Ein umstrittener World Cup - 10 spannende Fakten über die WM in Katar
Es ist dieses Mal einfach vieles anders und auch höchst umstritten: Es gibt eine Fußball-WM kurz vor Weihnachten, im heißen Katar. In einem Land, in dem Mitglieder der LGBTI-Community diskriminiert und Frauen-Rechte per Gesetz unterdrückt werden. Das hat es noch nie gegeben. Und da die meisten hessischen Sportfans mit dem Kopf wohl eher auf dem Weihnachtsmarkt sind und sich noch nicht wirklich mit der Weltmeisterschaft 2022 beschäftigt haben, gibt es von FFH nun 10 Dinge, die man zur WM wissen sollte: Maskottchen, Stadien und Todesfälle bei Arbeitsmigranten.
1.Das WM-Maskottchen
Heißt "La’eeb" ( gesprochen: Lejb) und ist ein fliegendes weißes Gewand. Für uns Mitteleuropäer sieht es wohl eher aus wie ein Gespenst. Es ist aber das typisch weiße Kleidungsstück, das die katarischen Scheichs im Alltag tragen. Und es kann sprechen: La’eeb fordert nämlich alle auf, "fest an sich zu glauben". Frei nach dem Motto : Jetzt oder nie. Übersetzt heißt der Name La’eeb übrigens so viel wie "sehr talentierter Spieler". Es gibt La’eeb als Plüschtier für 20 Euro zu kaufen. Ob der "Geist" dann wirklich für Begeisterung sorgt, bleibt abzuwarten
2. Der WM-Slogan
"Expect Amazing": "Erwartet Erstaunliches" verspricht das WM-Gastgeberland Katar. Die Scheichs haben in ihre prall gefüllten Kassen gegriffen und Teile Europas und der restlichen Welt nachgebaut. Wer in Doha schlendern geht, kann vom Canale Grande in Venedig bis zum österreichischen Billa Supermarkt flanieren - innerhalb von 15 Minuten. Wer schon mal auf dem berühmten Strip in Las Vegas war, erkennt zum Beispiel den "Cesars Palace" in Doha auf Anhieb wieder. Die Stadt glitzert und blinkt in bunten Lichtern: Wirklich echt und organisch wirkt das nicht.
3.Die Stadien
In acht Stadien werden die insgesamt 64 WM-Spiele ausgetragen. Der Clou: diese sind alle in einer Stadt, nämlich im Großraum Doha. So etwas gab es noch nie. Die geringste Entfernung zwischen zwei Stadien beträgt gerade mal 4,5 Kilometer. Die größte Distanz sind 55 Kilometer. Deshalb haben sich - bis auf Deutschland - alle WM-Teilnehmer Quartiere rund um Doha gesucht. Der Bau der Stadien ist jedoch weltweit unter massiver Kritik: Trotz der fortgesetzten Bemühungen der katarischen Regierung, das Arbeitssystem des Golfstaats zu reformieren, sind Arbeitsrechtsverletzungen immer noch weit verbreitet. Zudem gibt es tausende von ungeklärten Todesfällen von Arbeitsmigranten. Sieben der acht Stadien sind für den World Cup aus dem Nichts heraus entstanden. Laut Regierung haben sie 6,5 Milliarden Dollar gekostet. Kurios: Nach dem Turnier wird das Land mit seinen gerade einmal 2,8 Millionen Einwohnern wohl keine Verwendung mehr für diese haben.
4. Das Nacktverbot
Das gewohnte Bild von völlig sonnenverbrannten britischen Fans mit roten Oberkörpern werden wir bei der WM nicht sehen. Denn: auch wenn es warm ist in Katar, im Stadion ist es gesetzlich verboten das T-Shirt oder Trikot auszuziehen. Exzessives Flirten kommt unter Fan-Singles eh nicht nicht Frage: In Katar ist außerehelicher Sex verboten, damit natürlich auch One-Night-Stands. Als Strafe sind bis zu sieben Jahre Gefängnis möglich.Freie Oberkörper gibt’s also wohl nur nach dem Spiel beim Trikottausch der Profis.
