Umfrage: Mehr deutsche Großunternehmen wollen Investitionen stoppen
Es wird gespart - Großunternehmen stoppen Investitionen
Immer mehr Großunternehmen aus Deutschland wollen Investitionsprojekte stoppen. Das zeigt eine neue Umfrage unter 100 Vorstandsvorsitzenden deutscher Unternehmen, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY am Dienstag veröffentlichte.
Mehr als die Hälfte der befragten Konzernchefs gab an, im kommenden halben Jahr eine geplante Investition stoppen zu wollen. Der Anteil stieg seit der letzten Umfrage im Januar um 24 Prozentpunkte auf 53 Prozent. Das sind mehr als im internationalen Vergleich: Weltweit gaben 37 Prozent der Konzernchefs diese Antwort. Auch der Anstieg fiel mit fünf Prozentpunkten deutlich geringer aus.
Standortverlagerungen steigen
Darüber hinaus stellen auch mehr Unternehmen ihre Standorte auf den Prüfstand. Der Anteil der deutschen Konzerne, die eine Verlagerung ihrer Betriebsstätten plant, stieg seit Jahresbeginn von 30 auf 39 Prozent. Unter allen Umfrageteilnehmern gab es ein leichtes Plus von 36 auf 37 Prozent.EY hat für die Umfrage weltweit 1200 Vorstandsvorsitzende befragt.
Viele negative Aspekte für die Firmen
Weitere Themen waren unter anderem die wirtschaftlichen Aussichten, strategische Herausforderungen sowie die Mitarbeiterbindung. Die Umfrage wurde im Juni und Juli durchgeführt.EY-Partner Constantin Gall sieht die Unternehmen in einem Dilemma: Viele Unternehmen litten unter hohen Energie- und Rohstoffpreisen, einer unbefriedigenden Auftragslage und einer sinkenden Kauflaune, sagte er laut Mitteilung.
Industriepolitik in Deutschland hinkt hinterher
Zudem gebe es in Europa und Deutschland keine überzeugende Industriepolitik, die für wettbewerbsfähige Produktionskosten sorge und zugleich Investitionsanreize setze. Angesichts milliardenschwerer Subventionsprogramme wie dem Inflation Reduction Act der US-Regierung warnte er: "Europa und Deutschland drohen im Standortwettbewerb mit den USA deutlich zurückgeworfen zu werden. Wichtig wäre etwa, dass wir in Deutschland international wettbewerbsfähige Energiekosten bekommen", sagte Gall.