Schrillende Handys und Sirenen - Warntag offenbar pannenfrei und pünktlich
Laute Handys und Sirenengeheul haben am Vormittag bundesweit Menschen aufgeschreckt. Beim dritten offiziellen Probealarm gab es überall in Deutschland piepsende Handys und laut schrillende Sirenen zu hören. Ausgelöst wurde die für etwa 11.00 Uhr angekündigte Warnung am Donnerstag (14.09.) vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn diesmal überpünktlich.
Es war teilweise ein Mini-Frühstart - auch hier bei uns in Hessen. Bei vielen ging der Handy-Alarm schon um 10:59 Uhr los, nicht erst um 11:00. Insgesamt bilanziert die Feuerwehr Wiesbaden den Warntag als vollen Erfolg. „Nachdem es im ersten Jahr eher holprig gelaufen war, funktionieren die Systeme inzwischen einwandfrei. Jeder, der sein Smartphone eingeschaltet, die richtigen Einstellungen aktiviert und Netzempfang hatte, ist gewarnt worden“, so Thorsten Fuchs, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz der Feuerwehr Wiesbaden.
Textnachricht kam aufs Handy
Auch per Cell Broadcast wurde wieder gewarnt. Dabei erhielt jeder Handynutzer, der sich mit angeschaltetem Mobiltelefon in einem bestimmten Gebiet aufhielt, eine von einem Geräusch angekündigte Textnachricht - vorausgesetzt das Gerät ist nicht zu alt und die notwendigen Updates wurden gemacht.
Hessisches Innenministerium: "Rückmeldungen durchweg positiv"
Das Hessische Innenministerium zeigte sich nach einer ersten Zwischenbilanz zufrieden mit dem Warntag. Die ersten Rückmeldungen aus den Landkreisen, kreisfreien Städten und Kommunen, die bis 14 Uhr dem Ministerium gemeldet wurden, seien durchweg positiv gewesen." Auch die Einbindung von Rundfunk und Fernsehen zur Verteilung der Warninformation fand wie geplant statt."
So funktioniert Cell Broadcast
Unterschiedliche Behörden lösen die Warnung aus und die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom und O2 übermitteln sie. Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Bei dem in Deutschland recht neuen System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind - daher der Name "Cell Broadcast". Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist und es schrillt ein lauter Ton.
Sirenen können noch nicht zentral angesteuert werden
Außerdem standen etwa 38.000 Sirenen für den Probealarm zur Verfügung. Bis zumindest ein Teil von ihnen zentral angesteuert werden kann, werden aber mindestens noch einige Monate vergehen. "Die Sirenen müssen von den Leitstellen der Kommunen ausgelöst werden; da muss also jemand in der Leitstelle noch auf den Knopf drücken", erklärt der BBK-Präsident, Ralph Tiesler. Ziel sei es, dass in Zukunft alle Sirenen, bei denen das technisch machbar sei, auch vom Bund direkt angesteuert werden können.
Allein in Kassel 65 Info-Tafeln an 22 Standorten
"Ziel ist, dass im Fall einer Gefahr möglichst viele Menschen schnell gewarnt werden. Um dies zu erreichen, muss man heute auf viele Kommunikationswege für eine Warnung setzen", erklärt Kassels Brandschutzdezernent Dirk Stochla. "Die Bildschirme an den Hauptverkehrsstraßen und unseren beiden Bahnhöfen sind ideal, um zum Beispiel die Pendlerinnen und Pendler und Reisende zu erreichen, die in Kassel unterwegs sind."
Probealarm auch auf Info-Screens in der Stadt
Auch über die Info-Screens in der Fußgängerzone und in den beiden Einkaufszentren könne man viele Menschen gut erreichen. 65 Displays an 22 Standorten befinden sich in Kassel.
Klassischer Feueralarm im Schwalm-Eder-Kreis
Aufgabe der Leitstelle Schwalm-Eder war das Auslösen aller rund 350 Sirenen im Kreis, die noch mit einem analogen Funkempfänger ausgestattet sind. In den betroffenen Dörfern und Städten war über diese Sirenen dann testweise der „klassische“ Feueralarm zu hören. Die Auslösung erfolgte in alphabetischer Reihenfolge der 27 Städte und Gemeinden und dauerte bis zur Auslösung in den letzten Kommunen circa eine halbe Stunde. Die vom Bund ausgelöste Entwarnung an die gängigen Warn-Apps war bereits für 11:45 Uhr vorgesehen.
Feuerwehr Kassel startet Umfrage
Die Feuerwehr Kassel möchte jetzt wissen, wie gut die Sirenen in den verschiedenen Bereichen der Stadt zu hören waren. Hierbei können die Bürgerinnen und Bürger helfen: Über eine Internetseite zum Sirenenalarm ist ein Link zu einer kurzen Umfrage. Mit wenigen Klicks bekommt darüber die Feuerwehr eine wichtige Rückmeldung. Die Umfrage ist am Donnerstag, 14. September bis 21 Uhr freigeschaltet.
Erster bundesweiter Warntag war ein Reinfall
Beim ersten bundesweiten Warntag 2020 war vieles schiefgegangen, weshalb der damalige BBK-Chef, Christoph Unger, seinen Posten räumen musste. Beim zweiten Warntag-Test am 8. Dezember 2022 lief es besser. Dort lag die Abdeckungsrate von Cell Broadcast bei rund 53 Prozent, wie das BBK unter Berufung auf eine eigene Umfrage berichtet. "Insgesamt können wir mit einer Quote von rund 90 Prozent über alle Warnkanäle zusammen schon ganz zufrieden sein", findet Tiesler.