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Kosten & Personalmangel: Immer mehr Altenheime in Hessen schließen

Hohe Kosten und Personalmangel - Immer mehr Altenheime in Hessen schließen

Zwei Dutzend Altenheime haben in Hessen in den vergangenen zweieinhalb Jahren den Betrieb eingestellt. Dazu gehört auch das "Haus Tabor" in Bad Schwalbach.
© dpa

Zwei Dutzend Altenheime haben in Hessen in den vergangenen zweieinhalb Jahren den Betrieb eingestellt. Dazu gehört auch das "Haus Tabor" in Bad Schwalbach.

In Bad Nauheim (Wetteraukreis) sind drei Häuser mit mehr als 100 Bewohnern betroffen, in Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus-Kreis) zwei Häuser mit rund 50 Bewohnern: In ganz Hessen schließen gerade reihenweise Altenheime.

Seit Anfang 2021 haben laut Sozialministerium 38 Pflegeeinrichtungen im Land den Betrieb eingestellt: 24 Altenheime, eine Kurzzeitpflegeeinrichtung, 12 Tagespflegeeinrichtungen und eine betreute Wohngemeinschaft.

Jede dritte Einrichtung von Insolvenz bedroht

Und es könnte noch schlimmer kommen. Laut einer Umfrage der Diakonie Hessen sieht sich jede dritte Einrichtung der Seniorenhilfe von Insolvenz bedroht, wie eine Befragung von fast 100 Einrichtungen ergab. Drei Viertel der befragten Einrichtungen mussten ihre Leistungen in den vorherigen sechs Monaten bereits einschränken.

Personalmangel ist größtes Problem 

Was Heime in die Insolvenz treibt, erklärt Alexander Roth, Wirtschaftsberater bei der Beratungsgesellschaft für Sozial- und Betriebswirtschaft des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe: "Hauptproblem ist der Personalmangel", sagt der Betriebswirt, der Betreiber in solchen Krisenszenarien berät. Wenn der vorgeschriebene Personalschlüssel nicht eingehalten werden kann, können nicht alle Heimplätze belegt werden. Dann sinken die Einnahmen, aber die meisten Kosten - etwa die Miete für das Gebäude oder die Verwaltung - bleiben gleich.

Personal- und Energiekosten stark gestiegen

Durch die jüngsten Tarifabschlüsse sind die Personalkosten gestiegen. Auch Sachkosten wie etwa für Energie sind gewachsen. Ein weiterer wichtiger Faktor hat seine Ursache in der trägen Bürokratie: "Die privaten Zuzahlungen für die Heimbewohner sind stark gestiegen. Nicht alle können das zahlen. Sie sind dann auf Sozialhilfe angewiesen. Aber bis der Antrag bearbeitet ist, dauert es lange - in Einzelfällen bis zu 21 Monate. So lange bekommt das Heim kein Geld", erklärt Roth.

Kleine und große Heime betroffen

"Je nachdem, wie viele Faktoren zusammentreffen, kann es für das einzelne Heim dann zu viel sein", sagt der Wirtschaftsberater. Seiner Erfahrung nach ist das Risiko für alle Trägerschaften und Heimgrößen in etwa gleich: "Es trifft frei-gemeinnützige Einrichtungen und private Ketten, große Häuser ebenso wie kleine."

Über 100 Bewohner von Insolvenz in Bad Nauheim betroffen

In Bad Nauheim musste die Dorea-Gruppe Ende Juli die Schließung der Häuser "Württemberg", "Regina" und "Christa" einleiten. Von der Insolvenz sind insgesamt 113 Bewohner betroffen. Gekündigt wurde ihnen bisher aber nicht: Nach Angaben eines Sprechers bestehen durchaus Chancen, dass für alle drei Häuser - ebenso wie ein viertes, das "Haus am Sprudelhof" - andere Träger gefunden werden. "Die uns liebste Lösung wäre, wenn wir tatsächlich alle Häuser mit voller Belegung an einen neuen Betreiber übergeben können. Ob das gelingt werden die nächsten Wochen zeigen", sagte der Sprecher.

 

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Kein Nachfolger in Bad Schwalbach gefunden

In Bad Schwalbach wurde das "Haus Tabor" seit Ende Juni geschlossen - die Betreiberfamilie fand keinen Nachfolger, wie der Landkreis berichtet. Mehr als 40 Bewohner mussten umziehen. Das "Gräfin-von-Heininger-Haus" mit weiteren 15 Plätzen hört in wenigen Monaten auf. Damit stehen in der Kreisstadt zwar statt 130 nur noch etwa 80 Heimplätze zur Verfügung, "aber es entsteht auch Neues", sagt Maria Alisch, Leiterin des Fachdienstes Soziales im Rheingau-Taunus-Kreis. Geplant sind zum Beispiel zwei Pflege-Wohngemeinschaften. "Es ist gut, dass es auch andere Angebotsformen gibt als die stationäre klassische Heimunterbringung."

Verschiedene Gründe für Schließung

"Die Gründe für Betriebseinstellungen sind vielschichtig", heißt es bei der Betreuungs- und Pflegeaufsicht, der Betriebseinstellungen gemeldet werden müssen. Teilweise würden mehrere Gründe angeführt: Neben wirtschaftlichen Gründen gehe es zum Beispiel manchmal auch um einen nicht zu stemmenden Sanierungsbedarf, persönliche Gründe oder eine "Betriebsuntersagung" der Aufsichtsbehörden.

Mehrzahl der geschlossenen Betriebe in privater Hand

Wenn "fehlende Wirtschaftlichkeit" der Grund ist, sind privat betriebene Heime viel häufiger betroffen. 12 von 17 Heimen, die in den letzten Jahren aus diesem Grund den Betrieb eingestellt haben, waren in privater Trägerschaft. Laut Sozialministerium gab es im Land zuletzt 1019 stationäre Pflegeeinrichtungen (Stand Ende 2021).

Weitere Insolvenzen absehbar

Wie die Diakonie erwartet auch der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe, dass die Zahl der Insolvenzen steigt. "Es sind schwierige Zeiten", sagt Roth. "So lange sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert, werden vermutlich noch mehr Insolvenzen hinzukommen." Seiner Ansicht nach ist das "Korsett" für die Heimbetreiber zu eng: Sie können weder die Preise erhöhen, noch haben sie die Zuschüsse in der Hand oder Einfluss auf die Bürokratie.

Betreuungsplatz-Mangel wird sich verschärfen

Roth findet das fatal: "Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, Anbieter zu verlieren. Es gibt schon jetzt zu wenig Heimplätze und der Bedarf steigt." Eine Patentlösung hat auch er nicht. Zwar könnte man seiner Ansicht nach an einzelnen Schräubchen drehen, etwa an der Belegungsquote oder den Bearbeitungsfristen für Sozialhilfeanträge.

Gute Bezahlung vs. Höhere Kosten

Manches aber bleibe ohne umfassende Reformen und Bürokratieabbau "unauflösbar": Jeder will, dass das Pflegepersonal gut bezahlt wird, aber höhere Löhne führen zu höheren Kosten und das erhöht bei ausbleibenden Zahlungen oder fehlender Refinanzierung das Insolvenzrisiko. "Diese Zusammenhänge kommen in der gesellschaftlichen Debatte zu kurz", findet der Wirtschaftsberater.

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