5. Die Music-Acts
Die internationalen Musikstars sind hin- und hergerissen: DJ Calvin Harris wird zum Beispiel in Katar auftreten. Robbie Williams fliegt nicht hin, freut sich aber die WM zu schauen. Um einen Auftritt von Dua Lipa gab es Gerüchte. Die hat die britische Sängerin jetzt selbst einkassiert und sagt dazu: "Ich werde die Teams aus der Ferne anfeuern und freue mich darauf, Katar zu besuchen, wenn es alle Menschenrechtsversprechen erfüllt hat." Und dann gibt’s da noch Rod Stewart. Der hatte ein Angebot über eine Million Dollar um im Stadion aufzutreten. Diese Offerte hat der Altrocker dankend abgelehnt. Festival-Stimmung sollte unter Fans wohl eh nicht aufkommen: Laut Medienberichten hat die katarische Königsfamilie eine Kehrtwende gemacht und Alkohol in den Stadien verboten.
6. Die katarische Frauen-Nationalmannschaft
Die gibt’s quasi nicht mehr. 2009 wurde das erste katarische Frauen-Team gegründet. Und das hatte seinen Grund: 2010 stand nämlich die WM-Vergabe an. Da die FIFA in ihren Statuten die Förderung von Mädchen- und Frauenfußball fordert, hatte der katarische Verband mal schnell eine Frauen-Mannschaft aus dem Boden gestampft. Die ist aber wohl schon wieder Geschichte: Seit 2014 haben die Fußball-Frauen kein Länderspiel mehr absolviert und sind auch nicht mehr in der Weltrangliste vertreten. Nach dem WM-Zuschlag wurde das Projekt Frauenfußball in Katar anscheinend wieder beendet.
7. Die katarische Metro
Die ist hochmodern und rauscht ohne Fahrer durch den Untergrund – nur leider nutzt diese kaum jemand. Über 30 Milliarden soll der Bau der Metro gekostet haben. Die Kataris fahren aber lieber mit dem Auto. Dementsprechend wenig ist an den blitze-blanken Haltestellen los. Und auch die Erste Klasse-Abteile in der Bahn - mit Ledersitzen und Parkettboden - sind meist verwaist. Gebaut und geplant wurde die Metro übrigens von der Deutschen Bahn.
8. Der Protzalarm
Im Hafen von Doha liegen für die besser betuchten Fußball-Fans riesige Luxus-Yachten im Wasser. Kostenpunkt: schlappe 22.000 Euro pro Tag. Dafür gibt’s auf dem Kutter einen eigenen Heli-Landeplatz, Schampus in Strömen und goldenes Eis. Die Stadien der WM werden wegen der warmen Temperaturen zwar runtergekühlt, für VIPS gibt’s aber wiederum beheizte Edel-Sitze. Im Stadion gibt es zudem nicht nur einen VIP-Bereich, sondern auch einen "VVIP"-Bereich – also doppelt very important. Da können die ganz wichtigen Fans während des Spiels auf Höhe der Mittellinie ihr 6-Gänge-Menü verspeisen.
9. Das deutsche WM-Quartier
"Zulal" heißt dieses Mal das deutsche Team Base Camp und ist regelrecht "weit ab vom Schuß". 110 km ist das Quartier von Doha entfernt. Bundestrainer Flick wollte für seine Mannschaft nämlich "Ruhe und Strand". Der Trainingsplatz im Luxusresort ist zudem von einer Mauer umgeben und hat backsteinrote Türme an jeder Ecke. Da kann garantiert keiner spionieren, wenn Flick seine Jungs fit macht.
10. Der Favorit
Einen großen Favoriten gibt es dieses Mal nicht. Titelverteidiger Frankreich kämpft mit Verletzungsproblemen, Spanien kommt mit "jungen Wilden", England schwächelt in der Defensive. Brasilien und Argentinien sind zwar jeweils gut eingespielt, aber Fakt ist auch: es ist fast 20 Jahre her, dass ein Team aus Südamerika Weltmeister wurde. Also was bleibt? Der Satz von England-Legende Gary Lineker: "Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach. Und am Ende gewinnen immer die Deutschen!"
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