Nathaniel Brown (r.) und Hauke Wahl (l.) kämpfen um den Ball.
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Befreiungsschlag nach Königsklassen-Debakel für Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt! Die Hessen schlagen den FC St. Pauli zuhause mit 2:0 und feiern den ersten Liga-Heimerfolg seit Spieltag eins Mitte August.
In einer ereignisarmen ersten Halbzeit dauerte es lange, ehe Jonathan Burkardt (36.) die Hessen in Führung brachte: Nach starker Vorlage von Uzun sah Gäste-Keeper Vasilj schlecht aus und der SGE-Stürmer staubte ab. In der zweiten Halbzeit dann der zweite Treffer des Sommerneuzugangs: Nach Vorlage von Chaibi machte Burkardt (56.) - wie schon gegen Freiburg vergangenes Wochenende - seinen Doppelpack perfekt.
Generalprobe für Pokalspiel am Dienstag geglückt
Die Eintracht feiert nach der 1:5-Niederlage in der Champions League gegen Liverpool vom Mittwochabend nun also den vierten Bundesliga-Saisonsieg und bleibt in der Tabelle weiter im Bereich der europäischen Plätze. Zudem ist es nach dem Erstrunden-Pokalspiel in Engers erst das zweite Pflichtspiel der Saison, in der die Eintracht kein Gegentor kassiert. Bereits am Dienstagabend dann das nächste Kracher-Heimspiel: In der zweiten DFB-Pokalrunde kommt Borussia Dortmund in den Deutsche Bank Park.
Krösche am FFH-Mikro: "Wichtiger Sieg"
Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche freut sich im Gespräch mit FFH-Reporterin Sonja Pahl über den Sieg ohne Gegentor.
Positiv, 2 zu 0 gewonnen und 0 steht hinten. Insgesamt aber nicht zufrieden, oder? Warum sollte ich nicht zufrieden sein? Boah, das Spiel war schon schwierig, sagen wir es mal so. Hast du ein anderes Spiel gesehen als ich? Also am Ende ist es so, dass, na klar, am Anfang war man ein bisschen nervös, das hat man gesehen. Ich meine, wenn du natürlich dann auch immer so viele Gegentore bekommst und man muss ja sagen, die Kritik war ja dann auch berechtigt. Dann muss so eine junge Mannschaft natürlich auch erstmal mit klarkommen. Das hat man so ein bisschen in der ersten Halbzeit gesehen. In der zweiten Halbzeit, finde ich, haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht, kontrolliert, fast nichts zugelassen. Von daher können wir sehr zufrieden sein heute, auch gerade mit der zweiten Halbzeit. Von daher ein wichtiger Sieg, weil es einfach wichtig war, jetzt auch gerade nach den Niederlagen jetzt zu Hause St. Pauli zu schlagen. Von daher sind wir zufrieden.
Toppmöller mit vier Wechseln im Vergleich zu Liverpool
Im Vergleich zum bitteren 1:5 gegen den FC Liverpool in der Champions League am Mittwoch nahm Eintracht-Coach Dino Toppmöller vier Änderungen vor. Außer Burkardt brachte er auch Farès Chaïbi, Ellyes Skhiri und Can Uzun anstelle von Aurèle Amenda, Jean-Mattéo Bahoya, Mario Götze sowie Hugo Larsson. Bei St. Pauli stand Verteidiger Karol Mets erstmals seit fast einem Jahr wieder in der Startelf.
Erst Langeweile, dann Vasiljs Geschenk
Auf dem Platz ging es vor 59.500 Zuschauern zunächst deutlich ruhiger zu. Beiden Teams waren die Negativerlebnisse der vergangenen Spiele anzumerken. Bis auf ein Tor von St. Paulis Stürmer Martijn Kaars, das in der Anfangsphase aber wegen einer Abseitsstellung aberkannt wurde (4.), war die Partie mehr als 30 Minuten geprägt von einem Abtasten. Die Frankfurter hatten viel Ballbesitz, strahlten aber lange keine Gefahr aus. Das änderte sich in der 36. Minute, als Burkardt zur Führung traf - auch dank Mithilfe von Vasilj. Er boxte eine Hereingabe von Uzun auf den Kopf von Burkardt.
Knauff am FFH-Mikro: "Können zufrieden sein"
Eintracht-Offensivmann Ansgar Knauff im Gespräch mit FFH-Reporterin Sonja Pahl über den Heimsieg ohne Gegentor und den Doppelpacker Burkardt.
