen in Höhe von einer Viertelmillion Euro jährlich.
Bürgermeister Reiner Greve
Ich würde mir die Zustimmung der Löhnberger und Löhnbergerinnen wünschen. Am Ende ist mir Windkraft ja oder nein egal, aber Löhnberg ist mir nicht egal und es wäre finanziell eine gute Entscheidung für die Zukunft der Gemeinde.
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Wenn ich zum Beispiel auf der Anhöhe Taunusblick 1, das Baugebiet, stehe, sind, glaube ich, mittlerweile 16 Windräder in der Ferne zu erkennen. Wenn ich mich rumdrehe, sehe ich an allen Ecken und Enden Windräder. Das ist eine emotionale Diskussion vor Ort, aber wir werden es nicht aufhalten. Die Frage ist, sind wir bereit dazu, auch zu partizipieren oder wollen wir einfach außen vor bleiben? Ich hoffe, dass wir ein Pro für die Gemeinde Lönnberg als Entscheid haben. Das ist, wie ich immer wieder sage, ob oder nicht Windräder ist mir relativ egal. Mir ist aber Lönnberg nicht egal und für die Gemeinde Lönnberg wäre es ein großer Schritt in die Zukunft.
Zwei Drittel müssen zustimmen
Ein Vertreterentscheid wird von der Gemeindevertretung entschieden, so dass die Bürger hier nicht selber vorher Unterschriften sammeln müssen. Zwei Drittel der Gemeindevertreter müssen dem Antrag in der Gemeindevertretung am Donnerstag zustimmen.