18.000 Patienten mehr als 2021 - Ansturm auf Notaufnahme im Klinikum Fulda
“Wir werden Ende dieses Jahres rund 60.000 Patienten in der Notaufnahme behandelt haben. 2021 waren es 42.000", erklärt Dittmar Happel vom Klinikum Fulda auf Nachfrage von HIT RADIO FFH. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dieser "Rekord", dass sie viel Zeit mitbringen müssen. Verweilzeiten in der Notaufnahme von mehreren Stunden sind keine Ausnahme. Fast 20.000 Patienten mehr als vor vier Jahren, wie kommt es dazu? Wir haben nachgefragt.
Ein großer Teil der Patienten gehört laut Happel gar nicht in die Notaufnahme. Er erklärt im Interview: "Wir haben mangelndes Wissen über das Gesundheitssystem, Migration ist ein Thema, viele jüngere Leute haben keine Hausärzte mehr, es gibt keine zeitnahen Facharzttermine, vielen fehlt es an Gesundheitskompetenz. Das heißt, die Gesundheitspolitik müsste von Anfang an eine Gesundheitserziehung einführen in den Schulen. Ein Rückgang der Hausarztpraxen auf geradem ländlichen Bereich ist ein Riesenproblem, dadurch entsteht natürlich dann eine Überlastung der übrig gebliebenen Hausarztpraxen.”
Und so entscheiden sich offenbar viele für den Besuch der Notaufnahme, auch wenn sie eigentlich bei einem niedergelassenen Arzt richtig wären. Und Happel geht davon aus, dass das Aufkommen in der Notaufnahme in den nächsten Jahren noch weiter steigen wird.
Wie ihr auch außerhalb der Notaufnahme schnelle medizinische Hilfe bekommt.
Triage
Die Notaufnahme des Klinikums Fulda arbeitet nach dem Triage-Prinzip: Es wird der zuerst behandelt, der zuerst eine Behandlung benötigt - und nicht der, der zuerst da ist. Um das zu gewährleisten, komme jeder Patient binnen fünf bis zehn Minuten nach der Ankunft in der Notaufnahme zur Ersteinschätzung: “Es gibt ein validiertes Ersteinschätzungssystem. Nach diesem System werden die Patienten nach Dringlichkeit der Behandlung eingeschätzt. Dieses System hat fünf Stufen. Die Stufen eins und zwei sind die dringlichsten Patienten, also die Notfallpatienten. Alle anderen Patienten der Stufen drei, vier, fünf müssen mit längeren Behandlungszeiten inklusive der Wartezeiten rechnen”, erklärt Happel.
Wer gehört in die Notaufnahme?
Die Frage sei nicht leicht zu beantworten, sagt der Experte. Er nennt Beispiele: Wer plötzlich über Brustschmerzen oder Atemnot klagt, gehöre ebenso in die Notaufnahme wie all jene mit schweren Verletzungen oder beispielsweise plötzlichen sprachlichen oder anderen Ausfällen, was auf einen Schlaganfall hindeuten könnte. Patienten mit diesen genannten Symptomen gehören zu den Stufen eins und zwei, die sofort behandelt werden. “Alle anderen, die zwar lange warten müssen, können eigentlich froh sein: Sie sind nicht lebensbedrohlich erkrankt oder verletzt”, sagt Happel.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst direkt am Haus
Allen anderen rät Happel: “Der erste Weg ist grundsätzlich der zum Hausarzt. Wenn der Hausarzt nicht vorhanden oder verfügbar ist, dann gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst.” Der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Fulda ist leicht zu finden: Er befindet sich direkt am Klinikum - steht man vor dem Haupteingang, links halten und schon ist man da.
Klinikum reagiert
Natürlich ist es nicht angenehm, stundenlang im Warteraum der Notaufnahme zu sitzen. Auf eine FFH-Nachfrage in Facebook beschreiben viele, wie sie teils über zehn Stunden gewartet haben, mit Fällen, die in die Notaufnahme gehören, aber eben nicht dringlich sind. Um die Situation zu verbessern, soll das Personal im kommenden Jahr aufgestockt werden. Außerdem sei man im Gespräch mit allen Gremien im Kreis, die mit der Gesundheitsversorgung zu tun haben, wie etwa dem Gesundheitsnetz Osthessen.
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