Marburg verabschiedet MoVe 35 - Autoverkehr soll deutlich sinken
Wie soll der Verkehr der Zukunft in Marburg aussehen? Darüber wurde in der Stadt heftig gestritten. Jetzt haben die Stadtverordneten das umstrittene Mobilitäts- und Verkehrskonzept MoVe 35 verabschiedet - mit deutlicher Mehrheit.
Es werde Autos aus der Unistadt verbannen, fürchten die einen - es wird unsere Stadt viel lebenswerter machen, hoffen die anderen. HIT RADIO FFH hat die Kritiker und Befürworter gesprochen. Oberbürgermeister Thomas Spies will Autofahrerinnen und Autofahrer aber nicht verschrecken.
Autoverkehr soll um 25-50 Prozent sinken
Das Ziel ist, dass Marburg mit allen Verkehrsmitteln besser erreichbar ist und der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert wird - um 25 bis 50 Prozent. Außerdem soll die Stadt für alle sicherer werden.
Kurze Wege eher laufen oder radeln
Noch würden die Menschen, so haben die Experten für MoVe35 erarbeitet, vier von zehn Wegen in der Stadt mit dem Auto zurücklegen. Das soll um die Hälfte sinken. Zum Beispiel, indem kurze Wege öfter zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
OB Spiess: Wer will, kommt weiter mit dem Auto nach Marburg
Oberbürgermeister Thomas Spies betont aber im FFH-Interview: "Alle, die möchten oder müssen, können weiter mit dem Auto in die Stadt fahren. Die Stadt wird viel lebenswerter - mehr Bäume, mehr Radwege, gezielterer Busverkehr - und vor allem: mehr Sicherheit, damit niemand in Marburg mehr durch den Verkehr verletzt wird."
Autowege sollen reduziert werden
Der Ausbau des ÖPNV-Systems spielt für die Umsetzung eine tragende Rolle. Busse und Bahnen sollen in Zukunft eine attraktive Alternative zum Auto darstellen. Auch Parkmöglichkeiten in den Straßen sollen begrenzt und bestehende Systeme wie Tiefgaragen oder Parkhäuser besser genutzt werden.
3.762 Menschen beteiligten sich an Online-Befragung
Drei Jahre hatten gesellschaftliche Gruppen, unterstützt von Experten, geforscht, beraten und geplant. 2020 beteiligten sich außerdem 3.762 Menschen an einer Online-Befragung. Gehört wurden auch die Ortsvorsteher der Außenstadtteile.
Beispielhafte empfohlene Maßnahmen aus MoVe35
- Park+Go-Standorte für Menschen, die mit dem Auto nach Marburg fahren - zum Beispiel an den Afföllerwiesen, am Georg-Gaßmann-Stadion oder am Aquamar
- weiterer Ausbau des E-Bike-Leihsystems
- Einrichtung von Ladezonen in Innenstadtbereichen
- mehr Parkverbote in Kreuzungsbereichen zur Erhöhung der Sicherheit
- Umkehr der Regelgeschwindigkeit innerorts, nur auf ausgewählten Straßen darf schneller als 30 km/h gefahren werden
- verstärkte Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt an stark frequentierten Verkehrsbereichen
- Konzipierung von Quartiersgaragen zur Reduzierung des ruhenden Verkehrs im öffentlichen Raum
- Ablehnung einer Westumfahrung Marburgs, Ablehnung des diskutierten Behring-Tunnels
- Entlastung City durch Abstufung von Deutschhaus- und Biegenstraße als städtische Hauptverkehrsstraßen
- Deutschhausstraße und Teile der Biegenstraße werden Einbahnstraße - Gegenfahrbahn bekommen Radler und ÖPNV
- Durchfahrten werden erschwert zum Beispiel durch Unterbrechung Am Grün zwischen Schul- und Jägerstraße, optional Sperrung mittlere Gutenbergstraße
- im Südviertel: Prüfung von Einbahnstraßenregelung und Rückbau öffentlicher Kurzzeitparkplätze (v.a. in den inneren Bereichen)
- Verlagerung von Straßenparken in die Parkhäuser: Straßenparken soll teurer als Bustickets sein
Mehr Raum für Fahrradfahrer
Wer in Marburg künftig mit dem Rad unterwegs ist, soll sich durch "Move 35" sicher fühlen und unfallfrei unterwegs sein können. Die Radwege sollen zu diesem Zweck ausgebaut werden und dann sicher befahrbar und durchgängig sein. Momentan fehle häufig die Infrastruktur, um mit dem Rad sicher von A nach B zu kommen.
Übergeordnetes Ziel bleibt der Klimaschutz
Der Umweltverbund soll also als attraktive Alternative zum PKW ausgebaut und verbessert werden. Außerdem sollen Marburgs Straßen mit entsprechender Begrünung an das veränderte Klima angepasst werden. Die Temperaturen sollen durch Bäume und Sträucher, entlang der Straßen und Wege, gesenkt werden. Insgesamt soll durch ein angenehmeres Klima in der Stadt das Wohlbefinden der Bürger und Bürgerinnen verbessert werden.
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