Anschlagsgeschehen in Wien
— Bundeskriminalamt (@bka) November 6, 2020
BKA-Kräfte durchsuchen seit heute Morgen im Auftrag des @GBA_b_BGH & mit Unterstützung von Polizeikräften aus NI, HE, SH sowie der BPol (GSG9) die Wohn-& Geschäftsräume von 4 nicht tatverdächtigen Personen in Osnabrück, Kassel sowie im Kreis Pinneberg. pic.twitter.com/KI4RTKWAaV
Treffen mit Attentäter? - Durchsuchung in Kassel nach Wien-Attentat
Vier Tage nach dem islamistischen Anschlag in Wien laufen gerade Durchsuchungen in Deutschland – unter anderem auch in Kassel. Das teilt das Bundeskriminalamt in Wiesbaden bei twitter mit.
Demnach untersuchen Polizisten Wohn- und Geschäftsräume von vier Personen in Kassel, Osnabrück und im Raum Pinneberg. Sie seien nicht tatverdächtig, es solle aber Verbindungen zu dem mutmaßlichen Attentäter gegeben haben. "Heute Morgen um 5 Uhr war das hier ein Riesen-Auflauf", sagte ein Nachbar des betroffenen Wohnhauses in Kassel-Waldau. 30 bis 40 Polizeibeamte seien in das Haus gegangen. "Da war schon ordentlich was los", so der Anwohner am FFH-Mikro.
Später habe es auch eine Durchsuchung in Bremen gegeben. Dabei seien in der Wohnung eines 18-Jährigen Datenträger sichergestellt worden, teilte die Polizei in Bremen mit. Der Mann habe in Kontakt gestanden zu den anderen vier jungen Männern. Der 18-Jährige aus Bremen habe aber keine direkte Verbindung zu dem Attentäter gehabt.
Hinweise von der österreichischen Justiz
Die Durchsuchungsbeschlüsse seien am Donnerstag beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs erwirkt worden. Zuvor habe die österreichische Justiz entsprechende Erkenntnisse an deutsche Behörden übermittelt, hieß es.
Ermittler gehen von Islamistenszene aus
Die vier Männer aus Deutschland sind zwischen 19 und 25 Jahre alt. Die Ermittler rechnen sie der Islamistenszene zu, wie die Deutsche Presse-Agentur in Karlsruhe erfuhr.
Kasseler soll in Wien gewesen sein
Der Mann aus Kassel und einer der Osnabrücker waren nach dpa-Informationen vom 16. bis 20 Juli in Wien. Dort hätten sie sich mehrmals mit dem späteren Attentäter getroffen. Einer der beiden sei sogar bei ihm untergebracht gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Außerdem habe es Kontakt über einen Messenger-Dienst gegeben.
In Österreich acht Verdächtige in Untersuchungshaft
In Österreich sitzen unterdessen acht Verdächtige in Untersuchungshaft. Das Landgericht Wien stimmte einem entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft am Freitag zu. Die zwischen 16 und 24 Jahre alten Männer stünden im Verdacht, durch Unterstützung des Attentäters im Vorfeld des Anschlags "einen Beitrag zu den Verbrechen des Mordes, der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und einer kriminellen Organisation geleistet zu haben", hieß es.
Insgesamt waren 16 Personen festgenommen worden
In allen Fällen bestehe Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr.Zwei der Verdächtigen sind wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft, darunter ein 22-Jähriger, der 2018 mit dem Attentäter zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien reisen wollte, wie das Landgericht auf Anfrage bestätigte. Ein dritter Mann war zum Zeitpunkt des Anschlags wegen eines entsprechenden Verdachts angeklagt. Die acht Männer stammen den Angaben nach aus Österreich, dem Kosovo, Bangladesch, Nordmazedonien und der Russischen Föderation.Insgesamt waren nach dem Anschlag 16 Personen festgenommen worden. Sechs von ihnen seien freigelassen worden, weil sich der Verdacht nicht erhärtet habe, berichtete die Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Bei zwei weiteren Festgenommenen stand am Freitagabend eine Entscheidung über eine mögliche Untersuchungshaft noch aus.
Kontakt übers Internet
Auch der dritte Mann soll laut Bundesanwaltschaft und BKA über das Internet Kontakt zu dem Attentäter gehabt haben. Der Vierte hatte demnach keine direkte Verbindung, soll aber mit Kontaktpersonen des Mannes ebenfalls übers Internet kommuniziert haben.
Keine Festnahmen
Alle vier seien nicht tatverdächtig. Die Durchsuchungen dienten lediglich der Sicherstellung möglicher Beweismittel. Festnahmen habe es keine gegeben.
Vier Tote in Wien
Ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Montag in der österreichischen Hauptstadt vier Menschen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil schwer verletzt, bevor er selbst durch Polizeischüsse starb.
Attentäter Teil eines Netzwerks
Der 20-jährige Attentäter war nach Überzeugung der Ermittler Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks, das über Österreich hinausreicht. Österreichs Innenminister Karl Nehammer hatte in Wien gesagt - ohne Einzelheiten zu nennen - dass neben zwei Festnahmen in der Schweiz noch weitere Maßnahmen in einem anderen Land laufen würden.