Messerattacke am Hamburger Hbf - Verdächtige polizeibekannt
Die Verdächtige im Fall des Messerangriffs im Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten ist für die Behörden keine Unbekannte. Die gebürtige Niedersächsin ist seit 2021 immer wieder polizeilich aufgefallen, wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums mitteilte. "Unter anderem erschien sie mehrfach auf Polizeidienststellen und zeigte dabei deutliche Anzeichen einer psychischen Erkrankung."
Im vergangenen Jahr leitete die Polizei mehrere Strafverfahren gegen die Verdächtige ein, wie das Ministerium weiter mitteilte. Vor dem Messerangriff in Hamburg sei die 39-Jährige zuletzt Anfang Mai in Cuxhaven auffällig gewesen. Ein Gericht habe die Frau dann in eine Psychiatrie eingewiesen. Nach drei Wochen in Behandlung sei sie einen Tag vor der Attacke am Bahnsteig entlassen worden.
Schwerstverletzte außer Lebensgefahr
Schock, Erleichterung und Alltag am Hamburger Hauptbahnhof: Nach der grausamen Messerattacke mit insgesamt 18 Verletzten gab es Entwarnung für die vier lebensgefährlich verletzten Opfer. Es handelt sich bei ihnen um drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren sowie einen 24 Jahre alten Mann. Sie befinden sich inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand, wie die Polizei mitteilte. Zudem wurden sieben Menschen schwer und weitere sieben Menschen leicht verletzt.
Unterbringung angeordnet
Ein Haftrichter hat die Unterbringung der 39 Jahre alten Verdächtigen - eine 39 Jahre alte Deutsche - angeordnet. Der Unterbringungsbefehl laute auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen, teilte die Polizei mit.
Bei der Attacke am frühen Freitagabend zwischen Gleis 13 und 14 hatte eine Frau mit einem Messer offenbar wahllos auf um sie herum stehende Menschen eingestochen. Zuvor habe sie bereits auf dem Südsteg des Hauptbahnhofes mit dem Messer hantiert.
Passanten verhinderten Schlimmeres
Dass die Attacke nicht noch mehr Menschen getroffen hat, ist dem mutigen Eingreifen von zwei Passanten zu verdanken. "Durch das sehr schnelle Eingreifen zweier Passanten, die sich auf dem Bahnsteig befanden, (...) konnte der Angriff unterbrochen werden", teilte die Polizei am Mittag mit. Einsatzkräfte hätten die 39 Jahre alte Deutsche im Anschluss schnell festnehmen können. Nach derzeitigen Erkenntnissen soll die Verdächtige alleine gehandelt haben.
Forderungen nach mehr Sicherheit auf Bahnhöfen und KI
Der folgenreiche Messerangriff hat nicht nur viel Anteilnahme, sondern auch erste Forderungen nach mehr Sicherheit in den Bahnhof nach sich gezogen. So sprach sich der Vorsitzende der Bundespolizei in der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf, für flächendeckende Kontrollmöglichkeiten an Bahnhöfen für die Bundespolizei aus. Im und um den Hamburger Hauptbahnhof sind Waffen seit Herbst 2023 verboten. Dazu zählen auch Messer. Das wird auch regelmäßig kontrolliert.
Die in Hamburg seit längerem eingesetzten Quattro-Streifen müssten deutschlandweit eingesetzt werden, sagte er der "Hamburger Morgenpost". Dazu fehlten der Bundespolizei rund 3.500 Kollegen. Es müsse dringend aufgestockt werden, "denn Sicherheit braucht Personal".
Zudem könne der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beim Auswerten von Kamerabildern helfen, sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Die Beamten benötigten "KI-unterstützte Kameratechnik, die auch Verhaltenserkennung beinhaltet, sodass solche Verhaltensauffälligkeiten im Vorfeld schon erkannt werden könnten."
"Feiger" Messerangriff schockiert Politik
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher zeigte sich schockiert über den Messerangriff. Die Tat sei erschütternd, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. Er fügte an: "Die Täterin ist in Gewahrsam. Ich wünsche den Opfern der Tat viel Kraft und hoffe, dass auch die Schwerverletzten gerettet werden."
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X: "Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe." Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verurteilte den Messerangriff. "Es ist schockierend, wenn Reisende hinterhältig und feige attackiert werden", sagte Dobrindt laut seines Ministeriums in der Nacht.
Hinweisportal freigeschaltet
Die Polizei teilte mit, sie sei nach wie vor auf der Suche nach Bildern, Videos und Hinweisen. Diese können über ein Hinweisportal übermittelt werden. Außerdem sollen sich Zeugen, die bislang noch keinen Kontakt zur Polizei hatten, beim Hinweistelefon unter +49 40 4286-56789 zu melden. Denn noch immer versucht die Mordkommission den genauen Tatablauf zu rekonstruieren.
Die Deutsche Bahn hat zudem eine Hotline für Betroffene und Angehörige geschaltet, sie ist kostenfrei unter +49 800 3 111 111 zu erreichen.