FFH-Reporter begleitet Polizei-Nachtstreife: Die Gefahr fährt mit
"Die Gefahr fährt immer mit" - FFH begleitet Polizeistreife bei Nacht
Die Polizei, Dein Freund und Helfer. So hieß das früher zumindest mal. Heute gibt es immer mehr Attacken auf Polizisten: Im vergangenen Jahr wurden in Hessen fast 2500 mal Polizeibeamte im Dienst angegriffen. Ein Plus von fast 20 Prozent.
Und nicht zuletzt der vorläufige traurige Höhepunkt: die tödlichen Schüsse auf Polizisten nachts bei Kusel. Deshalb haben wir uns gefragt: Wie fühlt sich das an in der Nacht im Streifenwagen? FFH-Reporter Marc Wilhelm war bei so einer Nachtschicht jetzt hautnah dabei – bei der Polizei im südhessischen Ober-Ramstadt. Hier sein Bericht:
Schusssichere Weste ist Pflicht
Die Schicht dauert 12 Stunden. Von 18 Uhr bis 6 Uhr früh. Ich muss gestehen: Als ich vor der Polizeistation einparke, verspüre ich leichte Nervosität. Im Streifenwagen bin ich noch nie mitgefahren. Schon gar nicht nachts und im richtigen Einsatz. Und spätestens, wenn ich meine schusssichere Weste anziehe - das ist Pflicht, auch für mich als Begleiter vom Radio - dann wird klar: Das ist kein Spiel, keine Übung. Das ist die Polizei-Realität. Und da kann es auch richtig brenzlig werden. Spoiler-Alarm: Das wird es aber zum Glück nicht.
Bespuckt und getreten
Zum einen, weil ich mich total sicher gefühlt habe bei den beiden Polizisten, die ich nachts begleiten durfte: Franziska Hotz (36, Polizeihauptkommissarin) und Lennard Lautz (31, Kriminaloberkommissar) - beides erfahrene Beamte. Und die Fälle, die beide zu bearbeiten hatten in diesem Ausschnitt ihrer Arbeit, haben sie total souverän gemeistert: Ruhestörungen, ein verdächtiges Auto, Ehepaare streiten, dass volle Bierflaschen fliegen. Aber nicht immer lässt sich alles, wie in dieser Nacht, durch ruhige Gespräche lösen. Erst neulich gab es Ärger mit einem wildgewordenen Randalierer. Franziska Hotz: "Er hat uns übel beleidigt, bespuckt und getreten, er war kaum zu bändigen." Und ihr Kollege ergänzt: "An uns lässt man's aus."
Teamwork als Lebensversicherung
Dennoch müssen die Beamten ruhig bleiben, auch wenn das manchmal schwerfällt. Ein dickes Fell gehört dazu und - ganz wichtig - Vertrauen auf den Streifenpartner. Franziska Hotz sagt: "Mein Kollege ist meine Lebensversicherung und ich seine. Wir müssen uns hundertprozentig aufeinander verlassen können."
Respekt vor den Anforderungen
Meine Erkenntnisse der Nacht: Zum Glück musste meine von einem Polizeikollegen ausgeliehene schusssichere Weste nicht beweisen, dass sie tatsächlich schusssicher ist, und: Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor dem Polizisten-Job. Denn: Die Gefahr fährt immer mit im Streifenwagen, sagt mir auch Polizist Lennard Lautz: "Aber Gott sei Dank sind wir bisher immer gut nach Hause gekommen."