Frankfurts Abschiebe-Beobachter - So werden Menschen zum Flughafen gebracht
Am Frankfurter Flughafen sind tausende Leute unterwegs, aber das bekommt fast nie jemand mit: Jeden Tag werden Menschen zur Abschiebung hierher gebracht. Zwei offizielle Beobachter haben Einblick in einen gesperrten Bereich. Unser Reporter hat sie zum Gespräch getroffen.
Laut Innenministerium sind im vergangenen Jahr knapp 1.700 Menschen in Hessen abgeschoben worden, viele davon über den Frankfurter Flughafen. Dabei komme es häufiger vor, dass die Menschen zum Beispiel lediglich Unterwäsche tragen oder von ihren Familien getrennt werden, berichten die Abschiebe-Beobachter.
Menschenwürde wahren
Ihre Aufgabe: Für Transparenz sorgen und Missstände dokumentieren. Eine Abschiebung verhindern können sie nicht, aber die Menschenwürde soll dabei gewahrt werden.
Viel zu kritisieren
Bei etwa jedem zweiten Fall, den sie betreut, habe sie am Ende etwas zu beanstanden, sagt Melisa Ergül-Puopolo. Sie arbeitet bei der Diakonie und macht den Job seit mittlerweile neun Jahren. Die Arbeit teilt sie sich mit Finn Dohrmann von der Caritas.
Menschen werden bis aufs Rollfeld begleitet
"Es hat etwas Seelsorgerisches", sagt Ergül-Puopolo. Die Beobachter begleiten die Menschen durch die Sicherheitskontrolle in einen nicht öffentlichen Bereich. In Warteräumen bringen sie Sorgen und Nöte in Erfahrung. Danach geht's aufs Rollfeld. Die Beobachter sind so lange dabei, bis die Betroffenen in den Abschiebe-Flieger steigen.
Kind kam barfuß
Manche Fälle sind Ergül-Puopolo und Dohrmann besonders in Erinnerung geblieben - zum Beispiel eine Frau aus Nigeria mit ihrem Kind, das in Schlafanzug und barfuß an den Flughafen gebracht worden sei. Eine andere, krebskranke Frau sei während der laufenden Therapie nach Georgien abgeschoben worden.
Regelmäßige Feedback-Treffen
"Das macht schon etwas mit einem", sagt Dohrmann. Die Abschiebe-Beobachter schreiben Berichte und haben regelmäßige Feedback-Treffen mit Vertretern der Politik und der Bundespolizei - mit dem Ziel, dass der Prozess der Abschiebung künftig in vergleichbaren Fällen besser läuft.


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