Gewerkschaft warnt - Ticketpreise bei der Bahn könnten steigen
Nach den Haushaltsberatungen gibt es Warnungen vor deutlichen Preissteigerungen für Bahnkunden. Hintergrund ist, dass die sogenannte Trassenpreisförderung nicht erhöht wird. Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), sprach von einem großen Fehler.
Schon ab Herbst sei mit stark erhöhten Ticketpreisen und einem geringeren Angebot im Fernverkehr zu rechnen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Die Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr drohen auch dramatisch zu werden. Das alles sorgt für Unsicherheit bei den Beschäftigten und der Industrie und wird Wut bei den Bahnkunden auslösen."
Schnell Maßnahmen vorlegen
Burkert - stellvertretender Aufsichtsratschef der Bahn - sagte, er habe den Vorstand der Deutschen Bahn aufgefordert, jetzt schnell im Aufsichtsrat die notwendigen Maßnahmen vorlegen, um mit dieser Situation umzugehen.
Weniger Verkehr auf der Schiene?
Die Grünen-Haushälterin Paula Piechotta sagte, der Bundesregierung habe die parlamentarische Kraft für eine spürbare Trassenpreisförderung bei der Schiene gefehlt. Die Koalition provoziere spürbare Preissteigerungen für Bahnfahrer und Unternehmen, die ihre Güter auf der Schiene transportieren.
Unterstützung bei der Schienenmaut
Bei den abschließenden Beratungen des Haushaltsausschusses über den Haushalt 2025 hatte es keine Änderungen bei der Reduzierung der Trassenpreise im Schienengüterverkehr gegeben - geplant sind 275 Millionen Euro. Damit unterstützt der Bund die Bahnbranche bei der Schienenmaut.
Branche will mehr Geld
Die Branche hält die Summe aber für viel zu niedrig. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) teilte mit, es bestehe ein Bedarf von bis zu 350 Millionen Euro im Güterverkehr. "Vor dem Hintergrund der steigenden Trassenpreise und eines intensiven Wettbewerbs mit dem Straßengüterverkehr wird diese Entwicklung zu weniger Verkehr auf der Schiene und zu Marktaustritten führen."
Ministerium blickt auf die kommenden Jahre
Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte, trotz massiver Einsparerfordernisse sei es gelungen, die Trassenpreisförderung für den Schienengüterverkehr für 2025 um rund 46 Millionen Euro gegenüber 2024 zu erhöhen. "Klar ist aber auch, dass es für eine wirksame Dämpfung der Trassenpreissteigerungen mit Blick auf die kommenden Jahre noch mehr finanzielle Unterstützung braucht." Dafür werde sich das Ministerium in den anstehenden Haushaltsverhandlungen für 2026 erneut einsetzen. Im Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2026 sind für die Trassenpreisförderung 265 Millionen Euro geplant.
Viel Kritik
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte: "Es ist vollkommen unverständlich, dass die Haushälter die Trassenpreisförderung nicht erhöht haben. Unter den derzeit horrenden Preisen leiden nicht nur die Kunden im Güterverkehr auf der Schiene. Im Fernverkehr werden die hohen Trassenpreise ja auch an die Reisenden weitergegeben – beides ein Unding." Mit einer solchen Prioritätensetzung komme der Bund der Verkehrswende und den Klimazielen nicht näher, sondern "schaltet sehenden Auges einen Gang rückwärts."
Forderung nach Wettbewerbsfähigkeit
Neele Wesseln, Geschäftsführerin der Güterbahnen, sagte der dpa: "Trotz aller Warnungen verweigert die Bundesregierung eine Aufstockung der Trassenpreisförderung und verpasst damit die Chance, ein klares Signal für die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene zu setzen."

