Edersee-Atlantis - "Schön und besorgniserregend zugleich"
Früher seltenes Spektakel, heute beinahe Standard – auch schon im Sommer: Das Edersee-Atlantis ist wegen der Trockenheit schon seit einiger Zeit wieder zu sehen. Für Tagesgäste ein Traum, für die Tourismus-Branche ein schlechtes Zeichen. Aktuell ist der Edersee nur noch zu 15 Prozent gefüllt.
Zwar beschert das Atlantis dem See viele Tagesgäste, aber die lassen kaum die Kassen klingeln. Das spürt auch Gerald Kwiotek. Er arbeitet beim Campingplatz "Ederseeparadies" direkt an der Aseler Brücke - einem der Highlights des Atlantis. "Die Touris stellen sich zehn Minuten an die Brücke und dann fahren sie wieder nach Hause - bringt also nichts." Die Familien, die hier Urlaub machen, kämen wegen des Wassers. Und das sei eben nicht da.
Begeisterung und Sorge
Bei Vollstau stehen über der Aseler Brücke gut zehn Meter Wasser, eine Fähre fährt darüber. Jetzt ist nur noch ein kleines Bächlein, die Eder, geblieben. "Schön und besorgniserregend zugleich", sagt eine der Tagesbesucherin an der Aseler Brücke, sie trägt ihr Baby vor der Brust. "Düstere Prognose für unsere Kinder", sagt ein anderer Besucher. "Ich weiß nicht wie es aussehen wird, wenn die in unserem Alter sind, ob sie überhaupt noch mal einen vollen See sehen werden."
Stimmung bei Tourismus-Branche auf Tiefpunkt
Die Stimmung bei der Tourismus-Branche sei auf dem Tiefpunkt angekommen, sagte Winfried Geisler vom Regionalverband Eder-Diemel (RVED), einer Interessensvertretung von Kommunen, Wassersportlern, Hoteliers und Gastronomen, kürzlich der dpa. Über das Niedrigwasser sagt er: "Das geschieht nach 2018, 2019 und 2020 in diesem Jahr bereits zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren. Das ist einfach zu viel. Das kann die Region nicht verkraften."
FFH-Reporter Marcel Ruge berichtet vom Edersee
"Millionenschäden"
Im Wassersport-Bereich hagele es Stornierungen. Boote müssten bereits jetzt zum Ferienbeginn an Land gebracht werden, damit sie nicht auf Grund laufen. Auch die Gastronomie leide. "Die Schäden gehen in die Millionen."
Hintergrund: Vor über 100 Jahren wurde die Edertalsperre gebaut. Sie soll dafür sorgen, dass die Schifffahrt auf der Weser und auf dem Mittellandkanal in den Sommermonaten möglich ist. Die Dörfer Asel, Berich und Bringhausen mussten allerdings für den riesigen Stausee weichen. Sie wurden an anderer Stelle wieder aufgebaut. Noch heute kann man bei niedrigem Wasserstand die Reste der alten Dörfer sehen. Zu den Highlights zählen die Aseler Brücke oder die Dorfstelle Berich. Mehr Infos zum Edersee-Atlantis gibt es hier.
"Der Klimawandel hat uns in den vergangenen Jahren schon voll erwischt", sagt Claus Günther, Geschäftsführer der Edersee Marketing GmbH. "Früher war der Edersee das größte Schwimmbad Hessens. Das spiegelt sich nun nicht mehr wider." Gerade jetzt in der Hauptferienzeit sei das ein Problem und wirke sich auf den Tourismus aus. Schließlich kämen viele Gäste wegen des Edersees, von dem derzeit nicht mehr viel zu sehen sei.
Überlegungen zu weiteren Badestellen
Die Tourismus-Branche am Edersee muss sich zwangsläufig umstellen. So gibt es jetzt etwa auch Überlegungen, mehr Badestellen einzurichten – die auch bei wenig Wasser noch genutzt werden können.