Wichtiges Umweltschutz-Projekt - Wasserbüffel erhalten Moore im Odenwald
Sie können auch da weiden, wo heimische Kühe sich schwertun: Wasserbüffel fressen sich in Moorlandschaften im Odenwald satt.
Kauend und mit laufender Nase beäugt eine kleine Herde bulliger Wasserbüffel neugierig alles außerhalb der Weide. Mit schlammverkrusteten Beinen bewegen sich die hunderte Kilogramm schweren Tiere mit den imposanten Hörnern gemächlich auf ihrer nassen Weidewiese.
Hauptjob: Fressen
Ihre Hauptbeschäftigung ist Fressen, ihr Nebenjob Naturschutz. "Die haben sonst keine Arbeit", sagt Bauer Wolfgang Schierenbeck, der zusammen mit Joachim Mauermann im südhessischen Grasellenbach (Kreis Bergstraße) ein gutes Dutzend Wasserbüffel und fast zwei Dutzend Galloway-Rinder hält.
"Win-win-Situation"
"Die Büffel wollte ich eigentlich gar nicht haben", sagt Schierenbeck. Über einen Verein und in Zusammenarbeit mit dem zum Unesco-Welterbe Kloster Lorsch gehörenden Freilichtlabor Lauresham hätten sie sich aber überreden lassen. Heute ist das Engagement mit den Wasserbüffeln aufgrund des Klimaplanes des Landes nach Auffassung von Anne Michaeli von der Nabu-Stiftung hessisches Naturerbe aber eine Win-win-Situation.
Fleisch wird vermarktet
In einer Zusammenarbeit von Politik, Umweltschützern und Landwirten kann unter anderem Schierenbeck seine Tiere jetzt auf Parzellen von saurem Niedermoor weiden. Die Wasserbüffel und Galloways fressen sich auf der der Landesbehörde Hessenforst gehörenden Fläche umsonst satt, schützen das Moor und Schierenbeck kann später das Fleisch der Galloways und der Wasserbüffelkälber vermarkten.
Schutz des sauren Niedermoors
Schierenbecks Wasserbüffel und Galloways sind Teil eines Projektes, um ökologisch wichtige saure Niedermoore zu bewahren und eine Austrocknung der Flächen zu verhindern. Der Schutz dieser Moore gehört zum Klimaplan Hessen. Projekte gibt es mehrere landesweit, aber nicht bei allen kommen Michaeli zufolge schwergewichtige Wasserbüffel oder Galloways zum Einsatz.
Nur ein Viertel der Niedermoore relativ intakt
Die Nabu-Stiftung hessisches Naturerbe hat nach einer Kartierung dieser Moorflächen bis Ende 2024 über mehr als vier Jahre insgesamt mehr als 160 solcher Niedermoorflächen angeschaut. Nach der Kartierung sei festgestellt worden, dass im Vergleich zu zehn Jahren zuvor gerade mal ein Viertel der Standorte noch relativ intakt waren. "Das bedeutet, dass das Artenvorkommen noch ähnlich war und auch, dass die Wasserverfügbarkeit, was ja für ein Moor das A und O ist, dass die auch noch gegeben war", sagt Michaeli. Grob ein weiteres Viertel sei komplett zerstört gewesen. "Das heißt, die Arten waren nicht mehr da und es war schon total entwässert, degradiert, dass man da auch echt nichts mehr tun konnte", schildert sie die Ergebnisse.
Botanisches Gleichgewicht herstellen
Der Rest war in einem Zustand, bei dem man sagen konnte, da kann man noch etwas tun. "Entweder wir bewässern wieder die Fläche oder wir stellen das botanische Gleichgewicht wieder her. Also da konnte man noch was tun, aber die waren auch schon auf so einem absteigenden Ast." Das heißt: "Es sah ziemlich, ziemlich schlecht aus um diese sauren Niedermoorstandorte."
Pflege ist nötig
Diese Niedermoore sind aufgrund ihrer Artenvielfalt schützenswert. Falsch oder gar nicht bewirtschaftet sind sie gefährdet. Entwässerungsgräben oder Baumwuchs entziehen ihnen das nötige Wasser. "Insgesamt kann man sagen, dass man immer eine Pflege braucht, weil diese sauren Niedermoorstandorte auch einfach wegen des Klimawandels nicht selbsterhaltend sind", sagt Michaeli. Dazu brauche es nicht unbedingt Büffel, manchmal reiche auch ein klärendes Gespräch mit dem Bauern.
Moore speichern Treibhausgas
Aber diese Niedermoore sind auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Sie speichern Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Bei Bauer Schierenbeck soll die Beweidung nun weiter ausgedehnt werden. "Ziel ist es, den Wasserrückhalt in dem kleinen Moor zu stärken, die CO2-Speicherung wieder zu aktivieren und den vielen seltenen Pflanzenarten auch in Zukunft das Überleben zu ermöglichen", heißt es beim Regierungspräsidium Darmstadt. In einer Projektbilanz der Nabu-Stiftung hessisches Naturerbe heißt es, dass durch die Zusammenarbeit knapp 90 Niedermoorstandorte Hessens langfristig unter Schutz gestellt werden konnten.
Büffel besser geeignet
Aber warum Wasserbüffel und keine heimischen Kühe? "Die Klauen sind für den Sumpf besser geeignet", sagt Schierenbeck. "Die sinken nicht so stark ein." Auch könnten sie zum Beispiel Schilf und die dortigen Gräser verdauen, was normale Rinder nicht könnten. "Eine Hochleistungs-Milchkuh würde hier verhungern." Künftig können sich die Büffel gemächlich dann auf einer weiteren Weide satt fressen. Behäbig sind die imposanten Büffel aber nicht immer. "Die können auch anders."

