Pfleger, Erzieher, Optiker: Fachbetriebe suchen verzweifelt Personal
Fachkräfte verzweifelt gesucht - So sieht es in Hessens Betrieben aus
Rund 167.000 Menschen in Hessen waren zuletzt als arbeitslos gemeldet. Dennoch finden viele Fachbetriebe kein Personal – besonders in den Bereichen Handwerk, Pflege und Erziehung, so die Agentur für Arbeit.
Insgesamt sechs bis zehn Mitarbeiter könnte das Messebau-Unternehmen „Messe-Pro“ aus Wetzlar auf einen Schlag einstellen. Es fehle an allen Ecken und Enden an fertig ausgebildeten Fachkräften: sei es in der Schreinerei oder Produktion - es fehlen Monteure oder sogar Projektleiter.
Fachkräfte haben wegen Pandemie Job gewechselt
Das weltweit tätige Unternehmen mit derzeit rund 60 Mitarbeitern schreibt deshalb regelmäßig die vakanten Stellen aus. Doch vermutlich sind viele Fachkräfte, die vor der Pandemie im Messebau gearbeitet haben, mittlerweile fest in anderen Sparten aktiv und werden nicht mehr ins aktuell boomende Messegeschäft zurückkehren, mutmaßt Projektleiter Florian Wolf.
Fehlende Fachkräfte bedeuten auch Überstunden für das restliche Team
Er erzählt im Gespräch mit HIT RADIO FFH auch, dass die fehlenden Fachkräfte für das restliche Team regelmäßig Mehrarbeit und Überstunden bedeuten: „Wir müssen das im Endeffekt wegpuffern. Die Mitarbeiter mussten ihr Aufgabengebiet jetzt variabler gestalten. Also da konnte keiner mehr nur sagen ‚Das und das ist mein Aufgabengebiet‘, sondern mussten auch über den Tellerrand ein bisschen hinaus blicken.“
Bäckereien fehlen die Verkäufer
Auch Bäckereien bekommen den Personalmangel gerade heftig zu spüren. Das "Backhaus Markus" in Kassel zum Beispiel musste deswegen eine seiner drei Filialen schließen - und auch Christoph Gerk vom "Marktbäcker" in Fulda hat zu kämpfen. Ihm fehlen Verkäuferinnen und Verkäufer - auf mehrere Zeitungsanzeigen habe sich bisher kein Interessent gemeldet. Ein Problem: Er müsse Mindestlohn zahlen - ein Supermarkt zahle aber zwei Euro mehr Stundenlohn fürs Regale-Einräumen. Da könnte ein kleiner Fachbetrieb wie seiner nicht mithalten, so Gerk im FFH-Gespräch.
Betriebe müssen sich mittlerweile mehr um Azubis bemühen
"Diese Zeiten, wo plötzlich ein Azubi klingelt und sich bewerben will - das ist längst vorbei", sagt Uwe Loth. Der 56-jährige leitet einen Handwerks-Betrieb für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Vellmar (Kreis Kassel) mit 25 Mitarbeitern. Er hat auch sechs Azubis. "Wir hätten aber gerne noch ein oder zwei dazu."
Direkter Kontakt an Schulen
Denn in den nächsten Jahren werden viele altgediente Monteure sein Familienunternehmen verlassen, der Nachwuchs muss diese Lücke füllen. Loth geht deshalb mehrmals im Jahr an die Schulen, sucht den direkten Kontakt zu den Schülern. Und wer erstmal in den Job hineinschnuppere - der schätze ihn auch, sagt Loth. "Das Thema Energiewende ist ein Riesenplus für uns - das ist bei den jungen Leuten hoch angesagt."
Hauptgrund für Fachkräftemangel: demografischer Wandel
Der Wiesbadener Handwerkspräsident Stefan Füll führt den Fachkräftemangel auch darauf zurück, dass sich immer mehr Jugendliche für ein Studium und weniger für eine Ausbildung entscheiden. Hauptgrund seien aber die geburtenschwachen Jahrgänge. "Schon zu meiner Schulzeit wussten wir, dass ein demografischer Wandel ansteht - das richtig anzugehen ist einfach versäumt worden", so Füll im FFH-Interview. Er geht davon aus, dass in Hessen allein etwa 20.000 Fachkräfte im Handwerk fehlen.
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