Ihr habt gewonnen mit zwei Toren und mit einer Null hinten drin. Froh, glücklich, dass das jetzt so gelaufen ist? Ja, auf jeden Fall. Wir haben heute das gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten von Anfang an sehr intensiv spielen, wussten, dass St. Pauli mit einer hohen Intensität an den Tag legt. Wir haben da, glaube ich, über 90 Minuten gut gegengehalten, haben hinten nicht viel zugelassen und sind vor allem sehr glücklich, dass wir mal zu Null ein Spiel gewinnen konnten. Und vorne trifft Jonny und macht wieder einen Doppelpack. Wie ist der denn jetzt in der Kabine durchgehopst? Ich habe ihn auf der Auswechselbank sehr gestrahlt. Ja, super drauf. Er ist jetzt, glaube ich, richtig hier angekommen, hilft uns enorm weiter, macht heute wieder zwei super Tore und ist auf einem super Weg. Jetzt hast du gerade gesagt, ihr habt die 90 Minuten komplett das Ding in der Hand gehabt, aber wir haben die erste Halbzeit doch ein bisschen kritischer gesehen. Da hat uns so ein bisschen die Aggressivität von euch noch gefehlt, die der Trainer angedeutet hat oder die er haben wollte. Siehst du das auch so oder sagst du, es war halt, weil Pauli sich hinten reingestellt hat? Nein, ich glaube, Pauli hat sich auch nicht nur hinten reingestellt. Sie haben uns schon auch ein paar Mal gut rausgespielt, obwohl wir gepresst haben. Und ja, sie haben es nicht schlecht gemacht und es war nicht einfach, ins Spiel zu kommen. Es war in der ersten Halbzeit auch nicht so leicht. Wir haben dann, je länger das Spiel ging, auch immer mehr Räume bekommen, haben versucht, die Tiefe zu attackieren und haben uns dann so ein paar Chancen rausgespielt, zwei Tore gemacht und können, glaube ich, insgesamt mit dem Spiel zufrieden sein.
Toppmöller zu FFH: "Arbeitssieg"
SGE-Cheftrainer Dino Toppmöller auf FFH-Nachfrage über den 2:0-Erfolg dank Stürmer Burkardt.
Grundsätzlich war es von allen offensiven Spielern ein sehr solides Spiel. Es war jetzt kein, klar, Jonny hat jetzt die zwei Tore gemacht, aber es war jetzt kein großer Glanzpunkt in dem Sinne dabei. Es war halt einfach ein gewisser Arbeitssieg, wie man so schön sagt. Wir wollten schon immer wieder auch mal tiefe Bälle hinter die Kette und das hat mich schon dann am Anfang auch das ein oder andere Mal aufgeregt, dass wir das eben nicht gemacht haben, weil St. Pauli nämlich auch sehr gut im Vorwärtsverteidigen ist. Wir wollten es einfach auch nach hinten bringen, dass sie nach hinten verteidigen müssen. Und ja, am Ende schießen wir beide Tore so, dass wir zwei Bälle hinter die Kette spielen mit Laufwegen einfach. Die Läufe musst du dann auch machen und dann schießen wir beide Tore. Das erste ist so ein typisches Jonny-Tor, diesen Riescher zu haben. Im letzten Moment, zack, ist er vorm Abwehrspieler und nickt den Ball dann ein. Da hat er schon ein unfassbar gutes Gespür und ich glaube beim zweiten Tor ein sensationeller Pass von Fares und wie er dann die Ruhe hat, den Ball dahinter. Anzunehmen und dann auch die Geduld zu haben, das ist für mich ein absolutes Traumtor, weil er einfach die Geduld hat und wartet, bis der Ball noch mal runterfällt. Weil da sind dann viele Stürmer hektisch und die dann mit dem nächsten Kontakt schnell den Abschluss suchen. Und er hat die Geduld, stellt den Körper noch mal rein, lässt den Ball wirklich nach unten fallen und schießt ihn dann rein. Das war schon eine individuelle Top-Leistung.
Die Eintracht blieb zu Beginn der zweiten Hälfte am Drücker. Nach einem tollen Angriff über Uzun und Ansgar Knauff scheiterte Nathaniel Brown aus kurzer Distanz an Vasilj, der dieses Mal stark parierte (49.).
Burkardt wieder mit Doppelpack
Besser machte es ein paar Minuten später Burkardt, der einen Diagonalball von Chaïbi mit der Brust gekonnt annahm und anschließend zum 2:0 vollendete. Während die Frankfurter den Vorsprung nun verwalteten, blieb St. Pauli offensiv weiter erschreckend schwach.
Torwart Michael Zetterer (l.), Ritsu Doan (m.) und Doppelpacker Jonathan Burkardt (r.) freuen sich über den Heimsieg.
Kiezkicker nach vorne harmlos
Am gefährlichsten wurden die Kiezkicker noch in der 78. Minute, als Eintracht-Keeper Michael Zetterer einen Abschluss von Oladapo Afolayan nur nach vorne abwehren konnte. Den Nachschuss setzte Connor Metcalfe übers Tor. So blieb es beim 2:0.
Platzverweis für 200 Pauli-Fans nach Auseinandersetzungen
Vor Beginn der Begegnung sorgten die Fans des FC St. Pauli für Schlagzeilen. Am Hauptbahnhof von Hannover waren etwa 50 Fans der Kiez-Kicker und des VfL Wolfsburg, die parallel beim Hamburger SV spielten, aneinandergeraten. Es flogen unter anderem Baustellenabsperrungen und Flaschen zwischen den Fanlagern.
200 Fans des FC St. Pauli durften nach Angaben der Fanhilfe des Vereins das Spiel in Frankfurt nicht besuchen, weil sie einen Platzverweis durch die Polizei erhielten. Die Fanhilfe veröffentlichte in den sozialen Medien eine entsprechende Verfügung der Frankfurter Polizei.
Der Hamburger Bundesligist kritisierte das Vorgehen. "Vor dem Hintergrund der bislang bekannten Informationen zum Vorfall in Hannover wirken die polizeilichen Maßnahmen mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit zumindest fragwürdig", schrieb der Club.