Warnstreik bei Lieferando - Gewerkschaft NGG kämpft für Tarifvertrag
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat für Donnerstag (17.) zu einem Warnstreik bei Lieferando in Frankfurt, Offenbach, Mainz und Darmstadt aufgerufen.
Er ist Teil einer bundesweiten Streikwelle mit dem Ziel, einen Tarifvertrag für die rund 6.000 Lieferando-Mitarbeiter durchzusetzen, mit mindestens 15 Euro Grundlohn pro Stunde plus tariflicher Zuschläge. Seit zwei Jahren verweigere der Mutterkonzern Just Eat Takeaway Verhandlungen über einen solchen Vertrag, so der Vorwurf der Gewerkschaft.
Hintergrund der Streikwelle
Die NGG fordert außerdem von Lieferando, die Nutzung von Dienstleistern wie "Fleetlery" zu stoppen. Diese Dienstleister könnten die Rechte der Arbeitnehmer negativ beeinflussen. Allein in Berlin seien in den letzten Monaten bereits rund 500 Arbeitsplätze bei Lieferando abgebaut worden. Zudem sollen ehemalige Mitarbeiter über Subunternehmen schlechtere Arbeitskonditionen angeboten bekommen haben. Auch mutmaßliche Verstöße gegen den Mindestlohn stünden im Raum.
Verluste für Lieferanten in Autos
Und weiter: Fahrer, die in Autos statt auf Fahrrädern ausliefern, drohe der Verlust von Leistungsboni. Diese sind laut NGG ab dem 1. August nicht mehr rechtens. Viele Beschäftigte befürchten dadurch monatlich mehrere hundert Euro weniger zu verdienen. Der Verlust betreffe rund die Hälfte der Kuriere. Die NGG habe eine rechtskonforme Lösung vorgeschlagen, darauf nach eigenen Angaben bisher jedoch keine Antwort von Lieferando erhalten.
Lieferando weist Vorwürfe zurück
Lieferando betont auf Anfrage von HIT RADIO FFH, dass ihre Fahrer durchschnittlich mehr als 14 Euro pro Stunde in Deutschland verdienen. Die meisten Kuriere lieferten per Fahrrad und seien von den Bonusänderungen nicht betroffen. Das Unternehmen weist die Vorwürfe der NGG zurück und teilt mit, in den letzten Monaten in Berlin nicht in nennenswertem Umfang Fahrer entlassen zu haben, noch habe man irgendwelche Kontaktdaten an Wettbewerber weitergegeben, wie von der Gewerkschaft behauptet.
Auswirkungen auf Kunden?
Lieferando versichert in der FFH-Anfrage, dass die Bestellungen im Rhein-Main-Gebiet am Streiktag unbeeinträchtigt blieben. "Neun von zehn Restaurants auf unserer Plattform liefern ihre Bestellungen selbst aus, mittels ihrer eigenen Fahrer. Die Kuriere unserer Logistikgesellschaft liefern also nur zehn Prozent der Bestellungen aus. Zudem sind gerade einmal fünf Prozent unserer Fahrer Mitglied in der NGG, und auch diesem Aufruf werden erfahrungsgemäß nur wenige folgen. Die meisten schätzen ihre im Markt einzigartig abgesicherten Arbeitsbedingungen – und sie verstehen, dass eine Streikwelle nur dem eigenen Betrieb schadet. Unabhängig davon haben wir unsere Kapazitäten für die betroffenen Schichten erhöht."


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