Offenbacher Schüler fordern: Haftbefehl im Unterricht behandeln
Wunsch von Offenbacher Schülern - Warum Haftbefehl auf den Lehrplan soll
Goethe, Brecht - und bald auch Haftbefehl? Die Texte des Rappers sollen im Unterricht behandelt werden. Mit diesem Vorschlag hat der Offenbacher Stadtschülerrat jetzt für Aufsehen gesorgt.
“Haftbefehl spiegelt Lebensrealität wider”, sagt Stadtschulsprecher Luca Dobrita unserem Reporter. Viele Schülerinnen und Schüler hätten Schwierigkeiten, Interpretationen von Goethe oder Schiller zu verstehen. Haftbefehl dagegen sei “präsent”. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Texten könne den Unterricht weiterbringen.
Drogenkonsum und Kriminalität
Haftbefehl heißt mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan und wurde in Offenbach geboren. Drogenkonsum und Kriminalität bestimmten früh sein Leben, das zeigt auch eine neue Netflix-Doku. Seine Musik ist vor allem bei vielen jungen Menschen beliebt.
Debatte in den Klassenräumen
Der Vorschlag, Haftbefehl in den Lehrplan aufzunehmen, hat stark polarisiert. “Wir werden auf Landes- und Bundesebene von Schülerinnen und Schülern gefeiert”, sagt Dobrita. Die Debatte werde jetzt auch in Klassenräumen und auf Schulhöfen geführt. Demgegenüber stehen kritische Stimmen von Lehrkräften, bei Social Media und vor allem: vom hessischen Kultusministerium.
Kultusministerium erteilt Absage
Das Ministerium schiebt Haftbefehl einen deutlichen Riegel vor. Eine Sprecherin teilt auf Nachfrage von HIT RADIO FFH mit: Weder die Texte des Rappers noch sein kontroverses Auftreten in der Öffentlichkeit stünden im Einklang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, den die Schulen hätten.
“Politisch fragwürdige Positionen”
Die Songs würden in Teilen “politisch fragwürdige Positionen” aufweisen, insbesondere zu Themen wie Antisemitismus, Sexismus oder Glorifizierung von Drogen. Außerdem zeige die Lebensgeschichte von Haftbefehl eine “wiederholte Neigung zur Kriminalität”.
Alternativen zu Haftbefehl
Es gebe andere Möglichkeiten, führt das Kultusministerium weiter aus, um Themen wie Hip-Hop oder Rap im Schulunterricht aufzugreifen. Zu den Bereichen “Interkulturelle Kompetenz” und “Leben in der Migrationsgesellschaft” gebe es Lektüre-Empfehlungen, etwa Hayfa Al-Mansours Roman “Das Mädchen Wadjda” oder Rafik Schamis Text “Sami und der Wunsch nach Freiheit”.
Schülerrat will weiter kämpfen
Stadtschulsprecher Luca Dobrita überzeugt das nicht. "Das Kultusministerium müsste endlich lernen, was Jugendliche wirklich interessiert." Und weiter: “Wir bräuchten endlich mal einen Dialog, der auf Augenhöhe geführt wird - und nicht dieses reaktionäre ‘Nö’”.
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